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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald
Autoren: Paul Kaerney
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halbes Dutzend Kätzchen, die zu ertränken niemand das Herz hatte, tollen überall herum. Aber das ist nicht alles. UntenamFluß, dersichander Farm entlangschlängelt, gibt es Wasserratten und Wühlmäuse. Nachts schleichen Füchse über die Felder und beunruhigen die Hühner, und im Wald am Fuße der Hügel finden sich Dachsbaue. Ein Eisvogel stürzt aus den Erlen, die das Flußufer säumen, um Jagd auf Stichling und Elritze zu machen, und unablässig ertönt der Ruf der Brachvögel, die ihren Bogen über den Himmel ziehen wie Pfeile, die den Bergen im Westen entgegenschwirren. Die Welt ist ein geschäftiger Ort, der vor Aktivitäten summt, aber immer noch ein ruhiger Ort. Pferde sind auf den Straßen noch ein vertrauter Anblick, und es gibt noch nicht viele Autos. Die Straßen selbst sind schlecht, holprig und voller Schlaglöcher, schlammig im Winter und staubig im Sommer, Es sind zwei Meilen bis zum nächsten Dorf, das auch nur ein kleiner Flecken ist mit einem Wirtshaus und drei Kirchen. Die Stadt mit dem Markt, der einmal wöchentlich besucht wird, liegt elf Meilen entfernt. Zwischen den stumpfen Gipfeln der Sperrin-Berge, hinter denen abends die Sonne verschwindet, und den felsigen, ginsterübersäten Höhen des Antrim-Plateaus im Osten öffnet sich das weite Flußtal des Bann zwanzig Meilen weit über zwei Counties. Es ist von dunklen Wäldern überzogen, zwischen denen Gerstenfelder, Kartoffel-, Kohl-und Rübenäcker eingestreut sind, sowie von Hecken gesäumte Wiesen und Weiden. Kleine Ortschaften sprenkeln den grünen Mantel des Landes. Es gibt keine erwähnenswerten Städte, und in den nächsten zwanzig Jahren werden dort keine größeren Wohngebiete entstehen. Es ist ein letztes Refugium, das einen Abschiedsblick auf Wälder gewährt, die schon bald gerodet sein werden, auf schilfgesäumte Auenlandschaften, auf Wiesen, die seit Jahrtausenden von Wildblumen übersät sind und schon von Druiden betreten wurden. Doch von all diesen Dingen weiß er noch nichts. Das Dorf, die Stadt mit dem Markt, all das liegt unendlich weit entfernt, und darüber hinaus kennt er nur Gerüchte von Amerika, dem Land der Emigranten. Die Farm, der Fluß, die Felder und Wälder der Umgebung: Das ist sein Königreich.

KAPITEL ZWEI
    Schon damals schien Michaels Großmutter eine alte Frau zu sein, älter als sein Großvater, den sie überleben würde. Sie war stattlich, mit großen Händen und einem weißen Haarschopf, der allen Versuchen trotzte, ihn mit Hilfe von Klammern und Schleifen zu bändigen. Sie neigte zur Fülligkeit, bezeichnete sich selbst als ›grobknochig‹ und blickte dabei in einer Weise um sich, die jeden Kommentar im Keim erstickte. Ihre Augen leuchteten in einem hellen Blau, und selbst als die Jahre ihren Blick langsam trübten, hielt sie ihre eigenen Hühner, molk ihre eigene Ziege und strickte mit selbstzufriedener Routine unzählige Socken. Ohne Mühe kochte sie riesige Mahlzeiten, holte dafür das Gemüse, an dem noch die Erde klebte, aus dem Garten und drängte jeden, der in der Nähe war, Holz für den großen Herd zu holen, der im hinteren Ende der Küche glühte und fast die ganze Breite des Raumes einnahm. Die Herdplatte wurde niemals kalt, immer dampfte dort ein Kessel mit dem schauerlichen Tee, der schwarz wie Erde in die Tasse floß, und den sein Großvater literweise trank. Kaffee war unbekannt, und das Frühstück bestand aus riesigen Mengen von brutzelndem Speck mit Spiegeleiern und Brot. Morgens, wenn Nebel aus dem Wiesengrund stieg und der letzte Stern am Himmel langsam verblaßte, versammelten sich die Männer — Familienangehörige und Lohnarbeiter in der Küche mit dem Boden aus Steinfliesen und verschlangen mächtige Portionen des dampfenden Essens, bevor sie hinaus auf die Felder und in die Ställe gingen. Es gab kalte und dunkle Wintermorgende, an denen die Männer Laternen mit hinaus nahmen, da es in den Ställen und Scheunen noch kein elektrisches Licht gab. Und es gab herrliche Morgendämmerungen im Sommer, wenn sich die Sonne wie glühendes Feuer aus dem Horizont in einen wolkenlosen Himmel hob und weiches Licht sich wie einen Segen über das erwachende Land legte. Wenn Michaels Großvater mit seiner beachtlichen Größe von ein Meter neunzig der Herr der Farm und der Felder, der Arbeiter und der Ernte war, dann war seine Großmutter die Herrin des Hauses, die Bereiterin der Mahlzeiten und strenge Wächterin der Sitten. Vor den Mahlzeiten wurden die Hände mit einer groben
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