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Der Mann vom CDT

Der Mann vom CDT

Titel: Der Mann vom CDT
Autoren: Keith Laumer
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ich daraus entnehmen, Magnan, daß Sie bereit sind, die Einladung zu übermitteln?« fragte Clawhammer geradeheraus.
    »Ich, Sir?« Magnan erbleichte sichtlich. »Du lieber Himmel, ich würde ja gern gehen – aber ich stehe unter Beobachtung wegen möglicher Kakao-Verbrennungen vierten Grades.«
    »Verbrennungen vierten Grades?« wunderte sich Oberst Saddlesore laut. »Das würde ich mir gern ansehen. Ich habe schon von Verbrennungen ersten, zweiten und dritten Grades gehört, aber …«
    »Die Symptome sind für Laien nicht sichtbar«, erwiderte Magnan bissig. »Zudem verschlimmert sich mein Asthma in höheren Höhen.«
    »Bei Gott«, flüsterte Oberst Saddlesore seinem Nachbarn zu, »ich w ürde mir diese Burschen ja gern mal ansehen …«
    »Dann tragen Sie besser Ihre Rüstung, Wilbur«, erwiderte sein Nachbar. »Allen Berichten nach wiegen sie etwa dreihundert Pfund und tragen riesige Säbel, mit denen sie um sich schlagen, wenn sie ärgerlich werden. Und man sagt, der Anblick eines Terraners verärgert sie mehr als alles andere.«
    »… aber, wie ich gerade sagen wollte, erfordern meine Pflichten für die nächste Zeit meine Anwesenheit in meinem Büro«, schloß der Oberst.
    »Säbel, sagen Sie?« Der Wirtschafts-Experte spitzte die Ohren. »Hmm. Hier könnte sich ein Markt auftun für einige Millionen moderner Handwaffen – nur für den Polizeigebrauch, natürlich.«
    »Fabelhafte Idee, Depew.« Der Polit-Offizier nickte anerkennend. »Es geht nichts über ein paar Feuerwaffen, um die natürlichen, friedliebenden Neigungen eines Volkes hervorzubringen.«
    »Aber, aber, meine Herren – wir wollen hier doch keine illiberalen Doktrinen äußern«, sagte Clawhammer scharf. »Ich darf Sie daran erinnern, daß unser einziges Motiv ist, die befreite Bevölkerung mit den politischen Realitäten auf einen Nenner zu bringen.«
    »Ich habe eine Frage, Herr Botschafter«, meldete sich Retief. »Wir sind doch hier, um freie Wahlen zu überwachen – warum überlassen wir es dann nicht den Oberonianern, ihre eigenen politischen Realitäten herauszufinden?«
    Clawhammer blickte verständnislos.
    »Was – äh, was genau meinen Sie damit?« fragte der Polit-Offizier beunruhigt.
    »Warum lassen wir sie nicht aufstellen, wen sie wollen und für den Kandidaten stimmen, der ihnen gefällt?« erklärte Retief.
    »Ich schlage vor, daß Sie diese radikalen Ideen vergessen, junger Mann«, sagte Clawhammer streng. »Diese freien Wahlen werden auf die gleiche Weise durchgeführt wie alle anderen freien Wahlen zuvor. Und wenn ich es mir recht überlege, kommt mir der Gedanke, daß es für Sie eine wertvolle Erfahrung sein könnte, Seiner Wildheit den vorgeschlagenen Besuch abzustatten. Vielleicht poliert das Ihre Auffassung vom Protokoll etwas auf.«
    »Aber, Sir«, wandte Magnan ein, »ich brauche Mr. Retief unbedingt, um mir bei dem Konsolidierten Bericht über die Delinquenten-Berichte zu helfen …«
    »Ich fürchte, Sie müssen allein damit fertig werden, Magnan. Und was Sie betrifft, Retief …« Der Botschafter bedachte den jungen Mann mit einem durchdringenden Blick, »… so schlage ich vor, daß Sie sich mit angemessener Bescheidenheit benehmen, solange Sie sich unter den Tsuggs aufhalten. Es wäre mir sehr unangenehm, einen Bericht über irgendeinen unglückseligen Unfall zu erhalten.«
    »Ich werde mein Bestes tun, dafür zu sorgen, daß kein solcher Bericht Sie erreicht, Sir«, erwiderte Retief heiter.

 
3.
     
    Die grüne Morgensonne von Oberon schien warm herab, als Retief einen drahtigen Struke bestieg – ein etwas kleinerer und sanftmütigerer Verwandter des von den Tsuggs gezähmten wilden Vorch – und durch das Stadttor ritt.
    Retief kam durch ein Gebiet kleiner, sauberer Farmen, und von den Äckern starrten untersetzte Doob-Bauern zu ihm hinüber. Dann schloß ihn der Wald ein, als sich der Pfad aufwärts in die Vorberge wand. Am Nachmittag legte Retief eine Ruhepause ein. Er band den Struke an einen Baum und stärkte sich neben einem hübschen Wasserfall mit Pate-Sandwiches und spritzigem Bacchus Black aus einer Kalt-Flasche. Er beendete eben sein Dessert, bestehend aus Eiscreme, als ein sechzig Zentimeter langer Stahlpfeil an seinem Ohr vorbeipfiff und tief in dem dunkelblauen Holz eines Nunu-Baums hinter ihm steckenblieb.
    Retief stand langsam auf, gähnte, streckte sich, holte ein Vanille-Narkotik-Stäbchen hervor, entzündete es, indem er daran sog, und musterte dabei unauffällig das Unterholz. Hinter
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