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Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster

Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster

Titel: Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster
Autoren: Roman
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mit Ärmeln
    Die genaue Formulierung der Regel 4 – Ausrüstung der Spieler – wurde mit dem Verbot der Slogans auf der Unterwäsche einer kompletten Überarbeitung unterzogen, was nicht nur den innovativen T-Shirt-Schmieranten, sondern auch einer Horde unbezähmbarer Löwen geschuldet war. Das Nationalteam Kameruns war 2002 mit Trikots zur Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea gereist, die keine Ärmel hatten. Modisch innovativ und optisch ansprechend, für die konservative Gilde der Anzugträger in den offiziellen Gremien jedoch ein kaum zu überbietendes Grauen.

    ! „Keine Ärmel, kein Hemd. Kein Hemd, kein Spiel“, sagte FIFA-Sprecher Keith Cooper damals.Weil Leibchen-Fabrikant Puma nicht in der Lage war, auf diese unvorhergesehene Regelgrätsche in der gebotenen Kürze der Zeit zu reagieren, musste der Zeugwart der Kameruner sich mit Nadel und Faden bewaffnen und noch vor dem ersten Gruppenspiel gegen Irland Ärmelansätze an die Muskelshirts nähen.

    Als Kamerun zwei Jahre später dann beim Afrika-Cup mit einem knallengen Einteiler antrat, war es mit dem Spaß endgültig vorbei: Die FIFA belegte die modebewussten Schwarzafrikaner mit einer Strafe von sechs Minuspunkten für die folgende WM-Qualifikation und 200 000 Franken Bußgeld. Es folgte ein fast zweijähriger Rechtsstreit, in dessen Verlauf der Weltverband den Punktabzug zurücknahm, während der Ausrüster aus Herzogenaurach seinerseits auf
Schadenersatz klagte.Am Ende war Puma auf dem besten Wege, Recht zu bekommen, doch man einigte sich außergerichtlich darauf, dass die FIFA Fußball-Hilfsprojekte in Kamerun in nicht genannter finanzieller Höhe unterstützen sollte.

    ! Die FIFA lernte aus ihrer beinahe fatalen Nachlässigkeit und formulierte die entsprechenden Paragrafen im Regelwerk um. Nun ist explizit von Trikot und Hose als „einzelnen Gegenständen“ die Rede.Außerdem weist man darauf hin, dass ein Trikot ein T-Shirt „mit Ärmeln“ ist.
    Die Schmuck-Regel
    Es gibt praktisch nichts, was durch die Gesetze des Fußballs nicht geregelt ist. So ist jede Form von Schmuck seit einigen Jahren auf dem Feld verboten. Und zwar komplett. Tricks wie jener von Cristiano Ronaldo, der sich seine Ohrringe früher einfach mit Heftpflaster überklebte, ziehen heute nicht mehr. Grund für das Verbot ist natürlich nicht, dass eitlen Gockeln wie dem portugiesischen Weltfußballer von 2008 der Fußballplatz als Laufsteg verwehrt wird. Vielmehr ist den Verantwortlichen die Verletzungsgefahr zu groß. Und in der Tat hat es Sinn, die Kicker nicht behängt wie die Weihnachtsbäume auf Torejagd zu schicken. 2004 etwa unterlief Paulo Diogo, einem Schweizer mit portugiesischen Wurzeln, ein fatales Missgeschick, als er nach einer Torvorlage für seinen Klub Servette Genf auf den Stadionzaun sprang, um mit den Fans zu feiern und beim Herabspringen mit dem Ehering hängen blieb. Er riss sich dabei zwei Glieder des Fingers ab – und erhielt ob seiner panikartigen Reaktion auf diesen Schock auch noch die Gelbe Karte – wegen übertriebenen Jubelns.

    ! Ein halbes Jahr nach diesem grausigen Vorfall kam dann die „Schmuck-Regel“, die besagt, dass das Tragen von Ringen, Ketten, Lederbändern, Gummibändern und Haarreifen fortan verboten sei.

    Es entspann sich sogleich eine heftige Kontroverse, auch in der Bundesliga. Lehrwart Eugen Striegel entgegnete allen Kritikern mit einer Trockenheit, wie sie nur einem Referee eigen sein kann: „Jeder kann seinen Ehering anbehalten, er darf dann eben nur nicht mitspielen.“ Oder er versucht, das edle Geschmeide vor dem Unparteiischen zu verstecken.
    Hurensohn
    Wobei es umso bitterer werden kann, wenn der Fußball-Polizist den Schurken dann doch noch ertappt. So geschehen bei einem deutschen Pokalspiel im Herbst 2010, als Hoffenheims Vedad Ibisevic von Schiri Stieler zunächst höflich gebeten wurde, seinen Ring abzulegen. Der Bosnier bot an, das in der Pause mit Seifenunterstützung zu erledigen. Doch der Mann mit der Pfeife blieb hart, was beim stolzen Südländer zu einem Ausraster führte: Er betitelte den Unparteiischen als „Hurensohn“ – und sah die Rote Karte.
    Platzverweis
    ! Der Respekt vor dem Ordnungshüter ist unabdingbar. Ihn als „Blinden“ oder „Schieber“ zu bezeichnen, fällt selbstverständlich unter die Rubrik „Schiedsrichterbeleidigung“ und wird nach Regel 12 mit Platzverweis bestraft. Und die lautet: „Ein Spieler erhält mit der Roten Karte einen Platzverweis bei beleidigenden Worten
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