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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann
Autoren: Neal Asher
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ist es wahrscheinlich mit dem Gestein darunter verschmolzen«, erklärte Vulture in Sal-vors Helm, »oder irgendein Teil ist in einer Bodenfalte hängen geblieben. Allerdings ist auch möglich, dass es irgendwie am Asteroiden festgemacht wurde.«
    Bei diesem Gedanken hielt Salvor inne. »Du meinst, da drin könnte noch jemand leben?« »Entweder das, oder irgendeine KI oder ein computerisiertes System ist noch aktiv.«
    »Naja, es liegt ein Jahr zurück, dass die Occam .Razor geröstet wurde, also wären alle Überlebenden inzwischen tot oder lägen im Kälteschlaf.«
    Salvor schob sich durch die voll gestopfte Kabine zur Luftschleuse, deren Innentür Vulture schon öffnete. Salvor zwängte sich in diese noch beengtere Räumlichkeit, während die Innentür zuging und der Luftaustausch anlief. Schließlich öffnete sich die Außentür, und Salvor steckte die Füße ins Vakuum hinaus. Beim Herabsteigen öffnete der Anzug ein Display in der unteren rechten Ecke des Helmvisiers und informierte ihn darüber, dass er die Saugfunktion der Stiefelsohlen eingeschaltet hatte; verbunden war das mit der Frage, ob Salvor das ändern wollte. Die halbintelligente Anzugsteuerung hatte schon die Umgebung sondiert und nahm Salvors Bedürfnisse vorweg. Er kümmerte sich nicht um das Displayfenster, und einen Augenblick später ging es wieder aus. Kaum berührte er mit den Füßen den versengten Fels des Asteroiden, da verbanden sich die Stiefelsohlen damit, und er wanderte wie über einen mit Teer verschmierten Fußboden zu dem riesigen Wrackteil hinüber.
    »Hier fällt auf, dass die Stielsektion eher absichtlich abgenommen wurde als abgebrochen ist«, erklärte ihm Vulture über Kom.
    Salvor nahm den hundert Meter langen »Stiel« in Augenschein. Er stellte fest, dass das Ding einen quadratischen Querschnitt hatte, etwa zehn Meter dick war und auf ganzer Länge Interfacepunkte für optische Fasern sowie Gas- und Flüssigkeitsleitungen aufwies. In manchen davon steckten immer noch die jeweiligen Anschlüsse - während die dazugehörigen Leitungen und Fasern abgerissen waren und im Vakuum baumelten. Darüber hinaus entdeckte Salvor entlang des Stiels viele andere Anschlüsse und Geräte: lange Reihen von Zahnstangen, Druckwasserpumpen, Gravoplatten, Generatoren und elektromagnetischen Schwerlastmotoren. Offensichtlich hatte die Occam Razor dieses Objekt in ihrem Rumpf verlagern können. Das hintere Stielende war fest an irgendeiner riesenhaften hydraulischen Maschine befestigt, deren Anschlüsse zum Vakuum offen standen.
    »Viele Polisschlachtschiffe konnten ihre Innenstruktur im Hinblick auf optimale Schlagkraft verändern. Offenkundig gehörte das hier zur beweglichen Struktur«, erklärte ihm Vulture.
    »Wirklich?«, fragte Salvor trocken.
    Der Hauptbestandteil des Objekts war kugelförmig und durchmaß etwa fünfzig Meter, und ein Wust von Sensorphalangen auf der anderen Seite erinnerte an eine blühende Distel. Als Salvor dort eintraf, betrachtete er die Unterseite und stellte fest, dass das Objekt tatsächlich mit dem Asteroiden verschmolzen war und der Schmelzvorgang erstarrte Ströme schwarzen Gesteins erzeugt hatte, die irritierend organisch wirkten. Salvor hatte jedoch bei der Vermessung von Asteroiden eine unheimliche Scheiße wie diese schon oft genug gesehen. Es machte ihm nichts mehr aus.
    Als er schließlich die Sensoren erreichte, die wie ein Metallwald über ihm aufragten, entdeckte er etwas, das nach einer Fluchtluke aussah. Sie stand ein Stück weit offen, und Wassereis überzog den im Schatten liegenden Boden darunter. Dieser Umstand verriet Salvor, dass im Innern wahrscheinlich niemand mehr am Leben war, denn wäre dieses Eis nur das Ergebnis von Wasserdampf in einer Luftschleuse gewesen, hätte es sich schon lange verflüchtigt. Dieser Asteroid war auf seiner Bahn vor wenigen Monaten der Sonne sehr nahe gekommen, und die dabei herrschenden Temperaturen hätten gereicht, Blei zu schmelzen. Offensichtlich entwich hier Luft aus dem Objekt, seit es aufgeschlagen war, und dieser Vorgang dauerte immer noch an. Salvor duckte sich und packte den Rand der Luke. Sie leistete ihm kurz Widerstand, aber dann schalteten sich die Servomotoren des Raumanzugs ein, und sie schwang auf - wobei ein lautloses Kreischen als Vibration durch die Handschuhe drang. Er betrat die Luftschleuse, und der Anzug schaltete entgegenkommenderweise die Helmlampen ein. Hier konnte Salvor sehen, dass die Innentür aufstand, wie er schon vermutet
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