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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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»Und das hast du ihm durchgehen lassen?«
    »Pia Bolt war vor zwei Jahren für vierzehn Tage auf Mallorca. Das war alles. Kronkvist hatte einen alten Pass. Der sah aus wie Kraut und Rüben, voller Notizen und Mist. Der letzte Sichtvermerk war vom Mai, aus Göteborg. Da ist er aus England gekommen. Gunnarsson hat ebenfalls einen alten Pass, fast voll, aber etwas ordentlicher. Er hatte Stempel aus Arlanda, ausgereist am 7. Mai und eingereist am 10. Mai. Er sei bei den Renaultwerken in Billancourt gewesen, sagte er. Die Franzosen stempeln offensichtlich nicht.«
    »Nein, das ist richtig«, bestätigte Martin Beck. »Und dann sind da noch die anderen. Ich habe nicht alle geschafft. Krister Sjöberg war bei seiner Familie zu Hause, er wohnt in Älvsjö. Und dieser Meredith ist Amerikaner, übrigens ein Farbiger.«
    »Geschenkt«, sagte Kollberg. »Den können wir uns ohnehin nicht holen.
    Sonst werden wir von den Gammlern gelyncht.«
    »Das war jetzt aber eine reichlich dumme Bemerkung von dir.«
    »Das sind meine Bemerkungen meistens. Im Übrigen glaube ich nicht, dass du weitermachen musst.«
    »Nein, ich denke nicht«, sagte Martin Beck.
    »Wisst ihr, wer es ist?«, fragte Stenström.
    »Wir glauben es zumindest.«
    »Wer?«
    Kollberg starrte Stenström finster an.
    »Überleg mal selbst, Mensch«, sagte er. »Erstens: War es wirklich Alf Matsson, der in Budapest war? Würde Matsson mehrere tausend Kröten mitnehmen, um Stoff zu kaufen, und sich dann nicht darum kümmern und das Geld in seiner Tasche im Hotel zurücklassen? Würde Matsson seinen Schlüssel vor den Eingang des Polizeipräsidiums werfen? Wo er da unten doch einen Riesenbogen um jeden Polizisten machen müsste?
    Warum sollte Matsson überhaupt aus freien Stücken verschwinden, auf derart improvisierte Weise?«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Warum sollte Matsson einen blauen Blazer, eine graue Hose und Wildlederschuhe in seine Reisetasche packen, wenn er genau solche Klamotten schon auf seiner Reise anhat? Wo ist Matssons dunkler Anzug geblieben? Den er am Abend vorher getragen hat und der weder in seiner Tasche noch in seiner Wohnung ist?«
    »Okay, es war nicht Matsson. Wer war es dann?«
    »Jemand, der mit Matssons Brille und Popelinemantel ausstaffiert war, jemand mit Bart.
    Wer wurde zuletzt mit Matsson zusammen gesehen? Wer hat bis frühestens Samstagabend keinerlei Alibi? Wer von dieser Bande war nüchtern und intelligent genug, diesen Brei anzurühren? Überleg mal!«
    Stenström wurde sehr ernst. Er antwortete nicht.
    »Mir ist etwas anderes eingefallen«, sagte Kollberg.
    Er breitete den Stadtplan von Budapest auf dem Tisch aus.
    »Seht her. Hier ist das Hotel, und dort liegt der Hauptbahnhof oder wie der nun heißt.«
    »Budapest Nyugati.«
    »Ja, meinetwegen. Wenn ich vom Hotel zum Bahnhof wollte, würde ich diesen Weg einschlagen und folglich am Polizeipräsidium vorbeikommen.«
    »Richtig, aber dann würdest du zum falschen Bahnhof gehen. Der Zug nach Wien fährt hier ab, vom alten Ostbahnhof.« Kollberg sagte nichts dazu. Er starrte weiterhin auf den Stadtplan.
    Martin Beck breitete eine Blaupause des Bebauungsplans von Solna aus und nickte Stenström zu.
    »Fahr zur Polizei in Solna«, sagte er. »Bitte sie, dieses Gelände hier abzusperren. Da ist eine Brandruine. Wir kommen nachher dorthin.«
    »Jetzt gleich?«
    »Ja.«
    Stenström ging. Martin Beck fand irgendwo eine Zigarette und zündete sie an. Rauchte schweigend. Sah zu Kollberg, der ganz still dasaß.
    Drückte seine Zigarette aus und sagte: »Dann lass uns mal fahren.«
    Kollberg raste durch die sonntagsleeren Straßen und nahm den Weg über die Västerbron. Die Sonne schimmerte ab und zu durch die tief dahintreibenden Wolken, und eine leichte Brise kräuselte den Riddarfjärden. Martin Beck beobachtete zerstreut, wie in der Bucht bei Rälambshov eine ganze Traube kleiner Jollen gerade um eine Boje wendete.
    Sie fuhren schweigend und parkten an derselben Stelle wie am Tag zuvor.
    Kollberg zeigte auf einen schwarzen Lancia, der ein Stück entfernt abgestellt war.
    »Das ist sein Auto«, sagte er. »Dann ist er wahrscheinlich zu Hause.«
    Sie überquerten die Svartensgatan und stießen die Eingangstür auf. Die Luft in dem Haus war muffig und feucht. Schweigend stiegen sie die ausgetretenen Stufen in den dritten Stock hinauf.

25
    Die Tür wurde sofort geöffnet.
    Der Mann auf der Schwelle trug einen Bademantel und Pantoffeln. Er wirkte höchst überrascht.
    »Entschuldigen Sie bitte«,
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