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Der Lüster - Roman

Der Lüster - Roman

Titel: Der Lüster - Roman
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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es das erste Mal auf der Welt, dass es jemandem gelang, in einem Speisewagen heißen Kaffee zu trinken, und das war etwas, worüber man leicht den Kopf schütteln konnte, überrascht, wie sie es jetzt tat, das rote Band an ihrem braunen Hut baumelte hin und her.
    SIE STELLTE DEN KOFFER auf den Boden und wartete einen Augenblick lang an der Straßenecke. Ja, jetzt ein Taxi nehmen, zu Miguel fahren, sich das Geld aus dem Verkauf der Möbel geben lassen, ja, ja. Aber sie seufzte reglos und aufmerksam. Das staubige Gesicht unter dem Hut, der leicht schief auf dem Kopf saß, wirkte dunkel und niedergedrückt von einer vagen Furcht. Was geschah hier! warum sackte ihre gesamte Vergangenheit ein, und es begann auf schreckliche Weise eine neue Zeit? Plötzlich brach ihr der Schweiß aus, der Magen krampfte sich zusammen in einer Welle von Übelkeit, der Atem ging fürchterlich gedrückt und keuchend – was geschah mit ihr? oder was würde geschehen? Mit einer Anstrengung, bei der die Brust eine seifige Last zu tragen schien, in einem Unwohlsein, das größer nicht hätte sein können, überquerte sie blass die Straße, und der Wagen bog um die Ecke, sie wich einen Schritt zurück, der Wagen zögerte, sie ging weiter, und der Wagen kam als Licht, sie spürte ihn als Hitzeschock auf dem Körper und Sturz ohne Schmerzen, während das Herz überrascht nach nirgends blickte und der Schrei eines Mannes von irgendwoher kam – es war rasch derselbe Tag wie vor drei Jahren, als sie mitten in der Bewegung innegehalten hatte und gerade noch vermeiden konnte, auf ein Kätzchen zu treten, das starr und tot dalag, und das Herz war zurückgewichen, während ihr ganzer Körper, die Augen einen Moment lang tief geschlossen vor Ekel, in sich hineinsagte, in einem dunklen und hohlen Moment, es glich dem volltönenden Hall einer stillen Kirche: Arrh! in tiefem, lebendig gewordenem Abscheu, das Herz zurückweichend weiß und fest, ein trockenes Fallen, arrh! Und da sie dunkel an Vicente dachte, sah sie Adriano, Vicente, Miguel, Daniel – Daniel, Daniel! in einem klaren, schwindelerregenden Lauf durch die Straßen der Stadt wie ein Wind aus offenen Haaren, erreichte sie für einen Moment Granja Quieta, schaukelte schnell, schnell auf dem Stuhl, und mit absolutem Befremden sah sie sich weiß und mit dunklen Augen im Spiegel – lange Korridore bildeten sich in ihrem Inneren, lange Korridore, müde, schwierig und dunkel, eine Tür nach der anderen schlug lautlos zu, mit Entsetzen und Vorsicht, während ein Moment von Daniels Jähzorn in ihren Gedanken auftauchte und die Augenblicke einander klar folgten – sie und Daniel kauten den letzten Rest Frucht, ein wenig davon lief ihnen das Kinn herunter, sie sahen sich an, mit glänzenden, verständigen Augen, fast so, dass der eine genoss, was der andere aß, es war kalt, die Nase rot und schmerzend auf dem Hof von Granja Quieta; sie schickte ein Schauern Richtung Daniel. Sie, die niemals Zeit vergeudet hatte – konfus, taub, schnell, klar, dissonant, das Geräusch des Orchesters, das sich einstimmt und weiter einstimmt zum Konzert, und eine Bewegung des Wohlseins, trostsuchend, das Herz wie noch nie. Was geschah, war so einfach, dass sie nicht wusste, woher sie es verstehen sollte. Im eiskalten Halbdunkel schwarze Korridore, eng, leer und feucht, eine Substanz, schlafend und still: und plötzlich! plötzlich! plötzlich! der weiße Falter flatternd auf den düsteren Korridoren, sich verlierend am Ende der Dunkelheit. Sie wünschte unklar, sich zu unterbrechen, sie wünschte unklar, sich zu unterbrechen. Die Straße dampfte kalt und schläfrig, ihr eigenes Herz überraschte sich, der Kopf war schwer, schwer vor betäubender Anmut – während die Straßen von Brejo Alto sich schnell auf den Weg machten, zögerlich mit ihrem Geruch nach Äpfeln, Sägemehl, Import und Export, jener Abwesenheit des Meeres. Und plötzlich hingerissen von ihrem eigenen Geist. Es war ein äußerst intimer und merkwürdiger Moment – sie erkannte das alles wieder, wie viele Male, wie viele Male hatte sie es geübt, ohne es zu wissen, und jetzt, außerordentlich still, gereinigt von den eigenen Energiequellen, selbst die künftigen Möglichkeiten hingebend – ach, nicht schon damals diese Art von Geste erkannt zu haben, fast eine Haltung des Denkens, den Kopf zur Seite geneigt, so, so … ihm damals keine Bedeutung beigemessen zu haben … wie wäre sie erschrocken, wenn sie es begriffen hätte – aber jetzt
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