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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Südwester einen roten Doppeldeckerbus auf der Treppenstufe hin und her und ahmte mit den Lippen das Geräusch eines Motors nach. Das Brummen wurde dumpf und unregelmäßig, als er seinen Bus abbremste, um Kollberg und Martin Beck durchzulassen.
    Hinter der Haustür stand Stenström und starrte mit düsterer Miene auf Kollbergs Liste. »Was gammelst du hier rum?«, fragte Kollberg. »Sie ist nicht zu Hause. Und sie war nicht im Tennstopet. Ich habe gerade überlegt, wohin ich jetzt gehen soll. Aber wenn ihr übernehmen wollt, kann ich ja Feierabend machen.«
    »Versuch es mal in der Operabar«, schlug Kollberg vor. »Wieso bist du überhaupt allein hier?«, fragte Martin Beck. »Rönn war bis eben bei mir. Er kommt jeden Moment wieder. Ist nur schnell mit einem Blumentopf rüber zu seiner Tante. Sie hat Geburtstag und wohnt gleich um die Ecke.«
    »Wie läuft es?«, fragte Martin Beck.
    »Wir haben Lund und Kronkvist überprüft. Sie sind gegen Mitternacht von der Operabar direkt rüber in die Hamburger Börs. Da haben sie ein paar Mädchen getroffen, die sie schon kannten, und gegen drei sind sie mit zu der einen nach Hause gegangen.«
    Er schaute auf die Liste.
    »Sie heißt Svensson und wohnt am Sagavägen auf Lidingö. Dort sind sie bis Freitagmorgen um acht geblieben und dann zusammen mit dem Taxi zur Arbeit gefahren. Um eins gingen sie ins Tennstopet, wo sie bis fünf saßen, und dann fuhren sie nach Karlstad, um eine Reportage zu machen.
    Die anderen habe ich noch nicht geschafft.«
    »Nein, das kann ich mir denken«, sagte Martin Beck. »Mach weiter. Wir sind ab sieben Uhr in Kristineberg. Melde dich einfach, wenn du fertig bist.«
    Auf der Fahrt nach Hagalund wurde der Regen stärker. Als Kollberg vor dem niedrigen Mietshaus anhielt, in dem Gunnarsson bis vor zwei Monaten gewohnt hatte, lief das Wasser in Strömen über die Scheiben, und das Getrommel auf dem Autodach war ohrenbetäubend.
    Sie schlugen den Mantelkragen hoch, rannten über den Gehsteig und in den Eingang. Das Haus war dreigeschossig, und an einer der Türen im ersten Stock war mit einer Reißzwecke eine Visitenkarte befestigt. Der Name auf der Visitenkarte war derselbe wie auf der Mietertafel im Treppenhaus. Dort unten hatten die weißen Plastikbuchstaben neuer und heller gewirkt als die übrigen Namen.
    Sie gingen zum Auto zurück, fuhren einmal um den Block und hielten wieder vor dem Haus. Die mutmaßliche ehemalige Wohnung von Gunnarsson hatte nur zwei Fenster und schien eine Einzimmerwohnung zu sein.
    »Es muss eine ziemlich kleine Einzimmerwohnung sein«, sagte Kollberg.
    »Jetzt, wo er eine größere Wohnung hat, kann er heiraten.«
    Martin Beck sah in den Regen hinaus. Er wollte rauchen, und außerdem war ihm kalt. Auf der anderen Straßenseite erstreckten sich ein freies Feld und ein bewaldeter Hügel. In einiger Entfernung erhob sich ein neuerrichtetes Hochhaus und daneben war ein weiteres in Bau. Wahrscheinlich würde das gesamte Feld mit einer ganzen Reihe solcher exakt gleichen Hochhäuser bebaut werden. Die Aussicht aus dem tristen Mietshaus, in dem Gunnarsson früher gewohnt hatte, war wenigstens frei und ländlich gewesen, aber die würde nun auch bald zerstört sein.
    Mitten auf dem Feld entdeckte er die verkohlten Reste eines vom Feuer zerstörten Hauses. »Abgebrannt?«, fragte er und deutete darauf. Kollberg beugte sich vor und blinzelte durch den Regen. »Das war ein alter Bauernhof«, sagte er. »Ich erinnere mich, dass er letztes Jahr im Sommer noch stand. Ein schönes altes Holzhaus, in dem aber niemand mehr gewohnt hat. Ich nehme an, die Feuerwehr hat es abgefackelt. Du weißt schon, zu Übungszwecken. Sie zünden etwas an, und dann löschen sie es, und dann zünden sie es wieder an und löschen es wieder und machen so lange weiter, bis nichts mehr davon übrig ist. Schade um so einen schönen alten Kasten. Aber das Grundstück wird wohl für die Neubauten gebraucht.« Er schaute auf die Uhr und ließ den Motor an. »Wir müssen uns beeilen, wenn wir rechtzeitig zu deinem Telefongespräch zurück sein wollen«, sagte er. Der Regen klatschte gegen die Windschutzscheibe, und Kollberg musste vorsichtig fahren. Auf dem Rückweg nach Kristineberg schwiegen sie. Als sie ausstiegen, war es fünf vor sieben und bereits dunkel.
    Das Telefon klingelte so exakt um sieben Uhr, dass es fast unnatürlich wirkte. Und das war es auch. Unnatürlich. »Wo zum Teufel ist Lennart?«, fragte Kollbergs Frau. Martin Beck reichte den Hörer
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