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Der magische Wald

Titel: Der magische Wald
Autoren: Paul Kaerney
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unten, am Rand der Senke, war der Fluß lauter, und die Nacht brach im Schatten der Bäume schneller herein. Sie lehnte sich mit dem Rücken an einen der Bäume und schlang die nackten Arme um die Knie, wartete, wie sie schon so oft in der Morgen-und Abenddämmerung gewartet hatte, ohne genau zu wissen worauf. Jahrelang. Manchmal dachte sie, daß sie beobachtet wurde, während sie dort hockte, von kleinen Gestalten im Schatten; und einmal war sie sicher gewesen, daß sie dumpfen Hufschlag gehört hatte. Aber der Wald war leer, und der Fluß plätscherte in der Dunkelheit der Brücke am Ende der Bäume entgegen. Wieder war nichts geschehen. Steif vor Müdigkeit stand sie auf und begann über die Felder zurückzugehen, dorthin, wo das Licht hinter dem Küchenfenster in der Finsternis leuchtete. Am Gatter blieb sie noch einmal stehen und blickte sich um undindiesem Momentsah sieeine Bewegung und meinte zu hören, wie leise ihr Name gerufen wurde.

    Sie rannte zurück, war sich jetzt sicher, und ihr Herz klopfte in einer unbegreiflichen freudigen Erwartung, und sielachteglucksend vorFreude. Zwei schemenhafte Gestalten standen am Waldrand. Die Bäume hinter ihnen standen merkwürdig dicht beieinander, als seien sie ein Dickicht aus einem anderen, älteren Wald. Sie blieb stehen. Der Mann war groß, breitschultrig und bärtig. Er trug Lederkleidung und stützte sich auf einen Speer. Die Frau neben ihm war schlank und dunkelhaarig. Sie hielt einen Bogen in der Hand, und ein gefüllter Köcher hing auf ihrem Rücken. Sie standen so still, daß sie ein Teil des Waldes hätten sein können. Die hellen Ovale ihrer Gesichter hoben sich schwach vom dunklen Hintergrund ab. Dann hob der Mann die Hand und sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstehen konnte. Aber es waren fröhliche Worte, eine fremdartige Melodie, die so tief und alt wie die Hügel war. Und die Frau lachte. Ihre Stimme klang silberhell durch die hereinbrechende Dunkelheit. Rose traten Tränen in die Äugen, und die Welt verschwamm. Als sie wieder klar sehen konnte, waren sie verschwunden, und der Wald war wieder leer. Sie rannte über die Felder zurück nach Hause. Erde klebte an ihren Füßen, und wilde Blumen schlugen gegen ihre Knie. Die Sterne funkelten am Nachthimmel, und sie sang.

    ENDE
     
     
     
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