Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
und es dauerte nur Sekunden, bis Elyn sie auf ihrem kleinen spanischen Pferd erreicht hatte. Die Zügel des geisterhaften, hellen Pferdes hielt sie in der Hand. »Los, verschwinden wir hier«, befahl sie wütend. »Uns bleibt nicht viel Zeit. Das Biest, das dich angegriffen hat, ist noch nicht tot. Er könnte überleben und uns folgen!«
    Diese Warnung spornte Kiera an, sie lief zu dem hellen Pferd. »Und was tust du hier draußen?«
    »Dich retten«, schnauzte Elyn sie an, während ihr Pferd nervös tänzelte. »Was hast du denn hier getrieben?«
    »Nichts.«
    »Gekleidet wie ein Vagabund - sag bloß nicht, es war dieses blöde Pferd. Du hast dir mal wieder Obsidian geschnappt, nicht wahr?« Sie schaute sich auf der dunklen Lichtung um. »Und wo ist er? Wo ist dieser verdammte Hengst?«
    »Verloren«, gestand Kiera bedrückt.
    »Verloren? Wie kann man ein solches Riesentier verlieren?«
    »Er hat mich abgeworfen.«
    »Oh, wundervoll. Vater wird dich auspeitschen, bis du kaum mehr atmen kannst.«
    »Erinnere mich nicht daran.« Kiera seufzte. Sie wusste, dass ihre Strafe hoch sein würde. Selbst wenn man den Hengst unversehrt fand.
    »Wie hast du ihn bloß aus dem Stall bekommen? Orson würde doch niemals... oh, sag es mir nicht. Joseph hat dir geholfen, nicht wahr?« Sie stöhnte. »Dummer Junge«, murmelte sie dann und musterte Kiera. »Komm schon. Wir wollen keine Zeit verschwenden. Lass uns losreiten!« Elyn gab Kiera die Zügel des Pferdes, auf dem der Bandit geritten war, während sie gleichzeitig versuchte, ihre eigene Stute unter Kontrolle zu halten.
    »Hast du ihn erschossen? Den Banditen, meine ich?«, fragte Kiera und warf einen Blick auf den Bogen, den Elyn über ihre Schulter geschlungen hatte. Ihre Schwester antwortete nicht sofort, aber es war einfältig, etwas anderes anzunehmen. Sie waren ganz allein im Wald. Allein mit dem grausamen Mann, der ein Vergewaltiger sein konnte oder etwas noch Schlimmeres. Ein Schauer rann durch ihren Körper.
    »Natürlich hab ich ihn erschossen«, brüstete sich Elyn. In ihren Worten klang unterdrückter Ärger. »Ich konnte doch gar nichts anderes tun. Dieser Halunke. Heilige Mutter...« Sie schnaubte. »Also Kiera, entweder reitest du auf der Stelle mit mir los, oder ich lasse dich hier.«
    »Und was ist mit... ?«
    »Mit dem Bastard?«
    »Aye.«
    »Ich denke, er kann, verdammt noch mal, zur Hölle fahren.«
    »Das wäre wahrscheinlich noch zu gemütlich für ihn.« Trotz ihres verletzten Arms und der Tatsache, dass sie eine Gänsehaut bekam bei dem Gedanken, nur noch mal in die Nähe dieses entsetzlichen Verbrechers zu geraten, gelang es Kiera, auf das mächtige Pferd zu klettern. Sobald Kiera die Zügel in die Hände genommen hatte, trat Elyn ihrer Stute in die Seiten. Das kleine Pferd stieg wiehernd hoch, dann lief es so schnell wie der Wind, seine kurzen, dunklen Beine berührten kaum den nassen Boden. Kiera setzte ihrer Schwester nach. Schlamm spritzte unter den Hufen des Pferdes auf, während es durch unwegsames Gelände galoppierte. Sie betete nur, dass der blutrünstige Kerl, der sie angegriffen hatte, nicht wieder zu sich kam und womöglich nach seinem Pferd rief. Dieser Hengst könnte eventuell dem Ruf seines Herrn gehorchen.
    Bei dem Gedanken rann ein weiterer Schauer durch Kieras Körper. Es gab ja tatsächlich Tiere, die besser abgerichtet waren als dieser elende Gaul Obsidian. Sie fühlte einen Anflug von Bedauern bei dem Gedanken an Obsidian, den sie so sehr liebte. Sie biss sich auf die Unterlippe und hoffte, dass der Hengst nicht verletzt wäre und er unversehrt nach Lawenydd zurückkehren würde.
    Der Pfad machte eine scharfe Biegung, und der Wald wich den weiten Feldern, die das Schloss umgaben. Elyn hielt ihr Pferd an und wartete am Waldrand auf Kiera. Im Licht des Mondes glänzten die Weizenhalme silbern. Hoch auf einer Klippe über dem Meer stand Lawenydd. Die sechs viereckigen Türme schienen im schwarzen Himmel zu verschwinden.
    Kiera zog die Zügel an und zwang ihr Pferd, neben Elyn stehen zu bleiben. Das große Pferd reagierte sofort und schüttelte seine wilde Mähne.
    Elyn betrachtete sie gereizt. »Vater wird uns beide umbringen«, behauptete sie. Ihr Gesicht, das dem von Kiera so ähnlich war, hatte sich düster verzogen. Elyn war beinahe sechzehn, sie war anderthalb Jahre älter als Kiera. Vier Jahre später war Penelope geboren worden.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, erklärte Kiera und wedelte die Sorgen um den Zorn ihres Vaters
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher