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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe
Autoren: Steve Hamilton
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die Last auf meinen Armen mich hinüberzog. Ich gewann das Gleichgewicht zurück und ging weiter, war aber plötzlich so nervös und verunsichert wie noch nie bei einem Coup.
    Diesmal stiegen wir hinunter zum unteren Deck. Der erste Raum, in den wir hineinsahen, war der weitaus größte bisher. Ein Billardtisch war ganz an die Seite geschoben und ein halbes Dutzend Feldbetten so aufgestellt worden, dass jeder Quadratzentimeter optimal genutzt wurde. Das musste die Kabine sein, von der Schlafzimmerblick erzählt hatte, in der alle Leibwächter zusammen hausten und sich gegenseitig in den Wahnsinn trieben.
    Er schläft hier in diesem Raum, dachte ich. Unwillkürlich lief mir ein Schauder über den Rücken.
    Gunnar sah in die nächste Kabine, aber mein Blick war schon auf die Tür am Ende des Gangs gerichtet. Sie hatte ein besseres Schloss als die übrigen Türen, und als ich hinging und den Knauf drehte, bewegte er sich nicht. Also ließ ich mich auf ein Knie herunter und holte meine Picks heraus. Spanner rein, ein schnelles Harken, und zack, auf war es. Unser erster Glücksfall an diesem Tag.
    Ich ging hinein und sah so viele Tauchausrüstungen, dass man die Navy SEALS damit hätte ausstatten können. An einer anderen Wand lehnte ein gutes Dutzend hochwertig aussehende Hochseeangeln. Und an der Wand gegenüber stand ein Safe. Der zweite Glücksfall des Tages.
    Ich schüttelte meine Hände aus und ging hin.
    Er hatte keine Nummerscheibe. Nur eine Zahlentastatur.
    Es war ein elektronischer Safe.
     
    Nun gibt es natürlich auch Methoden, um einen elektronischen Safe zu knacken. Offenbar hat jemand herausgefunden, wie man einen Computer so programmiert, dass er ein spezielles Funksignal an den Schließmechanismus eines elektronischen Safes sendet und mit Lichtgeschwindigkeit die möglichen Zahlenkombinationen durchprobiert, bis die richtige eingestellt ist.
    Aber natürlich hatte ich keinen Computer bei mir, der ein spezielles Funksignal oder sonst irgendetwas aussandte. Mit anderen Worten, ich saß in der Tinte.
    Ich stand einen Moment da und versuchte, die Tatsache zu verarbeiten. Dann ging ich hinaus und machte die Tür hinter mir zu. Gunnar kam gerade mit einem weiteren Präsentkorb durch den Gang. Er riss die Augen auf, als er mich sah.
    »Ein Problem?«
    Ich winkte ihn heran, öffnete die Tür und zeigte auf den Safe.
    »Und? Was ist damit?«
    Ich stach mit dem Finger in die Luft, als würde ich eine Kombination auf der Zahlentastatur eingeben. Er sah mich an, dann den Safe. Mich. Den Safe. Dann kapierte er es.
    »Ach du Scheiße! Ist das dein Ernst? Du kriegst das Ding nicht auf?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es muss eine Möglichkeit geben.«
    Ich schüttelte erneut den Kopf. Er machte ein Gesicht, als würde er gleich wieder sein preisgekröntes Präsentkorbschleudern vorführen. Gleich darauf gewann er die Fassung zurück. Er ging in die nächste Kabine, knallte den Korb auf den kleinen Tisch neben dem Bett und stieg hinauf an Deck.
    Gunnar, Julian, Ramona und Lucy standen zusammen an der Bar, als ich schließlich auch nach oben kam. Ich merkte, dass Gunnar ihnen die Nachricht bereits verkündet hatte.
    »Das ist doch ein schlechter Witz«, sagte Julian. »Ihr wollt mich hochnehmen. Da ist nicht im Ernst ein elektronisches Touchpad dort unten.«
    »Nee, klar«, sagte Gunnar. »Alles nur ein Witz.«
    »Auf dem anderen Boot war ein normaler Safe, ich schwör’s.«
    »Ja, toll. Dann lass uns doch das andere Boot suchen und ausrauben, warum nicht?«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Ramona.
    Julian nahm die letzte Flasche aus seiner Kiste und stellte sie auf die Theke. »Wir liefern unsere Sachen hier fertig aus wie brave kleine Jungs und Mädchen und hauen wieder ab.«
    »Vier Millionen Dollar«, sagte Ramona. »In einem Safe. Auf einem leeren Boot. Und wir kommen nicht ran.«
    »Wir könnten das ganze Boot entführen«, sagte Gunnar. »Einfach damit losfahren.«
    Julian sah ihn nur an.
    »Ist schon gut«, sagte Gunnar und schlug mir ein bisschen zu fest auf die Schulter. »Ich hätte es wissen sollen, war ja auch zu schön, um wahr zu sein.«
    »Lass ihn in Ruhe«, sagte Ramona. »Es ist nicht seine Schuld.«
    »Nee, ich weiß. Das hatten sie nicht in der Safeknacker-Schule.«
    Er drehte sich um und ging. Verließ das Schiff, stampfte die Gangway hinunter, blieb kurz stehen, weil einer der beiden Wächter einen schlauen Spruch gemacht hatte, und ging zum Parkplatz.
    Wir anderen folgten ihm. Als wir alle
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