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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein
Autoren: Reginald Hill
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verräterischen Stücke entfernt und dabei auch die Notizen für das Buch gesucht hat. Er befürchtete, dass jemand die Verweise auf Culpepper entdecken und die Geschichte wieder aufwärmen könnte, und war nicht sehr erpicht darauf, dass Culpepper in seinem gegenwärtigen Gemütszustand erneut unter Druck geriet. Er versuchte, das Haus in Brand zu stecken, falls das Manuskript noch irgendwo herumläge, und er durchsuchte Ihr Schlafzimmer, weil Sie als Hopkins’ Freund es an sich genommen haben könnten. Aber noch einmal, das ist reine Spekulation. Nichts, was vor Gericht Bestand hätte.«
    »Klingt aber plausibel. Plausibler als alles, was ich mir dazu zusammengereimt habe. Ich hatte für alles eine Erklärung, aber lauter falsche Prämissen. Manchmal frage ich mich, ob das der richtige Beruf für mich ist.«
    »Vielleicht nicht in diesem besonderen Fall«, sagte Backhouse in gütigem Ton. »Aber das ist ja auch kein Wunder. Ich bin überzeugt, dass Sie bei sich zu Hause erstklassige Arbeit leisten.«
    »Zu Hause«, wiederholte Pascoe. »Das klingt gut. Es ist zwar nur eine vergammelte Junggesellenbude, aber im Moment genügt das. Ja, das möchte ich jetzt tun. Nach Hause fahren.«
     
    »Trautes Heim, Glück allein«, sagte Dalziel, als hätte er damit eine revolutionäre Entdeckung gemacht.
    »Stimmt«, bestätigte Pascoe.
    »Da haben sie übrigens auch diesen Atkinson aufgegabelt, in einem Altenheim in Romford. Hat ihnen erzählt, er sei zweiundsiebzig! War zu seiner Zeit ein Trickbetrüger. Hat sich wie zweiundsiebzig gefühlt, als ich mit ihm fertig war! Aber jetzt haben wir genug in der Hand, um Cowley eine Weile einzubuchten.«
    »Das freut mich«, sagte Pascoe, der sich entspannt in seinem Stuhl zurücklehnte und sich stolz im Zimmer umsah.
    Schon beachtlich, zu welch angenehmem, kultiviertem Ort seine Wohnung sich gemausert hatte. Die Kerzen auf dem Tisch hatten im Nachmittagslicht ein bisschen übertrieben gewirkt, aber jetzt passten sie perfekt. Die Hand einer Frau wirkte Wunder. Daran gab’s nichts zu rütteln!
    Er und Dalziel saßen sich gegenüber und tranken den herben Weißwein aus, der die gebackene Forelle begleitet hatte.
    »Eines habe ich bei dem Ganzen gelernt«, sagte Pascoe auf einmal.
    »Was?«
    »Information ist alles. Wenn dir der Hintergrund fehlt, stehst du auf verlorenem Posten. Alle wussten über Culpepper Bescheid, außer mir. Alle wussten, dass Sam Dixon was mit Marianne hatte, außer mir.«
    »Backhouse hat sich wirklich sehr bedeckt gehalten«, sagte Dalziel. »Ich hoffe, Ihre Beförderung befördert Sie nicht in seinen Dunstkreis. Sie haben einen verheerenden Eindruck gemacht!« Er lachte. »Aber den totalen Durchblick hat er auch nicht. Von mir hält er schließlich auch nix!«
    »Erstaunlich«, meinte Pascoe. »Jedenfalls war es Dixon, der bei Crowther angerufen und ihm gesagt hat, dass Davenant bei den Culpeppers sei. Marianne hatte erwähnt, dass er wieder da sei, und Sam war eifersüchtig! Aber, wohlgemerkt, nicht auf ihren Mann. Der war keine Konkurrenz. Die alte Mrs. Culpepper hat natürlich Bescheid gewusst. Die wusste alles. Deshalb war sie ja so wütend, als Dixon auftauchte. Ihretwegen hat er eine halbe Kiste Scotch zertrümmert!«
    »Tragisch«, sagte Dalziel. »Aber wenn er wusste, dass Culpepper pleite war, warum hat er ihm denn das Zeugs überhaupt gebracht?«
    »Culpeppers übliche Lieferanten haben sich langsam quergelegt. Wie es aussieht, sind die Rechnungen astronomisch. Deshalb hat er angefangen, sich seine harten Getränke in den Pubs vor Ort zu besorgen. Palfrey wollte da nicht mitmachen. Also brachte er ein paar Flaschen, um es sich nicht mit Culpepper zu verscherzen, und schwafelte was von keine Vorräte mehr haben. Dixon, na ja, Dixon war verliebt. Und deshalb war er bereit, etwas Unvernünftiges zu tun. Ich habe dir ja erzählt, dass er es war, der mir im Cottage eins auf den Schädel gegeben hat.«
    »Ja«, bestätigte Dalziel. »Ist aber ein verdammt gruseliger Ort für ein Stelldichein.«
    »Wie wahr. Pelman hatte Marianne im Dorf getroffen und erwähnt, dass ich ihm auf dem Weg nach Brookside begegnet war. Sie stürzte zum nächsten Telefon, um Dixon zu warnen. Ließ es zweimal läuten, das vereinbarte Zeichen, damit er wusste, wer es war. Natürlich wollte er nicht, dass ich ranging und ihre Stimme erkannte. Also schlug er zu.«
    »Was für ein gewalttätiger Haufen, die da in Thornton Lacey.«
    »Ja. Nicht nur ich! Dann macht Dixon sich davon,
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