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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier
Autoren: Nicholas Guild
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keinen Rivalen hatte. Neben ihm bedeuteten ihr weder ihr Gatte noch die Kinder, die ihrem Leib entsprungen waren, irgend etwas.
    Darüber hinaus war sie, obwohl Mutter vieler Kinder und schon beinahe vierzig, noch immer sehr schön.
    Und doch war die Wildheit ihrer Leidenschaft, so erregend sie in der Umarmung sein mochte, zu anderen Zeiten beunruhigend. Sie war gefährlich, eben weil sie keine Grenzen kannte.
    Der König war alt und stand bereits mit einem Fuß im Grabe, wie es hieß. Seine Rache hatten sie nicht mehr zu fürchten, aber was kümmerte Eurydike schon ihre Sicherheit? Sie hatte Ptolemaios schon zu einer Zeit in ihr Bett gerufen, als auch das leiseste Gerücht ihrer beider sicheren Tod bedeutet hätte, aber ihre Lust war so groß gewesen, daß das Risiko ihr nichts bedeutete.
    Unvermittelt, in einem dieser plötzlichen Stimmungsumschwünge, die ihr ganzes Wesen zu verändern schienen, drehte sie sich zu ihm um und lächelte ihn an.
    »Wenn du hier aufstehst, wirst du dann zu meiner Tochter ins Bett gehen?« fragte sie, als würde sie die Antwort bereits kennen, als suchte sie nur das selbstquälerische Vergnügen, es ihn sagen zu hören. »Weiß deine Frau, daß du deine Kraft im Körper ihrer Mutter verströmst?«
    Wie ein ruheloser, unwillkommener Geist stahl sich der Gedanke an seine Frau in Ptolemaios’ Bewußtsein. Obwohl sie ebenfalls Eurydike hieß, war sie von ihrer Mutter so verschieden, wie man es sich nur vorstellen konnte: ein hübsches, ruhiges, frommes Mädchen, das täglich Hera, der Göttin des häuslichen Lebens, opferte, damit sie endlich mit einem Sohn schwanger werden und so die Liebe ihres Gatten gewinnen möge. Ein Sohn, als ob der etwas verändern würde.
    »Ja, natürlich weiß sie es. Inzwischen weiß es jeder.«
    »Bis auf den König, dem es aber nichts mehr ausmachen würde, auch wenn er es wüßte.«
    Mit einem wilden Auflachen stürzte sie sich auf ihn und fletschte die Zähne, um ihn in die Brust zu beißen. Ptolemaios packte sie an der Schulter und konnte sie gerade noch davon abhalten. Sie hätte es getan, sie hatte es früher schon getan. Die Narben an seinem Körper bezeugten es.
    »Du bist verrückt.« Seine Hände glitten zu ihrem Hals. Wie einfach wäre es, sie zu töten. Vielleicht wäre es das beste. Es wäre ein Tod nach ihrem Geschmack. »Du bist wie ein wildes Tier.«
    »Ja.«
    »Ja.«
    Aber er tötete sie nicht. Statt dessen spürte er neue Leidenschaft in sich aufsteigen. Ihre Haut schien unter seiner Berührung Feuer zu fangen. Er nahm ihre Brüste in die Hände und grub seine Finger hinein, als wollte er sie ihr vom Körper reißen. Sie lachte dabei, Schmerz bedeutete ihr nichts.
    Sie drängte sich an ihn und schob sich unter seinen Körper.
    Nachdem es vorüber war und sie seine Lust so gründlich verzehrt hatte, daß er sie beinahe haßte, griff sie unter das Bett und zog zwei Trinkschalen und einen kleinen Krug mit Wein hervor. Ja, er war durstig. Seine Kehle war wie von Pech verklebt, und doch ärgerte er sich, daß er für sie so berechenbar war.
    »Er kann sich immer noch den Hals brechen«, sagte er mit einer gewissen Harne, obwohl er wußte, daß er sie mit dieser Bemerkung nicht verletzen konnte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie überhaupt wußte, wen er meinte.
    »Philipp? Nein.« Eurydike schüttelte den Kopf, beinahe grimmig, als müßte sie eine Niederlage eingestehen. »Obwohl es für dich sicherer wäre, wenn er es täte.«
    »Er ist nur ein Junge, ich habe keine Angst vor ihm.«
    »Solltest du aber.«
    Sie lächelte ihn an, und sogar im trüben Licht der einzigen Öllampe konnte er die Verachtung in diesem Lächeln erkennen – er war ihr Liebhaber, und sie haßte dieses ihr jüngstes Kind, aber dennoch war Philipp ihr Sohn und daher so sehr wie sie selbst allen Ptolemaii, die je gelebt hatten, zumindest ebenbürtig. Davon war sie tief in ihrem Herzen überzeugt, und das machte ihren Haß der Liebe ähnlicher als die Liebe selbst.
    »Er wird dich töten«, sagte sie beiläufig, während das Lächeln auf ihren Lippen erstarb. »Alexandros hat Mut, aber er ist eitel. Den kannst du überlisten. Und Perdikkas habe ich in der Hand. Aber Philipp… Wenn du deinen Verrat planst, solltest du ihn immer im Gedächtnis behalten.«
    »Der König ist alt und schwach und wird den nächsten Winter nicht überleben. Wenn er tot ist, bleibt nur Alexandros, und der betrachtet mich als seinen Freund. Perdikkas und Philipp sind doch noch Knaben.«
    »Du
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