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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm
Autoren: Hugh Walker
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ob der Weg zurück für ihn überhaupt frei war.
    Er schob sich an der Wand entlang. Eine Weile geschah nichts, obwohl er solcherart der Treppe ein wenig näher kam.
    Dann vermeinte er, aus der Ferne wieder die Geräusche des Dschungels zu vernehmen. Aber sie kamen nicht näher. Sie verklangen wieder.
    Er atmete auf. Vorsichtig bewegte er sich weiter mit dem Rücken an der metallenen Wand entlang. Diese Berührung vermittelte ihm auch ein Gefühl der Wirklichkeit. Die Wand und Alton in der Faust.
    Dann wurde es plötzlich eiskalt. Ein Windhauch ließ seine Augen tränen. Die Luft stach kalt in seine Lungen, wie mit tausend Nadeln aus Eis. Nach einem halben Schritt waren seine Finger so steif vor Kälte, dass ihm Alton entfiel.
    In diesem Augenblick entschwand auch die Wirklichkeit um ihn. Er befand sich nicht mehr im Turm. Er stand auf einer schneebedeckten Ebene. Der Himmel war blau, frostklar.
    Nichts regte sich in dieser winterlichen Einöde. Jenseits strebten Berge auf, weiß und bedrohlich.
    Er blickte um sich, konnte aber Alton nirgends entdecken. Er bückte sich und tastete den eisigen Boden ab in der Hoffnung, dass nur seine Augen das Schwert nicht zu erkennen vermochten. Er tastete hinter sich, halb in Erwartung, die kalte Metallwand zu spüren. Doch sie war ebenso verschwunden wie die Klinge.
    Panik überkam ihn, dass er für immer in dieser unwirklichen Welt gefangen sein könnte. Die Kälte biss durch seine Kleider, und der eisige Wind hatte sein Gesicht taub gemacht.
    Er blinzelte, bis er wieder klar sehen konnte. In der Ferne funkelte etwas im Schnee, was nicht wie ein Stück Eis aussah, mehr wie. Alton!
    Hastig rannte er los, und die Bewegung vertrieb die Kälte ein wenig. Er hatte die halbe Strecke zurückgelegt und war überzeugt, dass es seine Klinge war, die dort im Schnee lag, als der Boden unter einem urgewaltigen Stampfen erzitterte. Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich riesige Tiere in der Ebene auf.
    Mammuts. Eine ganze Herde, die sich langsam zwischen ihn und das Schwert schob. Sie mussten sich auf einer Wanderung befinden. Sie folgten einem gewaltigen Bullen, gegen die die Skelette auf dem Mammutfriedhof von Nyrngor wie solche von Jungtieren anmuteten.
    Die Erde erbebte unter ihrem Tritt, und der ganze Horizont war verdunkelt von ihrer Zahl. Sie kamen in solcher Breite, dass eine Flucht unmöglich war. Auf dieser endlosen eisigen Ebene mussten sie ihn sehen. Und von der Angriffslust dieser Bullen hatte Mythor gehört.
    Es gab nur eine Flucht: mit Altons Hilfe hinaus aus diesem Alptraum!
    Er spürte die Kälte nicht mehr, als er auf die vordersten Tiere zuschritt - langsam, um sie nicht zu reizen, doch entschlossen genug, um furchtlos zu erscheinen.
    Aber er war nicht furchtlos. Kein Mensch, der solch einem Anblick gegenüberstand, konnte ohne Furcht sein. Ein Tritt, ein Stoß ihrer furchtbaren Zähne bedeutete den Tod, darüber täuschte auch dieser friedliche Zug nicht hinweg.
    Etwas majestätisches war an diesen Kolossen. Sie waren die Herrscher über ihre eisige Welt.
    Der Gedanke aber, dass er sie mit ihnen würde teilen müssen, wenn sie Alton erst in den Schnee getrampelt hatten und er die Klinge nicht wiederfand, trieb ihn vorwärts. Sie nahmen keine Witterung auf, auch als er schon fast zwischen ihnen war. Verwundert studierte er sie. Keines der Tiere wandte sich ihm zu. Sie nahmen ihn gar nicht wahr!
    Sie sahen ihn nicht. Er war unsichtbar für sie. Er stand nicht wirklich in dieser fremdartigen Welt.
    Doch gleich darauf wurde er auf schmerzvolle Weise überzeugt. Er kam einem der Tiere zu nahe. Vielleicht wandte es sich nur um, um nach dem Jungen Ausschau zu halten, das hinterhertrottete, vielleicht spürte es seine Anwesenheit aber auch. Die heftige Kopfbewegung versetzte Mythor einen Schlag mit dem Stoßzahn, der ihn zwischen zwei andere Tiere schleuderte, deren tödlichen Tritten er nur mit knapper Not entgehen konnte.
    Danach verschwendete er keine Zeit mehr mit Grübeleien. Es war nicht von Bedeutung, ob er sich wirklich hier befand oder nicht, wenn es ihm nur gelang, zu verschwinden.
    Es war ihm, als benötige er Stunden durch diese Schar stampfender, schnaubender Kolosse hindurch. Als er schließlich das Schwert vor sich sah, blieben ihm nur Augenblicke, es aufzuheben, denn so weit sein Auge reichte, war die Ebene mit mächtigen Körpern in Bewegung. Der Schnee knirschte um ihn. Es war ihm, als spüre er den heißen Atem und den beißenden Geruch der Tiere und den Wind der
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