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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm
Autoren: Hugh Walker
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wir uns nehmen, was wir zum Leben brauchen?«
    »Zum Leben?« fragte Merwallon. »Leben?«
    Nach kurzem Schweigen fragte Oren: »Was willst du tun? Ihm seine Erinnerungen wiedergeben?«
    »Ich erwäge es.«
    »Wozu?« wandte Keethwyn ein.
    »Damit er versucht, wobei wir gescheitert sind.« »Nach oben zu steigen? Das schafft er nicht. Er wird enden wie wir.«
    »Er ist ein guter Kämpfer.«
    »Nicht besser, als ich es war«, rief Keethwyn. »Er wird enden wie wir. Nämlich hier!«
    »Das bedeutet einen mehr, mit dem wir teilen müssen!« rief Cheek heftig. »Ich sage nein!«
    »Ist das Teilen von Erinnerungen aber nicht gerade das, was es erst wert macht, sie zu besitzen?« gab Merwallon zu bedenken.
    »Du redest wie ein Priester«, stellte Cheek giftig fest.
    »Nein, nein, es ist schon was Wahres an dem, was er sagt«, meinte Keethwyn. »Wir sind Ungeheuer oder auf dem besten Wege dazu. Du warst es schon immer, Cheek, ein Meuchelmörder, ein.«
    »An deinen Händen klebt wohl kein Blut?« unterbrach ihn Cheek wütend.
    »Genug. Ich habe ein gutes Dutzend Männer erschlagen, aber in gutem Kampf. Nicht mit einem Dolch in den Rücken.«
    »Ja«, sagte Oren, und seine körperlose Stimme zitterte vor mühsam beherrschten Gefühlen. »Wie konnte ich es nur vergessen - all diese Jahre und den Mörder meines Bruders an meiner Seite!«
    »Wir sind uns also einig, dass wir diesen erbärmlichen Zustand beenden wollen?« sagte Merwallon.
    »Nein!« schrie Cheek schrill.
    »Gut. Was immer auch geschehen mag, lassen wir ihn unser Geschick in seine Hände nehmen.«
    »Nein!« schrie Cheek. »Fürchtet ihr denn den Tod nicht?«
    *
    Mythor hatte das Gefühl, aus einem tiefen Schlaf zu erwachen.
    Seine Gedanken waren weit fort gewesen. Als tauche er aus einer vollkommenen Verlorenheit empor, so empfand er diesen Augenblick. Ohne dass es ihm bewusst war, hatte er sich in die Mitte des Raumes bewegt. Noch immer strömten Erinnerungen in ihn zurück. Er wusste plötzlich um diesen Vorgang. Und er wusste, dass er dem Tod entronnen war.
    Außerdem war ihm klar, dass er nicht allein war.
    Mehr als nur seine eigene Vergangenheit war in seinen Erinnerungen, und seine Gedanken wirbelten durch fremde Bilder und Abenteuer, bis er sich taumelnd auf sein Schwert stützte.
    »Großer Erain, Gott der Tainnianer!« flüsterte er und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Dann war alles ganz klar um ihn, und die Stimmen klangen, als wären sie unmittelbar um ihn oder in ihm.
    »Wir sind Abenteurer wie du, wenn wir auch nicht so hochfliegende Ziele hatten, Mythor. Aber hier ist ein Ort, an dem Abenteuer enden.«
    »Ihr kamt her, um zu plündern«, sagte Mythor. »Ich kämpfe.«
    »Für die Welt, wir wissen es. Deine Gedanken waren ein offenes Buch für uns. Aber wofür man auch immer kämpft, die Gegner bleiben dieselben.«
    »Nicht die Waffen, über die man verfügt. Ich besitze das Gläserne Schwert. Kein anderes hat ihm je zu widerstehen vermocht.«
    »Was hat es gegen uns ausgerichtet, wenn die Frage erlaubt ist?«
    »Das Schwert - vielleicht nichts. Aber wäre ich noch am Leben, wenn ich wie ihr hierhergekommen wäre, um zu stehlen? Allein mein großes Vorhaben hat euch umgestimmt.«
    »Menschliche Launen und Hoffnungen. Abenteurer sind voller Träume. Bei einem Mordbuben wie Cheek haben deine hehren Pläne nichts zu regen vermocht. Und die Gegner, die du hier vorfinden wirst, sind noch viel weniger menschlich.«
    Mythor lächelte. »Unterschätzt die Macht nicht, die zu dem kommt, der für die gute Sache kämpft. Ich habe drei Ungeheuer besiegt. Oder habt ihr vergessen, dass ihr euch noch vor wenigen Augenblicken für Ungeheuer gehalten habt?«
    »Es ist gut, dass du Mut und Zuversicht hast. Du wirst sie brauchen in Althars Hort der Ungeheuer.«
    »Wo ist dieser Cheek?« fragte Mythor.
    »Hier. Irgendwo in diesem Raum.«
    »Welche Macht hat er?«
    »Macht?«
    »Was kann er gegen mich unternehmen?«
    »Wir haben darüber noch nicht nachgedacht. Allein ist er wohl zu schwach, dir wirklich gefährlich zu werden.«
    »Warum hasst er mich?«
    »Er hasst dich wahrscheinlich gar nicht. Im Gegensatz zu uns war er nur nicht bereit, sich von seinem Anteil der Beute zu trennen und dir eine Chance zu geben.«
    »Seinem Anteil der Beute? Ihr meint.?«
    Keine Antwort kam, und das war Bestätigung genug. Ihr Götter! Welche seiner Erinnerungen fehlten ihm? Was war verloren? Welche tiefen, leeren Kluften mochten in seinem Geist sein? Erst nach einer Weile wurde ihm
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