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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann
Autoren: Neal Asher
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hatte. Die Vorstellung, dass eine solche KI Skellor in die Finger bekam, war erschreckend. Der Gedanke, wie sie gewisse Dinge an sich brachte, die Skellor bald verstreuen würde, wie ein Löwenzahn seinen Samen in den Wind abgab, das reichte sogar, um einem Drachen Albträume zu bereiten. Aber Drache hatte keinerlei Einfluss auf diese Dinge, obwohl er dafür gesorgt hatte, dass ein solches Ding, das sich in seiner Nähe befand, in sicherere Hände gelangte.
    Nach wie vor auf dem Weg nach Cull, stellte das Wesen eine Verbindung zu der Flugeidechse her, die sich in einem Sulerbaneblatt zum Schlafen zusammengerollt hatte, offenkundig erschöpft vom kürzlichen Stress ihrer erwarteten Vernichtung. Nachdem diese Kreatur ihre Anweisungen erhalten hatte, schwang sie sich in die Lüfte, schüttelte sich und flog hinüber zu den Panzerresten, die von Skellors letzter Mahlzeit auf Cull übrig geblieben waren. Sie landete und blickte zu der Stelle, wo das goldene Ei hingefallen war. Drache war so erheitert, dass er beschloss, die Echse ungeachtet ihres Beinahekontaktes mit Dschainatechnik am Leben zu lassen. Dort, wo das Ei im Staub gelegen hatte, lag jetzt eine blaue Eichel.
    Drache fragte sich, was der Messingmann mit seinem neuen Spielzeug anzufangen gedachte. Andere hätten vielleicht über die Definition dieses Wesens von »sichereren Händen« gestaunt.

Epilog
    Fethan bückte sich neben den verstümmelten Golem und dachte mit morbidem Humor: Ich hege nicht viel Hoffnung, was seine Genesung anbetrifft. Aber in diesem Fall irrte er sich damit vielleicht. Gant fehlten vielleicht ein Bein und der Kopf, aber der Speicherkristall müsste eigentlich das essenzielle Wesen in der Golembrust bewahrt haben. Allerdings zeichneten Dschainagewächse diese Brust, und der Golem hatte sich abgeschaltet. Die Gefahren, die womöglich von dem Gewächs ausgingen, waren auch der Grund, warum Fethan und Thorn darauf bestanden hatten, sich allein auf die Suche zu machen, und warum sie Tanaquil und diesem jungen Mann, Tergal, erlaubt hatten, mit dem Luftschiff nach Golgoth zurückzukehren. Fethan dachte darüber nach. Der Wutschrei des Chefmetalleurs, als er erkannte, dass das Siedlerschiff Ogygian nicht mehr am Himmel stand, war herzzerreißend gewesen: Man sah richtig, wie Tanaquils einziger Kontakt zu der menschlichen Zivilisation, in die zurückzukehren er sich sehnte, ihm sowohl die Ehefrau als auch die Träume geraubt hatte. Vielleicht konnte er neuen Träumen nachhängen? Sicherlich war die Polis noch nicht fertig mit diesem Planeten.
    »Empfängst du irgendwas?«, fragte Thorn.
    Fethan schüttelte den Kopf. »Ich habe es noch nicht probiert.« Jetzt versuchte er die Verbindung zu Gants körpereigenem Funk herzustellen - vielleicht die einzige verbliebene Luke des toten Soldaten zur Außenwelt. Aber wie früher schon stieß der Cyborg dort auf etwas Böses, vor dem er zurückschreckte. Es war, als steckte man die Hand in einen dunklen Tunnel und hörte irgendein Tier knurren. Uber das Funksignal versuchte ein Virus bei ihm einzudringen - fremdartiger Dschainacode. Er schaltete seinen Transceiver ab und isolierte ihn, und er schloss auch die Energieversorgung für seinen primären Decoder ab.
    »Ich denke nicht, dass er da drin ist«, sagte er.
    »Wir müssen sichergehen«, erwiderte Thorn.
    Fethan zuckte die Achseln. Er mochte Gant und wollte nicht, dass dieser unwiederbringlich tot war, aber er kannte den Mann oder die Maschine nicht so lange wie Thorn. Widerstrebend sendete er ein internes Signal und öffnete die Synthofleischabdeckung der Fingerspitze. Dann studierte er Gants offenen Hals und entschied sich gegen all die durchgetrennten optischen Kabel. Stattdessen wählte er eine kleine Leitung mit haarfeinen supraleitenden Fasern darin und drückte die Fingerspitze in die Bruchstelle. Uber die Nervenschaltungen in der Fingerspitze stellte das Killerprogramm die nötigen Verbindungen her und suchte sich den Weg in den Kristallspeicher des Golems. Das Programm transkribierte sich diesmal nicht, da es nur einen Blick riskieren musste. Fethan spürte, wie sich Schmerzen in seiner rechten Schulter und dem Arm ausbreiteten. Das war vielleicht psychosomatisch, aber es bekümmerte ihn doch. Endlich nahm das Programm seine Lagebeurteilung vor:
    Dein Freund ist fort. Hier drin findet man nichts mehr, was als menschlich erkennbar wäre, nur Dschainacode und sein Bedürfnis nach Überleben und Verbreitung.
    In diesem Augenblick fuhren die Hände
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