Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
nichts vormachen.« Seine Stimme klang leise, rau und voller Vorwurf. Als würde er sie kennen.
    »Ich versuche nicht, jemandem etwas vorzumachen«, erklärte sie und verstellte noch immer ihre Stimme. Lügnerin! Du hast deinen Vater hinters Licht geführt, den Stallmeister; die Wache am Tor... alle. Sie versuchte es auf eine andere Art. »Ich fürchte, ich wurde vom Pferd geworfen und...«
    Er schnalzte mit der Zunge, und das helle Pferd kam näher.
    Was zum Teufel wollte er nur?
    »...und ich suche nun nach meinem Pferd. Ein großer, schwarzer Hengst. Eventuell habt Ihr ihn ja gesehen?« Sie wich zurück, entschlossen, in der Sekunde zu fliehen, in der es ihr möglich war, zwischen Bäumen und im Nebel zu verschwinden.
    »Das ist eine einfältige Verkleidung«, höhnte er, und sie erstarrte.
    Er wusste, dass sie sich verkleidet hatte, obwohl sie sein Gesicht nicht deutlich erkennen konnte!
    Sie rührte sich nicht. Sie schien im Boden angewurzelt zu sein. Er hatte doch bestimmt in ihr nicht die Tochter des Barons Llwyd erkannt! Wie wäre das möglich? Sie trug verschlissene Lederhosen und eine wollene Tunika mit einer weiten Kapuze. Dieser elende Kerl würde doch wohl nicht daran denken, sie zu entführen, um sie erst gegen ein Lösegeld wieder freizulassen, wie?
    Selbst in der Düsternis erkannte sie das Aufblitzen seiner weißen Zähne. »Hast du denn nicht gewusst, dass ich dir hierher folgen würde?«
    »Nein... ich...« Und dann verstand sie. Ihre Hand hob sich, und sie berührte die goldene Kette um ihren Hals. Als sie vom Pferd geschleudert worden war, war das mit Juwelen besetzte Kreuz aus dem Ausschnitt der Tunika gerutscht. Jetzt glänzte es auf dem Leder und dem groben Stoff, selbst in diesem blassen Mondlicht. Ihr Herz raste, als der Fremde von seinem Pferd stieg.
    »Woher hast du das?«, wollte er wissen, und sein Blick ruhte auf dem Kreuz, das sie zu verbergen versuchte.
    Hastig überlegte sie. Wenn sie zugab, dass dieses Kreuz ein Geschenk ihrer Mutter war, das diese es ihr auf dem Sterbebett gegeben hatte, würde der Bandit wissen, wer sie war. »Ich habe es geklaut«, erklärte sie deshalb kühn, während sie verstohlen einen Schritt auf das Dickicht zu machte. »Genau wie das Pferd. Vom Baron.«
    »Also bist du zusätzlich auch ein Dieb?«
    »Jawohl.«
    Er schnaufte. Himmel, wer war er nur? Es sah so aus, als würde die weite Kapuze ein dunkles, bärtiges Gesicht verbergen, aber in der Dunkelheit war sie nicht sicher. »Bestimmt kannst du das noch besser.« Er war ihr nun so nahe, dass sie ihn riechen konnte, dass sie die Wärme seines Körpers spürte, und dennoch war sein Gesicht noch immer unkenntlich.
    Sie besaß keine Waffe, bis auf das winzige Messer in ihrer Tasche. Und wenn er sie berührte, würde sie es benutzen - mit Freuden würde sie es ihm in sein schwarzes Herz stoßen. Vorsichtig und hoffentlich unmerklich, schob sich ihre Hand in die Tasche. »Lasst mich in Ruhe«, warnte sie ihn und wich weiter vor ihm zurück.
    »Niemals.«
    »Was?«
    »Du hast damit angefangen.«
    Wieso? Indem ich von diesem verdammten Pferd gefallen bin? »Ich habe nichts getan.«
    »Dummes Mädchen. Glaubst du, du kannst mich an der Nase herumführen?«
    Lauf! Sofort! Solange du noch die Möglichkeit dazu hast!
    Sie wirbelte herum und hetzte los, tiefer in den Wald. Lieber Gott, warum war sie nicht schon davongerannt, ehe er vom Pferd gestiegen war, ehe er sie überhaupt gesehen hatte, ehe... Ihr Fuß verfing sich in einer hervorstehenden Wurzel. Sie fiel der Länge nach hin und streckte die Hände nach vorne, um sich vor dem Aufprall zu schützen. Mit einem qualvollen Knacken gab ihr linkes Handgelenk nach. Schmerz schoss ihren Arm hinauf. »Au!«
    Der Bastard kam hinter ihr her. Sie hörte seine schweren Schritte. »Wo zum Teufel willst du hin?«, knurrte er, und seine Stimme war so entsetzlich nahe, dass sie unwillkürlich herumrollte. In ihrem Handgelenk schien ein Feuer zu toben, doch sie hatte keine Zeit zum Jammern. Sie beobachtete seinen Schatten, diese finstere, gefährliche Gestalt... die sie nun an der Schulter packte und rüde auf die Füße zerrte. »Du kannst mir nicht weglaufen.«
    »Lasst mich in Ruhe.«
    »Ich denke nicht daran.«
    Angst, so kalt wie der Tod, umklammerte ihr Herz. Sie war allein mit diesem... diesem Banditen. Weit weg vom Schloss. Niemand in der Nähe würde ihre Schreie hören. Harte Finger gruben sich in ihre Schulter.
    »Was tut Ihr da?« Lieber Gott, in ihrem ganzen Arm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher