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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug
Autoren: Orson Scott Card
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konnte. Es war an einem Sonntag in Measures Haus, wo Alvin und Arthur Stuart zum Mittagessen eingeladen waren. Es war ein heißer Tag, deshalb hatte Delphi eine kalte Platte gemacht – Brot und Käse und Pökelschinken und geräucherten Truthahn –, und am Nachmittag begaben sich alle auf Measures Nordveranda, um dort im Schatten zu sitzen.
    »Alvin, ich habe dich und Arthur Stuart heute aus einem bestimmten Grund eingeladen«, sagte Measure. »Delphi und ich, wir haben bereits darüber gesprochen, auch mit Pa und Ma.«
    »Klingt ja, als wäre es etwas Schreckliches, wenn es so viel Gerede braucht.«
    »Ich glaube nicht«, widersprach Measure. »Es ist nur … na ja, Arthur Stuart ist ein prächtiger Junge und ein guter, fleißiger Arbeiter, und angenehme Gesellschaft ist er auch.«
    Arthur Stuart grinste. »Ich schlafe auch fest«, meinte er.
    »Ein prächtiger Schläfer«, ging Measure auf ihn ein. »Aber Ma und Pa sind nicht mehr die Jüngsten. Ich glaube, Ma ist es gewöhnt, daß in der Küche alles so läuft, wie sie es haben will.«
    »Das ist sie allerdings«, seufzte Delphi, ganz so, als hätte sie Grund genug, zu wissen, wie festgefahren Goody Miller in ihren Gewohnheiten war.
    »Und Pa … nun, der wird langsam müde. Wenn er von der Mühle nach Hause kommt, muß er sich hinlegen, braucht er jede Menge Ruhe.«
    Alvin glaubte zu wissen, worauf das Gespräch hinauslief. Vielleicht besaß seine Verwandtschaft einfach nicht dieselben Qualitäten wie die Old Peg Guesters oder Gertie Smiths. Vielleicht brachten sie es nicht fertig, einen Mischlingsjungen in ihr Haus aufzunehmen oder in ihr Herz zu schließen. Es machte ihn zwar traurig, so etwas von seinen eigenen Blutsverwandten denken zu müssen, aber er wußte auch, daß er sich nicht dagegen beschweren würde. Er und Arthur Stuart würden einfach ihre Sachen packen und sich auf einen Weg begeben, der – zu nirgendwo besonderem hinführte. Vielleicht nach Kanada.
    Irgendwohin, wo ein Mischlingsjunge voll und ganz willkommen sein würde.
    »Also, es ist nicht so, als hätten sie zu mir irgend etwas in dieser Art gesagt«, warf Measure ein. »Tatsächlich habe ich es zu ihnen gesagt. Weißt du, ich und Delphi, wir haben ein Haus, das ein bißchen zu groß für uns ist, und mit drei kleinen Kindern wäre Delphi froh, wenn sie einen Jungen in Arthur Stuarts Alter hätte, der ihr in der Küche zur Hand gehen könnte, wie er es ja tut.«
    »Ich kann ganz allein Brot backen«, sagte Arthur Stuart. »Ich kenne Mamas Rezept auswendig. Sie ist tot.«
    »Siehst du?« sagte Delphi. »Wenn er manchmal allein das Brot backen könnte oder mir auch nur beim Kneten hilft, dann wäre ich am Ende der Woche nicht immer so erschöpft.«
    »Und es wird auch nicht mehr lange dauern, bis Arthur Stuart mir bei der Feldarbeit helfen könnte«, meinte Measure.
    »Aber wir möchten nicht, daß du glaubst, wir wollten ihn wie einen Dienstboten behandeln«, sagte Delphi.
    »Nein, nein!« bekräftigte Measure. »Nein, wir betrachten ihn wie einen weiteren Sohn, nur etwas größer als mein Ältester, Jeremiah, der erst dreieinhalb ist, was ihn als Menschenwesen ziemlich nutzlos macht, obwohl er wenigstens nicht ständig versucht, sich in den Bach zu stürzen und zu ertränken wie seine Schwester Shiphrah, oder wie du, als du klein warst, wenn ich das mal hinzufügen darf.«
    Da mußte Arthur Stuart lachen. »Alvin hat mich mal fast ertränkt«, sagte er. »Hat mich in den Hio getaucht.«
    Alvin schämte sich. Er schämte sich wegen vielerlei Dinge: wegen der Tatsache, daß er Measure nie die vollständige Geschichte von der Rettung Arthurs aus den Händen der Sucher erzählt hatte; wegen der Tatsache, daß er auch nur für einen Augenblick hatte annehmen können, daß Measure und Ma und Pa versuchen würden, einen Mischlingsjungen loszuwerden, obwohl sie sich doch in Wirklichkeit nur zankten, wer ihn bei sich unterbringen durfte.
    »Wenn er schon eingeladen wird, ist es auch Arthur Stuarts eigene Entscheidung, wo er leben will«, meinte Alvin. »Er ist zwar mit mir hierher gekommen, aber solche Entscheidungen treffe ich nicht für ihn.«
    »Kann ich hier wohnen?« fragte Arthur Stuart. »Cal mag mich nicht besonders.«
    »Cal hat seine eigenen Probleme«, widersprach Measure, »aber er mag dich sehr wohl.«
    »Warum hat Alvin nicht irgend etwas Nützliches nach Hause mitgebracht, zum Beispiel ein Pferd?« fragte Arthur Stuart. »Du futterst zwar wie eins, aber ich wette, du kannst nicht
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