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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug
Autoren: Orson Scott Card
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gewissenhafter, hart arbeitender Sheriff wie ich könnte Euch dann noch vor dem schützen, was dann passieren würde.«
    »Ihr habt gesagt, keine Drohungen«, murmelte der Priester.
    »Cavil muß doch über die Konsequenzen aufgeklärt werden«, wandte der Sheriff ein.
    »Ich werde nicht zurückkehren«, sagte Cavil.
    »Dann bittet Gott um Vergebung«, sagte der Prediger.
    »Das werde ich tun.« Cavil unterschrieb das Papier.
    In derselben Nacht ritt er mit einem Wechsel über fünfundzwanzigtausend Dollar in der Tasche davon. Ein Packpferd mit einem Satz frischer Kleider und Proviant für eine Woche zog er an einer Leine hinter seinem Reitpferd her. Niemand entbot ihm Lebewohl. Hinter ihm grölten die Sklaven in den Schuppen Freudengesänge. Am Ende der Auffahrt äpfelte sein Pferd. Und Cavil hatte nur einen einzigen Gedanken: Der Aufseher haßt mich, sonst wäre das nicht geschehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, seine Liebe zurückzugewinnen. Indem ich Alvin Smith aufspüre, ihn töte und meinen Jungen zurückhole, den letzten Sklaven, der mir noch bleibt.
    Wirst du, o mein Aufseher, mir dann vergeben und die schrecklichen Wunden wieder heilen, die deine Geißel meiner Seele zugefügt hat?

21. Geselle Alvin
    Alvin blieb den ganzen Sommer in Vigor Church und lernte seine Familie wieder kennen. Die Menschen hatten sich verändert, und das nicht wenig – Cally war inzwischen ausgewachsen, und Measure hatte eine Frau und Kinder; die Zwillinge Wastenot und Wantnot hatten zwei französische Schwestern aus Detroit geheiratet, und Ma und Pa waren inzwischen beide überwiegend grauhaarig und bewegten sich langsamer, als Alvin es gern gesehen hätte. Aber manche Dinge veränderten sich nicht. In der ganzen Familie war noch eine gewisse Verspieltheit zu beobachten, und die Finsternis, die nach dem Massaker vom Tippy-Canoe über Vigor Church gekommen war, die war … na ja, nicht gerade verschwunden, es war eher, als hätte sie sich in einen Schatten verwandelt, der hinter allem stand, so daß die lichten Seiten des Lebens durch den Kontrast um so heller wirkten.
    Alle mochten Arthur Stuart auf Anhieb. Er war so jung, daß alle Männer in der Stadt ihm die Geschichte vom Tippy-Canoe erzählen konnten, und alles, was ihm dazu einfiel, war, seinerseits seine eigene Geschichte zu erzählen – die tatsächlich nur ein Durcheinander aus der Geschichte seiner wirklichen Mama war, aus Alvins Geschichte und aus der Geschichte von den Suchern, und auch davon, wie seine weiße Mama einen davon vor ihrem Tod noch getötet hatte.
    Alvin ließ Arthurs Geschichte mehr oder weniger unberichtigt durchgehen. Ein Grund dafür war der, daß er keinen Sinn darin sah, Arthur Stuart zu korrigieren, wenn er die Geschichte doch so gern auf diese Weise erzählen wollte. Teilweise geschah es auch aus Trauer – als er nämlich nach und nach erkannte, daß Arthur Stuart immer nur noch mit seiner eigenen Stimme sprach. Die Leute hier würden nie erfahren, wie es war, zu hören, wie Arthur Stuart in ihrer eigenen Stimme zu ihnen redete. Dennoch hörten sie den Jungen gern reden, weil er sich immer noch an alles erinnern konnte, was die Leute sagten. Offenbar vergaß er nie die geringste Kleinigkeit. Weshalb sollte sich Alvin also dem widersetzen, was von Arthur Stuarts Talent übriggeblieben war?
    Alvin überlegte sich auch, daß das, was er nie erzählte, auch von niemandem wiederholt werden konnte. Da gab es zum Beispiel einen bestimmten Rupfenbeutel, den nie jemand offen gesehen hatte. So wäre es auch nicht wünschenswert, wenn sich herumspräche, daß in der Stadt Vigor Church ein bestimmter goldener Gegenstand gesehen wurde – in jener Stadt, die seit jenem dunklen Tag des Massakers am Tippy-Canoe nicht mehr viele Besucher gehabt hatte; Sie würde sonst mehr fremde Gesellschaft bekommen, als ihr lieb war – und alles Leute von der falschen Sorte, die nur nach Gold suchten, und denen es gleichgültig wäre, wer dabei zu Schaden käme. Daher erzählte er keiner Menschenseele von dem goldenen Pflug, und der einzige Mensch, der überhaupt erfuhr, daß er ein Geheimnis wahrte, war seine verschwiegene Schwester Eleanor.
    Alvin suchte sie in dem Laden auf, den sie und ›Brustwehr des Herrn‹ Weaver schon am Marktplatz führten, seit es hier überhaupt einen Marktplatz gab. Das war einmal ein Ort gewesen, wo Besucher, Rote wie Weiße, von weither gekommen waren, um Landkarten und Neuigkeiten zu erstehen und auszutauschen, damals, als das Land vom
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