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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann
Autoren: Neal Asher
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hatte. Er zog sich hindurch und sah sich dahinter um.
    »Was ist das?«
    »Scheußliche organische Tech.« Wie er dem Display im unteren Winkel des Helmvisiers entnehmen konnte, war Vulture inzwischen mit dem Anzug verbunden und sah somit alles, was auch Salvor sah.
    »Sieht für meinen Geschmack tot aus.«
    »Trotzdem empfehle ich bei deiner Rückkehr eine Dekontaminierung.«
    »Ich weiß, was das hier ist«, sagte Salvor, als er die Steuersitze erblickte, die von tentakelähnlichen Holzgewächsen umschlungen waren, sowie die dicht gepackten Schaltungen unter dem schrägen Glasboden und die übrigen Anlagen an den Wänden ringsherum, die ebenfalls von diesen Gewächsen durchdrungen wurden. »Es ist die Brückenkapsel.«
    »Ja, das denke ich auch. Ich empfehle dir außerdem, sofort dort zu verschwinden - du weißt schließlich nicht, womit du es zu tun hast.«
    »Warte mal eine Minute. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Dreyden dafür bezahlen würde - oder eine der Separatistengruppen? Hier liegt ein Vermögen in High-Tech-Anlagen herum, mal ganz zu schweigen davon, was dieser ganze andere unheimliche Mist sein könnte.«
    Salvor entdeckte jetzt die vertrocknete Leiche an der Rückwand; sie wurde dort von Gewächsen gehalten, die aus der Wand sprossen. Er blickte wieder auf den Kapitänsstuhl und sah, dass er leer war. Wahrscheinlich also eine Art Biotechangriff: Das Schiff war übernommen und gezwungen worden, Elysium anzugreifen, während der Kapitän schon tot dort hinten lag.
    »Vorläufig kann ich hier nichts weiter erreichen«, sagte Salvor. »Ich mache Aufnahmen und stelle sie ins Netz - und warte dann mal ab, wer das beste Angebot für die Koordinaten macht.« Er wandte sich zum Gehen, zögerte aber, als sich etwas neben ihm bewegte. Eine Schattenwelle drehte sich um etwas und offenbarte es dann. Da stand ein Mann: ein nackter Mann mit scheußlichen Verbrennungen seitlich im Gesicht und entlang einer Körperflanke, Verbrennungen, die so tief reichten, dass sie die Knochen um eine leere Augenhöhle freilegten wie auch die geschwärzten Zähne in den Kiefern und die verbrannten Rippen in der Brust. Die seltsamen Gewächse, die die Brückenkapsel überwucherten, durchdrangen auch den Körper dieses Mannes, nur dass sie sich in ihm bewegten wie Maden in einer Leiche. Sie überdeckten auch die unverbrannte Gesichtshälfte und schlängelten sich chitinhaft unter seiner Haut entlang. Auf der anderen Kopfseite schimmerte ein kristalliner Matrixverstärker in grünlichem Licht, und Kristallstangen spießten sich, ausgehend von dem Verstärker, durch versengtes Fleisch rings um das Schlüsselbein.
    »Oh Scheiße«, war alles, was Salvor noch hervorbrachte, ehe die linke Hand des Mannes vorzuckte und ihn am Hals packte, während die rechte Hand aufs Helmvisier drückte.
    »Salvor! Salv…!« Vultures Schreie brachen ab.
    Die Anzugsysteme drehten förmlich durch und meldeten Lecks, subversive Fremdprogramme, Änderungen der Luftmischung… Salvor wehrte sich gegen den Griff, der seinen Kehlkopf zermalmte, aber genauso gut hätte er gegen eine Andockklammer kämpfen können. Die Anzugsysteme fielen aus, und sämtliche Minidisplays, die entlang des unteren Visierrandes eingeblendet waren, erloschen gleichzeitig. Dann schmolz das Visier, und dunkle hölzerne Tentakel schlängelten sich auf seine Augen zu.
    Er schrie nicht, fand einfach nicht den nötigen Atem dafür.

    - Rückblick 1 -
    Direkt außerhalb von Bangladesch badete strahlender tropischer Sonnenschein die Rasenflächen rings um das Cybercorp HQ, und das Geschnatter der Menge verstärkte sich proportional zur Menge des gekühlten Champagners, den die Leute zu sich nahmen. Viele Presseleute, die gelangweilt auf den Auftritt des neuen Golem Fünfundzwanzig warteten, lenkten sich ab, indem sie die ortsansässigen Backenhörnchen mit Kanapees fütterten. Jemand hatte auch einen Elefanten in seiner roten und goldenen Aufmachung herangeführt. Er stand daneben und wedelte mit dem Rüssel nach den umher schwärmenden Holocams, und der Golem-Elefantentreiber wirkte verlegen. Niemand wusste, warum diese Kreatur hier war; nur wenige gaben einen Dreck drauf.
    Solenz Garrick von Earthnet saß auf dem Sockel einer Ganesha-Statue, versuchte mit einem Papiertaschentuch Rabenkacke von seinem Straßenanzug zu wischen und betrachtete mit einem Ausdruck, der an Hass grenzte, die schwarzen Vögel in der Dattelpalme nebenan. Als er zu der Ansammlung geodätischer Kuppeln
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