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Der Mann von Oros - Teil 2

Der Mann von Oros - Teil 2

Titel: Der Mann von Oros - Teil 2
Autoren: K. H. Scheer
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interessiert mich nicht. Du bist mein Mann, sonst nichts.“
    „Mein Gott, so verstehe doch“, stöhnte er. „Darfst du mich denn zwingen, dir etwas zu sagen, was dich zerbrechen muß! Altry, ich habe bereits gefrevelt. Ich habe getötet und ich habe geblendet. Laß mich in Frieden ziehen und verschließe in deiner Seele meine Worte, die dir immer sagen sollen, wie sehr ich dich bewundere.“
    „Bewundern? Nur das?“ hauchte sie tränenerstickt.
    „Nein“, schrie er fast, „es ist mehr. Es ist eine echte, wahre und wundervolle Freundschaft, die ich niemals missen möchte. Du hast meinen Glauben an die Menschheit gestärkt. Der Tag wird kommen, wo euch der Eintritt in die kosmische Gemeinschaft gelingen wird. Er ist nicht mehr fern. Du wirst es noch erleben. Schon immer habe ich an das Gute im Menschen geglaubt. Ich bin immer enttäuscht worden, bis ich dich sah. Du gehörst bereits zu den wenigen Menschen, die den noch fehlenden Schritt zur Vollendung ausgeführt haben. Altry, ich …“
    „Es ist gut“, unterbrach sie ihn leise. „Ich verstehe dich wieder einmal nicht, aber ich weiß, daß ich dich so liebe, wie du bist. Was sollte ich mehr sagen.“
    „Ja, so wie ich bin“, flüsterte er resignierend. „So wie ich bin, Altry, darf ich dich aber niemals berühren, wenn ich nicht ein unverzeihliches Verbrechen begehen will. Nichts könnte schlimmer sein. Mußt du mich so demütigen? Warum zwingst du mich zu Erklärungen, die mir bitter schwerfallen?“
    Sie stand plötzlich dicht hinter ihm. Er fühlte den warmen Hauch ihres Atems in seinem Nacken. Als ihre Stimme erneut aufklang, war sie ruhig und gefaßt; aber Altry verstand noch immer nicht.
    „Du befindest dich in einer tiefen seelischen Not, Ramy. Ich habe es schon gefühlt, als ich dich vor acht Monaten empfing. Etwas in dir ist zerbrochen, und du findest nicht den Mut, dich dem Menschen anzuvertrauen, der dich liebt. Ich mag dieses Wort gar nicht. Wie aber sollte ich sonst etwas ausdrücken, was mein ganzes Sein erfüllt. Ramy, ich glaube, du findest nicht den Mut, mir zu sagen, daß du meine Gefühle nicht ehrlich erwidern kannst. Du bist beständig auf der qualvollen Suche nach Auswegen, weil du mir nicht weh tun willst. Du erschöpfst deine Zuneigung zu mir in kleinen Aufmerksamkeiten, die zwar deine Bewunderung und deine Freundschaft, nicht aber das ausdrücken, was ich bei dir, bei meinem Mann suche. Sprich jetzt und lasse mich nicht in dieser entsetzlichen Ungewißheit zurück. Sprich offen, und du wirst eine gute Freundin vorfinden, wenn du von deiner Probefahrt zum Pluto zurückkommst.“
    Sie war unglaublich gefaßt, und das zerbrach ihn. Der Körper des großen Mannes schien in sich zu verfallen, als die Schultern nach vorn sanken.
    „Niemals könnte ich eine solche Schuld auf mich laden“, flüsterte er erstickt. „Niemals darf ich dich mit einem Glauben zurücklassen, der auf vollkommen falschen Voraussetzungen basiert. Es wäre eine Schändung deiner natürlichen und ursprünglichen Gefühle. Du zwingst mich zu einer entsetzlichen Tat, Altry. Kannst du dich nicht mit dem Gedanken trösten, daß deine Zuneigung zu mir nur eine Illusion ist? Hilf mir doch, ich bitte dich!“
    „Nein“, entgegnete sie spontan, „nein, ich will nicht. Es ist keine Illusion. Ich möchte die Wahrheit wissen, auch wenn ich daran zerbreche. Es wird vorübergehen. Sprich, Ramy!“
    Er fühlte ihre Hände an seinem Arm, und da sagte er dumpf:
    „Altry, ich bin nicht dein Mann. Ich bin nicht Ramsay Eltron, sondern ein ganz anderer. Ich setze mein Dasein aufs Spiel, indem ich dir solche Dinge sage. Du kannst mich vernichten, und alles war umsonst.“
    Sie wurde blaß. Ihre Augen schimmerten im hellen Mondlicht, und so konnte er ihr ungläubiges Lächeln nicht übersehen. Sie hatte noch nicht verstanden.
    „Ja, natürlich bist du nicht mehr mein Mann, nicht mehr jener Raumkapitän Eltron, den ich vor vielen Jahren teilnahmslos scheiden sah. Ja, du bist ein ganz anderer, und deshalb liebe ich dich. Du bist reif geworden. Du bist so geworden wie ich dich immer haben wollte. Wenn du auf deiner Reise schlimme Erlebnisse gehabt haben solltest, so kannst du sie mir anvertrauen. Ich werde dich nicht verraten.“
    „So habe ich es nicht gemeint“, sagte er mit bebender Stimme. „Altry, bitte, gehe in dein Zimmer.“
    „Es ist auch das deine“, entgegnete sie zart lächelnd.
    „Nein!“ schrie er verzweifelt. „Nein, niemals! Es war niemals das meine, und
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