Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
noch ein wenig mehr tun.

[home]
    Kapitel sechsundzwanzig
    Los Angeles
September 2000
    G unnar war mit von der Partie. Natürlich. Schließlich hatte er die wahnwitzige Idee zuerst gehabt.
    Julian und Ramona nicht. Ebenfalls keine Überraschung.
    »Wie gesagt, das ist Selbstmord«, meinte Julian. »Das wisst ihr.«
    »Es ist idiotensicher«, erwiderte Gunnar. »Wir schlagen zu und türmen. Wir verwischen unsere Spuren. Vier Millionen Dollar.«
    »Bildest du dir etwa ein, dass sie nicht sofort schnallen, wer das Geld genommen hat? Genauso gut könntest du einen beschissenen dicken Neonpfeil von der Jacht zu diesem Haus zeichnen.«
    »Nein«, sagte Gunnar. »Du kapierst es nicht. Ich sage doch, ich habe einen neuen Kontakt auf dem Boot.«
    »Und wer ist dieser Kontakt, von dem du dauernd redest? Wie heißt er?«
    »Du kennst ihn nicht. Sein Name würde dir nichts sagen.«
    »Wie hast du ihn kennengelernt?«
    »Ich habe einem Typen ein Tattoo gestochen, der einen anderen Typen kennt, der demnächst auf so einer großen Jacht arbeitet, wie er meinte. Als Leibwächter. Also bin ich der Sache nachgegangen. So wie du das auch immer machst, klar?«
    »Du hast sie nicht mehr alle«, sagte Julian. »Du bist total übergeschnappt.«
    »Du willst nur nicht anerkennen, dass ich es diesmal war, der die Sache eingefädelt hat. Jetzt habe
ich
den perfekten Coup geplant, und damit kommst du nicht klar.«
    Lucy verfolgte die Auseinandersetzung genauso stumm wie ich. Irgendwann ging sie nach oben und kam erst abends wieder herunter. Inzwischen lief es auf eine eindeutige Aussage hinaus. Alle im Haus waren herzlich eingeladen mitzumachen, aber wenn es sein musste, würden Gunnar und ich es auch allein durchziehen. Ich wusste, dass wir blufften, und Julian und Ramona wussten es vermutlich auch. Aber am Ende … waren sie dabei.
    Es war einfach zu viel Geld, um es auszuschlagen.
    Außerdem, je länger man darüber nachdachte, desto mehr musste man einräumen … wenn wir es richtig anstellten, konnten wir vielleicht tatsächlich damit durchkommen.
     
    In den nächsten Tagen waren wir vollauf mit den Vorbereitungen beschäftigt. Stellten insbesondere die Präsente zusammen, den Wein, die Zigarren. Das ganze Drum und Dran. Julian hatte das alles ja schon einmal gemacht und dann die Sachen zur Wiedergutmachung dem Mann aus Detroit überlassen, damit er ohne Kugel im Kopf von Bord gehen durfte. Jetzt musste er es einfach erneut auf die Beine stellen, mit ein wenig Hilfe von uns Übrigen.
    Es wurde nicht erwartet, wohlgemerkt. Es war keine Abmachung getroffen worden. Trotzdem war es eine plausible Tarnung, ein guter Vorwand, um geradewegs auf dieses Boot zu spazieren, als wäre es das Normalste von der Welt. Außerdem eine Ausrede, falls etwas schiefging und man uns fragte, was zum Teufel wir dort zu suchen hatten.
    Wir inspizierten den Jachthafen. Obwohl Julian schon dort gewesen war, wollte er nichts dem Zufall überlassen. Er wollte den Anlegesteg kennen, wo das Boot festmachen würde, und die genauen Zeiten. Wer an Land gehen würde und wann, wohin sie gingen und wie lange sie bleiben würden. Damit wir unseren Plan vollständig ausarbeiten und jeden Handgriff sekundengenau abstimmen konnten.
    Wir sprachen ihn immer und immer wieder durch. Bis jeder im Schlaf wusste, was er zu tun hatte.
    Danach brauchten wir nur noch auf die Ankunft der Jacht zu warten.
     
    Lucy benahm sich merkwürdig. Nach dem, was zwischen uns passiert war – an jenem Nachmittag –, war sie sehr distanziert mir gegenüber. Sie kam nicht mehr zu mir rüber, um mit mir abzuhängen, und beim Abendessen sah sie mich kaum an. Ich fing an, mir ihretwegen Sorgen zu machen. Hat sie wirklich die Nerven für die Operation? Wird sie ihren Part spielen können?
    Am Abend vor dem großen Tag tigerte Julian von einem Ende des Hauses zum anderen und murmelte dabei vor sich hin. Ramona wollte nicht allein sein, aber reden wollte sie auch nicht. Sie verbrachte die letzten Stunden damit, die Geschenkkörbe fertig zu bestücken, mit all den edlen Sachen, die auf dem Esstisch ausgebreitet waren. Dem Wein, dem Single Malt Whisky, den kubanischen Zigarren, den Dunhill-Zigaretten. Sie ließ sich von niemandem helfen. Gnade einem Gott, wenn man diesem Tisch zu nahe kam.
    Gunnar machte ein leichtes Krafttraining draußen im Hof. Allein im Dunkeln. Lucy saß mit Kopfhörern in einem Sessel und hörte Musik.
    Und ich? Ich zeichnete natürlich. Ich versuchte, diesen ganzen letzten leeren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher