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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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Lebens. Wie ist ihm damit geholfen?»
    «Ich habe versagt. Ich gebe zu, dass ich versagt habe. Aber ich habe alles in meiner Macht Stehende getan. Das Einzige, was ich damit bezwecken wollte, war, ein richtig guter Vater zu sein.»
    «Ein guter Vater?» Die Zweifel in Torkels Stimme wurden mit einem Blick konfrontiert, der hundertprozentige Überzeugung ausstrahlte.
    «Ich war einige wichtige Jahre seines Lebens weg. Aber ich glaube, es ist nie zu spät, ein guter Vater zu sein.»
     
     
    Ulf Strand wurde abgeführt. Er sollte noch am Abend dem Haftrichter vorgeführt werden. Ihre Arbeit war größtenteils beendet. Sebastian blieb im angrenzenden Zimmer sitzen und beobachtete durch das Fenster, wie Vanja und Torkel ihre Sachen zusammensuchten. Gutgelaunt unterhielten sie sich darüber, bald nach Hause zu kommen. Vanja hoffte, einen Abendzug nach Stockholm nehmen zu können. Torkel blieb noch ein oder zwei Tage in Västerås, Ursula ebenso. Torkel würde alle Details der Ermittlung zu einem endgültigen Gesamtbild zusammenfügen, Ursula das Haus der Strands durchsuchen und dafür sorgen, dass bei der Spurensicherung nichts übersehen wurde. Bevor die Tür zum Flur hinter ihnen zuschlug, hörte Sebastian noch, wie Torkel sagte, sie würden hoffentlich noch zusammen essen gehen können, bevor Vanja sie verließe.
    Ihre Stimmen und Bewegungen strahlten Leichtigkeit aus. Eine Erleichterung darüber, dass das Gute gesiegt hatte. Mission completed. Es war Zeit, mit einem fröhlichen Lied auf dem Lippen dem Sonnenuntergang entgegenzureiten.
    Sebastian hatte keine Lust zu singen und keine Lust zu feiern. Nicht einmal mehr Lust auf Sex.
    Er konnte nur an zwei Dinge denken: Storskärsgatan 12 und Ulfs Stimme.
    Es ist nie zu spät, ein guter Vater zu sein.
    Merkwürdigerweise hatte Sebastian begriffen, dass er sich im Grunde schon entschieden hatte. Nicht bewusst, aber tief im Inneren war er sich ziemlich sicher, dass er Anna Eriksson nicht aufsuchen würde, wenn er wieder in Stockholm war. Und er war zufrieden mit dem Entschluss.
    Was würde es ihm auch bringen, wohin sollte es führen.
    Aus Anna würde nie eine neue Lily werden, aus dem Kind nie eine neue Sabine. Und eigentlich waren sie es ja, die er vermisste und sehnlichst zurückhaben wollte. Und nur sie, Lily und Sabine.
    Doch Ulfs Worte hatten gegen Sebastians Willen etwas in ihm bewegt. Nicht was er gesagt hatte, sondern wie er es gesagt hatte.
    Mit dieser Gewissheit und Selbstverständlichkeit. Als handele es sich dabei um eine unumstößliche Tatsache. Eine universelle Wahrheit.
    Es ist nie zu spät, ein guter Vater zu sein.
    Sebastian hatte einen Sohn oder eine Tochter. Er hatte mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kind, das noch immer am Leben war. Irgendwo ging ein menschliches Wesen umher, das zur Hälfte er war. Das sein war.
    Es ist nie zu spät, ein guter Vater zu sein.
    Diese einfachen Worte stellten ihn vor schwere Fragen. Sollte er wirklich noch einmal ein Kind aus seinen Händen gleiten lassen? Konnte er das? Wollte er es?
    Sebastian tendierte plötzlich immer mehr dazu, diese drei Fragen mit Nein zu beantworten.

D er Zug, der Sebastian nach Stockholm zurückbringen würde, ging in einer guten Stunde. Fast drei Tage waren vergangen, seit er aus dem Polizeipräsidium gekommen und wieder zu seinem Elternhaus zurückgekehrt war, Ulfs Worte noch immer in den Ohren. Er hatte Torkel und Ursula nicht mehr angerufen, obwohl er wusste, dass sie ebenfalls noch ein paar Tage in der Stadt blieben. Er hatte keine Ahnung, ob sie immer noch da waren. Der Fall war abgeschlossen, und niemand schien ein Interesse daran zu haben, den Kontakt über die Arbeit hinaus aufrechtzuerhalten. Was für Sebastian völlig in Ordnung war. Er hatte das erhalten, wofür er gekommen war.
    Gestern war der Makler erneut da gewesen, und sie hatten die letzten Dinge geregelt, die vor dem endgültigen Verkauf des Hauses noch geklärt werden mussten. Am Abend hatte Sebastian den Zettel mit dem Namen und der Telefonnummer der lesenden Frau hervorgekramt, die er im Zug nach Västerås kennengelernt hatte. Eine Begegnung, die schon eine Ewigkeit zurückzuliegen schien. Sie war zunächst zögerlich gewesen, als er angerufen hatte. Er hatte sich entschuldigt, erklärt, dass er sich vor Arbeit kaum noch habe retten können, dieser Mordfall, von dem sie möglicherweise gehört habe. Der tote Junge vom Palmlövska-Gymnasium. Genau wie er geahnt hatte, war sie neugierig geworden und mit einem Treffen am
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