Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
krank vor Sorge um mich. Holt seinen Wagen und fährt wieder zurück, um mich ›zufällig‹ zu finden. Aber der gute alte Sergeant Palfrey hat ihm die Arbeit schon abgenommen. Somit bleibt sein schlimmes Geheimnis gehütet. Vorläufig. Denn die stolze Marianne hat es mittlerweile gelüftet. Arme Molly Dixon! Sie schienen füreinander geschaffen zu sein.«
    »Aye. Na, soll vorkommen«, sagte Dalziel mit finsterer Miene.
    »Was soll vorkommen?«, fragte Ellie fröhlich, die gerade mit einer Gemüseterrine aus der Küche kam.
    »Dass Polizisten einmal was Anständiges tun und sich verloben«, verkündete Dalziel mit dick aufgetragener Heiterkeit. »Was gibt’s als Nächstes? Riechen tut’s gut.«
    »Überraschung«, sagte Ellie mit einem breiten Lächeln für Pascoe, als sie wieder hinausging. Ihre Begeisterung über die Aussicht, für Andrew Dalziel die Gastgeberin zu spielen, hatte sich zwar in Grenzen gehalten, aber irgendwie schien es angebracht. Weshalb, das konnte sie sich nicht vorstellen! Doch schließlich gefiel sie sich ausnehmend gut in ihrer Rolle und fand großes Vergnügen daran, wie der Dicke zwischen seiner herzhaft-altmodischen Gastrolle und der üblichen vulgären Direktheit hin- und herschwankte.
    »Dixon war also ein stilles Wasser«, fasste Dalziel zusammen, sobald er glaubte, dass Ellie außer Hörweite war. »Aber er ist eigentlich nur zufällig in die Sache hineingeraten, oder?«
    »Ja, ja. Obwohl er mich zu Tode erschreckt hat, als er in jener Nacht auf dem Weg zu seinem Rendezvous mit Marianne hinter mir die Auffahrt zum Haus der Culpeppers hochlief!«
    »Dieser Pelman hört sich viel interessanter an.«
    »War er auch«, stimmte Pascoe zu. »Backhouse erzählte mir später, dass er, Alibi hin oder her, niemanden ernsthaft verdächtigen konnte, der fröhlich tonnenweise Hühnerdreck in das Gewässer schüttete, in dem sich seine Frau und ihr Liebhaber umgebracht hatten! Seltsame Logik!«
    »Aber gar nicht«, widersprach Dalziel. »Die Fähigkeit, so zu argumentieren, macht einen Superintendent aus! Ich verstehe nicht, wieso Pelman bereit war, Culpepper tausend Pfund zu leihen. So dick waren sie schließlich nicht miteinander, und er hat doch gewusst, dass der andere so gut wie pleite war.«
    »Na, aus Sentimentalität hat er das nicht gemacht, da können Sie beruhigt sein!«, lachte Pascoe. »Culpepper war in der Nacht vorher bei ihm und hat ihn um das Darlehen gebeten. Und als Sicherheit hat er ein paar Stücke aus seiner Sammlung mitgebracht – natürlich lauter Sachen, die Davenant ihm verhökert hatte und die er eine Zeit lang dem Auge des Betrachters entziehen wollte!«
    »So ein gerissener Kerl«, sagte Dalziel.
    »Ja«, sagte Pascoe mit plötzlicher Leidenschaft. »Ich hoffe, er ist nicht so gerissen, dass sie ihn nicht für immer wegsperren!«
    »Immer mit der Ruhe«, mahnte Dalziel mit einem besorgten Blick Richtung Küche.
    »Verzeihung, Chef«, sagte Pascoe. »Es ist nur so, dass es relativ einfach ist, objektiv und sachlich zu bleiben, wenn es einen nicht betrifft. Die ganze Zeit bemüht man sich um nichts anderes. X ermordet Y. Finde ihn. Bestrafe ihn. Vergiss ihn. X hat viele Namen, unser ganzes Leben sind wir hinter X her. Er ist nicht einzigartig. Aber manchmal hat Y einen speziellen Namen. Y ist einzigartig. Etwas ist verschwunden, das für einen persönlich unersetzlich ist. Und dann fängt man an, darüber nachzudenken, dass es jedes Mal so ist. Für irgendjemanden.«
    »Vergessen Sie die Namen«, sagte Dalziel eindringlich. »Bleiben Sie bei X und Y. Das Leben ist eine einzige Havarie. Sehen Sie zu, dass Sie immer mit den Überlebenden angeschwemmt werden.«
    »Na so was«, sagte Ellie von der Küchentür. »Kriegt man mit der Beförderung auch gleich einen Kurs in Philosophie mitgeliefert? Tut mir leid, dass ich den sokratischen fünf Minuten den Garaus machen muss, aber es ist so weit!«
    Mit triumphierender Geste servierte sie eine große Platte, auf der Seite an Seite zwei gebratene Fasane lagen.
    »Gütiger Himmel«, sagte Dalziel voller Bewunderung und Vorfreude. »Damit ist meine Diät im Arsch!«
    Alle lachten. Während er Ellies echte, ungezwungene Heiterkeit beobachtete, spürte Pascoe, wie ihm sein eigenes Lachen im Halse stecken blieb. Er machte sich mit dem Tranchiermesser und dem Wetzstahl zu schaffen. Wie leicht war es, dem Glück auf Dauer zu misstrauen, keine Freude zu kosten, ohne sich über die eigene Schulter zu blicken, um zu schauen, wer einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher