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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm
Autoren: Hugh Walker
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wert?«
    »Der Preis war bezahlt. Es ist nur recht, wenn ich lebe.«
    »Was ist der Preis für ganz Churkuuhl?« fragte Mythor. »Unser Leben?«
    Etro beachtete die Frage gar nicht. Alle seine Aufmerksamkeit galt seinem Arm und der Wunde. Mit einer Stimme, die vor Grauen zitterte, sagte er: »Aber ich lebe nicht.«
    »Was?«
    »Ich. ich lebe nicht«, wiederholte Etro. »Ich fühle keinen Schmerz. und dieses Blut. ist kein Blut!«
    Mythor wich unwillkürlich vor ihm zurück. Sein Herz krampfte sich zusammen. »Was hast du erwartet?« fragte er.
    »Zauberei kann niemals Leben sein. Niemals!«
    »Ich hatte keine Wahl«, sagte Etro tonlos. »Sie holten mich zurück. Ich hatte keine Wahl.« Er hob den blutenden Arm.
    Bevor Mythor abwehren oder das Schwert zur Seite reißen konnte, hieb Etro mit dem Arm nach unten auf die Schneide der Klinge. Es geschah mit solcher Wucht, dass der Unterarm durchschlagen wurde.
    »Etro!« entfuhr es Mythor.
    »Sieh her!« rief Etro schrill. Er hielt den Armstumpf hoch. Dunkelrotes Blut quoll hervor. »Ich spüre keinen Schmerz! Ich könnte ebensogut tot sein!«
    Der abgeschlagene Arm zuckte, als habe er ein eigenes Leben. Beide starrten sie von Grauen erfüllt darauf, bis er zur Ruhe kam, übersät von Leichenflecken und stark in Fäulnis begriffen.
    »Erinnerst du dich an den Tod?« flüsterte Mythor in die Stille.
    Etro sah in gequält an. »Nein.«
    »Möchtest du so unter den Lebenden sein?«
    Etro gab keine Antwort. Sein Gesicht war verzerrt von Furcht und Ekel.
    »Soll ich dir helfen zurückzukehren?« fragte Mythor sanft.
    Etro starrte ihn an. Seine Miene veränderte sich erneut. Sein Gesicht zuckte. »Ja, hilf mir«, krächzte er hastig. »Rasch, bevor. es zu. spät ist. Oh, diese Teufel!« Er taumelte. »Diese Teufel.«
    Mythor zögerte. Es war nicht leicht, zuzuschlagen. Es war nicht leicht, zu vergessen, dass dieser Etro nicht mehr Etro war - und es doch auf eine grauenvolle Weise war.
    Aber dann war die Verwandlung abgeschlossen, und was Mythor aus dunklen Augen und vertrauten Zügen anstarrte, war nicht mehr Etro, sondern etwas Kaltes, Gnadenloses, das von dem Körper Besitz ergriffen hatte.
    Mythor dachte an Fardus und an die Hexe. Er dachte an Taka und die Marn, denen ein Schicksal wie dieses erspart bleiben musste. Und er dachte an das Licht, für das er kämpfte, an die Caer und ihre dunklen Priester.
    Er schob die alten Gefühle und Erinnerungen beiseite, dass sie ihn nicht beirren mochten. Er war auf dem besten Weg gewesen, einer Illusion zu erliegen. Seine Finger schlossen sich um Alton, als wollten sie sich an das Schwert klammern, nicht es führen. Dann riss er es hoch, mit Eis im Herzen und Feuer in den Augen, und brachte es mit allen seinen Kräften herab auf das, was Etro gewesen war.
    Mit einem klagenden Laut biss das Schwert durch Fleisch und Knochen, gefolgt von schrillem Heulen, das aus Etros Mund kam. Der Körper fiel und krümmte sich in unirdischer Kraft.
    Voll Abscheu hieb Mythor erneut zu. Grimm und die alte urmenschliche Furcht vor dem Übernatürlichen führten seine Klinge, bis die klagenden Laute des Schwertes das Heulen übertönten und zum Schweigen brachten.
    Danach stieg er über die noch immer zuckenden Gebeine hinweg und sprang auf die Treppe.
    Mit einemmal war der Raum so leer, wie er ihn betreten hatte. Erleichtert ließ er sich auf die feste, metallene Wirklichkeit der Stufen sinken. Alles war nur Illusion gewesen, auch Etro.
    Eine tödliche Illusion!
    *
    »Das hat ihn mitgenommen«, sagte eine Stimme, die Merwallons.
    »Mich auch.« Es war schwer, die Stimmen zu unterscheiden in ihrer Körperlosigkeit und Unsichtbarkeit. Aber es mochte Keethwyn sein, der antwortete. »Ich dachte nicht, dass mich etwas so aufregen könnte. Ich war drauf und dran, ihm zu helfen.«
    »Und wie hättest du das wohl angestellt?« warf die dritte Stimme mit einem Unterton von Resignation ein. Es war Oren.
    »Wir hätten ihm sagen können, dass dieser alte Mann nur eine Falle war. Wir sehen mehr als seine Augen.«
    »Das ist wahr.«
    »Wenn wir ihm helfen, finden wir nie heraus, ob er es allein geschafft hätte«, wandte Merwallon ein.
    »Ich für meinen Teil will, dass er es schafft«, erwiderte Keethwyn.
    »Weshalb?«
    »Weil… Seit wir ihn Stockwerk um Stockwerk durch diesen Turm begleiten, beneide ich ihn um jeden seiner Erfolge. Wir haben längst vergessen, wie es ist, für etwas zu kämpfen. Wir haben seit Jahrhunderten keinen Finger gerührt, weil unsere
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