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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton
Autoren: Carter Brown
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Augenblick nach. »Tja, es kann sein, daß ich meine
große Schwester ein paarmal verpfiffen habe — aber was die Jungen angeht...«
    »Schon gut«, winkte ich ab und
nahm Kurs auf mein Zimmer.
    »He, Danny!« rief sie hinter
mir her. »Fast hätte ich’s vergessen — ein gewisser Kasplin versucht seit halb zehn, dich zu erreichen. Du sollst ihn gleich mal anrufen.«
    »Sehr schön«, sagte ich
hoffnungsvoll. »Der hat auch eine rothaarige Sekretärin. Aber seine ist besser
ausgestattet.«
    »Du meinst, sie ist größer als
ich?« sagte Fran kühl.
    »Das auch«, räumte ich ein.
»Wenn ich mal viel Zeit habe, werde ich eine Abhandlung darüber verfassen,
wieso Mütter ihren Töchtern Gesangsstunden geben sollten.«
    »Ach so, diesen Gesang meinst
du!« Ihre Züge hellten sich auf. »Natürlich habe ich im Chor mitgesungen,
während meiner ganzen High-School-Zeit. Wieso?«
    »Paßt genau«, sagte ich
fröhlich. »Größe 38, Cup C — stimmt’s?«
    Ich schloß schnell die Tür
hinter mir, ehe Fran eine Diskussion beginnen konnte. Dann setzte ich mich
hinter den Direktorenschreibtisch, von dem ich inständig hoffe, daß er mich
eines Tages zu einem wirklich großen Boss machen wird, und hob den Hörer ab.
    An der leicht angerauhten Altstimme erkannte ich die denkmalsreife Schöne
auf Anhieb.
    »Hier spricht Danny Boyd«,
verkündete ich. »Hören Sie die Geigen, mit denen der Himmel vollhängt?«
    »Ich höre lediglich, daß Sie zu
dicke Mandeln haben«, antwortete sie. »Mr. Kasplin ist nicht da!«
    »Sind Sie sicher? Haben Sie
auch schon unterm Schreibtisch nachgesehen?«
    »Zum zweiten- und letztenmal «, knirschte sie. »Mr. Kasplin ist nicht da!«
    »Er sollte sich mal zu einiger
Konsequenz durchringen«, beschwerte ich mich. »Er ruft hier an, wenn ich nicht
da bin und hinterläßt die Bitte, ich solle ihn
anrufen — und nun ist er nicht da. Wenn das so weitergeht, könnten wir unsere
restlichen Tage damit verbringen, gegenseitig auszugehen — und überdies wissen
Sie ja, daß ich jederzeit viel lieber mit Ihnen ausgehen würde.«
    »Sie haben recht«, sagte sie,
und nun klang ihre Stimme schon sachlich, wenn nicht gar freundlich. »Er wollte
wirklich aus einem besonderen Grund mit Ihnen sprechen — bleiben Sie mal am
Apparat.«
    Es klickte zweimal, und dann
piepste Kasplins Vogelstimme in mein Ohr.
    »Gut, daß Sie anrufen, Boyd«,
erklärte er hastig. »Paul Kendalls Tod hat die ganze Produktion in ein Chaos
gestürzt, wie Sie sich denken können.«
    »Ich bin dabei, es mir
vorzustellen«, sagte ich vorsichtig.
    »Seltsamerweise hat die Sache
jedoch auch einen positiven Aspekt«, fuhr er verdächtig sanft fort. »Heute früh
hatte Miss Alberta ihren Kummer wegen des Pekinesen völlig vergessen.
Verständlicherweise möchte ich ihn keinesfalls zu neuem Leben erwecken — den
Kummer, meine ich. Ich nehme an, Sie haben dafür Verständnis, Boyd. Unter den
gegebenen Umständen scheint es mir das beste , wir
lassen die ganze Sache einfach fallen.«
    »Donna Alberta hat mich
engagiert«, erklärte ich höflich. »Und der guten Ordnung halber wäre es mir
lieber, wenn sie mir auch kündigte.«
    »Ich bin ihr Manager«, sagte er
eisig. »Ich habe Sie angestellt, Boyd — und wenn Sie darauf bestehen: Es macht
mir gar nichts aus, Ihnen zu kündigen.«
    »Meinetwegen«, erwiderte ich mißgelaunt . »Ich werde Ihnen die Zeit in Rechnung stellen,
die ich Ihretwegen geopfert habe.«
    »Nicht nötig«, schnauzte er.
»Sagen Sie mir gleich, was es kostet, und ich schreibe einen Scheck aus. Sie
können ihn bei Maxine abholen, wann es Ihnen paßt.«
    »Maxine?« fragte ich.
    »Meine rechte Hand«, sagte er
ungeduldig. »Was bin ich Ihnen schuldig?«
    »Fünfhundert Dollar«, sagte
ich.
    Betretene Stille.
    »Fünfhundert...« Die Stimme
versagte ihm für einen Moment. »Für bestenfalls zwölf Stunden Tätigkeit?«
    »Mein Kleiner«, sagte ich kalt,
»ich bin sehr beschäftigt!« Dann legte ich auf, bevor er es konnte.
    Ich brannte eine Zigarette an
und sagte mir, es sei Zeit für eine Kaffeepause und ein paar Gedanken darüber,
wie die Wirtschaftlichkeit meines Unternehmens zu steigern wäre. Wenn ich Fran
mitnahm, bezahlte sie vielleicht die Zeche.
    Ich setzte ein anerkennendes
Lächeln auf und betrat den schrankgroßen Raum, den wir gemeinhin Empfangszimmer
nennen — aber Fran kam mir zuvor.
    »Ich verlange eine
Gehaltserhöhung!« sagte sie schnell. »Wenn du mich nach Stunden bezahlst,
könntest du meinen Lohn
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