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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte
Autoren: Manfred Köhler
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Zeitlupentempo kam mein Ziel näher.
    Ich machte einen kle inen Sprung, als ich nah genug war, und meine linke Hand griff eine Eisenstrebe. Mit dem rechten Ellbogengelenk verhakte ich mich in einer anderen Strebe daneben. Instinktiv wollte ich an dem Mast nach unten, aber meine Füße fanden keinen Halt.
    Ich war in eine Sackgasse geraten: Der Gi ttermast saß auf einer mindestens sieben Meter hohen, rundum glatten Betonsäule. Zu hoch um zu springen. Der Weg zurück war mir versperrt, denn Honkes war schon halb übers Förderband heran, und er kam rasch näher. Es gab nur einen Weg: nach oben. Ich meinte, durch die Metallrost-Standfläche der Plattform Gegenstände zu erkennen, mit denen ich mich vielleicht gegen meinen Verfolger wehren konnte.
    Ich kletterte in eine Falle. Wie ich auf den letzten Stufen der Leiter schon sah, handelte es sich bei den Gegenständen, die ich durch die Gitterstruktur der Standfläche hatte erke nnen können, um meterlange Metallrohre, die ich mit einer Hand unmöglich heben und als Waffe einsetzen konnte. Hinter mir hatte Honkes die Leiter erreicht und machte sich zügig auf den Weg nach oben.
    Mir blieb nichts übrig als die Plattform zu erklimmen. Die Rohre w aren identisch mit den rostzerfressenen Streben des die Plattform umlaufenden Geländers. Offenbar hatte man kurz vor Schließung des Steinbruches noch damit begonnen, auch hier oben zu renovieren, und die Arbeiten dann eingestellt. Ich drehte mich um meine Achse und schaute mich um. Von hier oben, aus 15 Metern Höhe, war jeder Teil des Steinbruches zu überschauen und mit gewaltigen Halogenscheinwerfern auszuleuchten.
    Honkes erreichte die Höhe der Leiter und war mit einem Satz auf der Plattform. Aus zwei Metern Distanz starrte er mich an.
    Ich sah mich besiegt. Er hatte mich im CbT als Opfer auserkoren, hatte mich konsequent verfolgt, entführt, mir meinen Arm und mein Vermögen genommen und alles drangesetzt, um mich zu vernichten. Jetzt stand ich ihm chancenlos gegenüber für den letzten Schlag. Er hatte gewonnen.
    Aber das war nicht die Sicht, die Honkes von der Situation ha tte. Zu meiner Überraschung war er nicht voll Triumph, sondern sein Gesicht war verkrampft vor ungebändigtem Zorn.
    „Du hast mir alles versaut!“, schrie er gegen das Krachen und Rö hren des Steinbrechers an. „Von Anfang an hast du mir nur Schwierigkeiten gemacht!“
    Es gab keinen Ausweg hier oben, und doch konnte ich nicht aufh ören, nach einem zu suchen. Mein Blick wurde immer wieder von den Rohren angezogen. Einige waren für die Winkel an den Kanten der Plattform zurechtgeschnitten. Aber Honkes war viel zu nah als dass ich mir eines der kürzeren Rohre hätte holen können.
    „Ich hätte eine große Zukunft gehabt in Berlin.“
    „Mit meinem Geld“, schrie ich ihm entgegen – nicht, um eine Diskussion zu beginnen, sondern um ihn abzulenken.
    „Du hast angefangen“, schrie Honkes zurück. Der Lärm der breche nden und splitternden Steine und das Geschrei erhöhten meine Reizbarkeit. Ich war entschlossen, so besonnen wie möglich zu bleiben, aber kam nicht an gegen die Aggression, die Honkes mir entgegenschleuderte.
    „Warum hast du mich nicht laufen lassen, als ich es dir angeb oten habe! Du wolltest es doch so! Du wolltest Krieg mit mir!“
    „Ich...“
    „Halt dein Maul, verdammt! Das war ein klasse Versteck hier. Aber jetzt habt ihr Arschlöcher so viele Spuren zu mir gelegt, dass ich alles aufgeben muss.“
    Er machte zwei Schritte auf mich zu. Die Plattform wankte leicht unter seinem Gewicht.
    „Aber vorher dreh ich dich durch den Wolf!“
    Er wollte sich auf mich stürzen. Ich letzten Moment tauchte ich unter seinem Griff weg, rollte mich zur Seite auf die Ro hre zu, griff mir eines und sah im selben Augenblick Honkes zu mir herumfahren und heranstampfen. Mit aller Kraft schlug ich aus meiner liegenden Position heraus zu und zerschmetterte seine rechte Kniescheibe. Er gab keinen Laut von sich. Ich sah seinen Augen an, dass er sein Bewusstsein abgeschaltet hatte und nur noch auf Vernichtung eingestellt war.
    Er packte mich mitsamt dem Rohr, hob mich hoch, machte drei Schritte mit mir an das Ende der Plat tform, das direkt über dem Maul des Steinbrechers lag, stieß einen Urschrei aus und ließ mich los. Ich prallte mit der rechten Schulter auf das Geländer, kippte darüber, ließ das Rohr fallen, griff instinktiv wieder zu, nach irgendwas, und erwischte den Rand der Plattform.
    An meiner linken Hand hing ich frei in der
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