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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2
Autoren: K. H. Scheer
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sich verändert, bis auf die Erinnerung an die wenigen Augenblicke, die der Kommandant aus ihrem Gedächtnis ausradiert und durch neue Daten ersetzt hatte.
    Ehe das Schiff die einfache Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte, war Eltron hinsichtlich der elektronischen Rechenergebnisse gezwungen gewesen, das Heck mit der schweren Impulskammer gegen die Fahrtrichtung zu drehen und mit dem Bremsmanöver zu beginnen.
    Die von Professor Elivant persönlich eingestellten Robot-Selbststeuergeräte hatten das zu einem Fernraumer gewordene Mondschiff genau auf den fiktiven und nur rechnerisch ermittelten Punkt zugesteuert, wo der äußerste Planet des solaren Systems zum Zeitpunkt der Ankunft stehen mußte. Es waren nur geringfügige Korrekturen erforderlich gewesen, die sich aus einigen notwendigen Ausweichmanövern des Schiffes ergeben hatten.
    Eltron saß wieder vor den Hauptkontrollen. Dicht neben ihm arbeitete Chefingenieur Maryman. Es war alles ganz normal, zumal man sich hütete, den überragenden Kommandanten und Wissenschaftler an die Person des Commanders zu erinnern. Nur wenn die Männer unter sich waren, kamen sie auf Shonert zu sprechen.
    Dr. Topsei hatte in selbstquälerischer Art versucht, eine logische und medizinisch fundierte Begründung für das plötzliche Versagen des Offiziers zu finden, was ihm aber nicht einwandfrei gelungen war.
    Demetry Rovanow, der Zweite Ingenieur des Raumers, hatte schließlich die ewigen Diskussionen mit den Worten beendet:
    „Sie sollten sich meiner Meinung nach eher über eine Tatsache unterhalten, die Sie mit einem einzigen Blick auf die Bildschirme der Außenbord-Aufnahme feststellen können. Pluto ist nur noch wenige Millionen Kilometer entfernt, so daß wir ihn in etwa sieben Tagen Erdzeit erreicht haben. Unser Treibstoffverbrauch ist so geringfügig, daß ich es kaum wage, auf die Meßuhren zu sehen. Man könnte dabei irrsinnig werden! Und da setzen Sie sich hin, um stundenlang über eine Sache zu reden, die für mich längst abgetan ist. Ein Soldat, der mit der Waffe in der Hand auf seinen Kommandanten losgeht, sollte auf der Stelle erschossen werden. Das wäre alles, was ich zu dem Fall Shonert zu sagen hätte!“
    Topsei hatte dem schlanken Offizier nachdenklich nachgeblickt, ehe er murmelte:
    „Er hat recht! Es tut mir leid, aber er hat recht. Sehen wir uns also den alten Pluto an, den ich schätzungsweise noch in guter Erinnerung haben dürfte. Die letzte Reise dauerte etwas länger, nicht wahr, Maryman?“
    „Damit haben Sie ausnahmsweise einmal ein wahres Wort gesprochen“, hatte der Chefingenieur entgegnet.
    Vor drei Minuten war die „Eltron I“ in die erste Landungsellipse eingesteuert worden. Mit einer wahnwitzigen Fahrt schoß sie auf die Oberfläche des toten Planeten zu, der bereits die Bildschirme ausfüllte.
    Eltron bremste fünf Sekunden lang mit dem Höchstwert von 1 km/sec, und wieder heulte im Maschinenraum der Fusionsmeiler auf. Er hatte die Energie für die Entzerrungsfeld-Projektoren zu liefern, was eine vollautomatische Steigerung der Meilerkapazität bewirkte.
    Niemand innerhalb des Schiffes spürte etwas von den unsinnigen Kräften, die normalerweise bei einer Beschleunigung von etwas über einhundert, „g“ hätten auftreten müssen. Sie hörten nur das dumpfe Donnern der Umformerbank, und da begriff auch der letzte Mann, was Ramsay Eltron der raumfahrenden Menschheit geschenkt hatte. Allein das Entzerrungsfeld zur Aufhebung zermürbender Beharrungseffekte war eine Neuerung, die ein Mensch erst dann schätzen lernte, wenn er plötzlich nicht mehr hilflos und schwach dem fürchterlichen Druck hoher Beschleunigungen ausgeliefert war.
    Eltron bremste in drei kurzen Impulsstößen die hohe Fahrt, und auf einmal schien es, als wollte die Oberfläche nicht mehr näher kommen.
    „Sir, wollen Sie keine Funkverbindung mit unserer Plutostation aufnehmen?“ fragte Maryman mit glänzenden Augen.
    „Die wissen ja noch gar nichts von unserer überraschenden Ankunft.“
    Er ahnte nicht, warum in Eltrons Augen wieder diese verletzende Ironie aufglomm.
    „So, meinen Sie“, entgegnete er reserviert. „Sie werden mir wohl erlauben, erst einmal festzustellen, ob auf Pluto alles mit rechten Dingen zugeht.“
    Maryman sah verblüfft auf seinen Kommandanten, der vor einigen Minuten ein faustgroßes Gerät vom Gürtel seiner Kombination abgehakt hatte. Die eine Seite glich einer ovalen, geschliffenen Linse. Als er nun eine Schaltung vornahm, begannen verworrene
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