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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2
Autoren: K. H. Scheer
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gewohnte Umwelt getrennt wird? Maryman, sehen Sie mich an!“
    Er sah in die total verstörten Augen eines Menschen, der keine Erklärung finden konnte.
    „Maryman, es tut mir so leid, daß ich Sie belügen mußte. Es ist nicht meine, und es ist nicht unsere Art, es sei denn, wir werden gezwungen. Mein Freund, wollen Sie wieder Ihr natürliches Bein besitzen? Es dauert nur eine halbe Stunde, und Ihr Gewebe wird sich zu Knochen, Muskeln und Sehnen erweitern. Wir sind Ihnen etwas schuldig, Maryman.“
    Der Chefingenieur brach haltlos stöhnend zusammen.
    Im gleichen Augenblick erlosch der violette Lichtfinger, der aus der Wandung des riesigen Kugelschiffes hervorgekommen war. Die ehemalige Mondrakete setzte so sanft auf, daß noch nicht einmal ein geringfügiger Stoß empfunden wurde.
    Sie warteten zehn Minuten, da murmelte Topsei plötzlich: „Es tut mir leid, Sir, aber ich halte Sie für einen Verräter an der Menschheit. Jetzt erst erkenne ich, daß die Anklage nicht unbegründet war. Sie haben sich dazu hinreißen lassen, mit erdenfremden Lebewesen ein Bündnis einzugehen, das wahrscheinlich auf eine Stärkung Ihrer persönlichen Macht hinzielt. Auch Ihre wundervollen Erkenntnisse stammen von diesem Wesen. Sie haben es geschickt begonnen, Sir! Sie sind jetzt schon der größte Wissenschaftler auf Erden, und eines Tages werden Sie vielleicht der Diktator des Planeten sein. Sie sind ein Verräter, Eltron!“
    Der Fremde nickte bedächtig, aber er sagte nichts. Dafür drückte er auf den Schalter, der das äußere Schott der Luftschleuse öffnete. Topsei wurde noch unruhiger, zumal die anderen Männer erregte Rufe ausstießen. An den Kontrollichtern war abzulesen, daß sich die Schleuse mit der künstlichen Atmosphäre des Schiffes füllte. Das rote Licht glühte auch noch, als die Signale des konzentrischen Aufzuges zu leuchten begannen.
    Draußen klang das leise Zischen auf, das den haltenden Lift immer begleitete.
    „Beruhigen Sie sich“, mahnte Eltron sanft. „Es täte mir wirklich leid, auf Sie schießen zu müssen.“
    Sieben Männer wichen zurück, als das Sicherheitsschott der Zentrale langsam aufglitt. Sie erblickten die unförmige Gestalt einer lebenden Kreatur, die regungslos auf drei beinähnlichen Gliedern stand. Unter der grünlichen Hülle des Raumanzuges pulsierte ein nichtmenschliches Leben. Langsam kam die erste der formlosen Gestalten in den Raum. Mit eigenartig anmutenden Schritten ging sie auf den ruhig lächelnden Kommandanten zu und berührte ihn mit den kurzen Auswüchsen, die kaum Ähnlichkeit mit menschlichen Armen hatten.
    Noch zwei dieser Wesen betraten die Zentrale. Nirgends war eine Waffe zu sehen und nirgends eine Geste, die von den schreienden Männer als Drohung hätte aufgefaßt werden können.
    Maryman lag auf dem Boden und barg den Kopf in den Händen. Er schrie, Schrie so, wie die anderen Männer auch, und trotzdem hörte er die leise Stimme:
    „Maryman, mein Freund, warum entsetzen Sie sich so furchtbar vor den Wissenschaftlern meiner Rasse?“
    Die beiden letzten Worte rissen den Chefingenieur vom Boden auf. Es wurde plötzlich totenstill, bis Topseis hysterische Stimme aufklang:
    „Was – was haben Sie da eben gesagt? Ihre Rasse? Ihre Rasse? O ja, ich beginne zu verstehen!“
    Der Arzt war plötzlich sehr ruhig. Aufmerksam sah er in die Augen jenes Mannes, den er für seinen Kommandanten gehalten hatte. Zerbrochen fragte er:
    „Wann haben Sie die Verwandlung vorgenommen? Darf ich danach fragen?“
    „Natürlich, Doktor. Es tut mir sehr leid, aber mir blieb keine andere Wahl. Wir waren unrechtmäßig angegriffen worden. Das wissen Sie. Ich tötete Ramsay Eltron, als Maryman besinnungslos war.“
    Der Mediziner nickte stumm. Sein ohnehin schmales Gesicht wirkte nun grau und verfallen.
    „Ich hätte es merken sollen, als Sie in die Station zurückkamen. Spätestens aber hätte ich es auf der ‚Regulus’ erkennen müssen.“
    „Mein Gefährte war krank. Seine Zellen waren entartet“, erklärte der Mann von Oros dumpf. „Ich mußte ihn töten, da er Unheil über Ihre Rasse gebracht hätte.“
    „Ja, es sah so aus“, schluckte der Arzt mit einem entsetzten Blick auf die drei formlosen Gestalten, die schweigend neben dem Kommandanten standen.
    „Maryman, hören Sie mir zu. Sie werden das Schiff zur Erde zurückbringen müssen. Sie sind mit allen technischen Einrichtungen vertraut. Erklären Sie dort mein Verhalten, und richten Sie aus, daß meine Rasse niemals an
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