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Der Lord ihres Herzens

Titel: Der Lord ihres Herzens
Autoren: Christina Brooke
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den Tisch zu ihm springen? Jane, ich habe dir zuliebe überall mitgespielt. Der Ball, das Kleid - das sind alles Dinge, mit denen du vermutlich durchkommen wirst. Aber dich so unmöglich aufzuführen! Wie konntest du nur!“
    Jane biss sich auf die Lippe. „Ich war verzweifelt. Ich liebe ihn!“ Rosamund starrte sie an. „Du hast deinen Ruf für einen Schachzug riskiert. Weißt du, was für eine ernste Angelegenheit das ist? Dein Ruf ist dein Leben, Jane! Cecily soll nächste Saison debütieren. Was, wenn sie durch dein Verhalten heute Abend in Mitleidenschaft gezogen wird?“
    „Das wird sie schon nicht. Außerdem hat er doch gesagt, dass er mich heiraten wird, oder nicht?“
    „Nachdem du ihm quasi die Pistole an die Schläfe gesetzt hast. Pass auf, was du tust, Jane. Männer mögen es nicht, wenn man sie in die Enge treibt.“
    Schweigend schüttelte Jane den Kopf. Hatte sie ihn wirklich in die Enge getrieben? Würde er das so empfinden?
    Rosamund betrachtete Jane ein paar Augenblicke. Ihr Gesicht wurde weich. „Du Ärmste. So kannst du nicht in den Salon gehen. Geh doch noch kurz nach oben und ruh dich vor dem Ball ein wenig aus.“
    Der Ball. Sie hatte ihn ganz vergessen. Dieser Abend war noch lange nicht vorüber. „Ja“, sagte Jane. „Ja, das mache ich.“
    Sie sah Rosamund nach, wie sie anmutig und elegant wie immer aus der Bibliothek schwebte. Im Gegensatz zu Rosamunds angeborener Haltung war das Selbstvertrauen, das Jane im Speisesaal gezeigt hatte, aufgesetzt. Nun wich es von ihr und sie blieb ängstlich und verstört zurück.
    Oben auf ihrem Zimmer klingelte sie nach Wilson. Wie konnte sie nur ein Gespräch mit Constantine herbeiführen? Würde er nach dem Dinner nach Hause gehen? Wenn ja, würde sie sich nachts aus dem Haus schleichen müssen. Cecily würde ihr dabei natürlich helfen, obwohl sie der Gedanke, Diccons Livree zu borgen, nicht sonderlich lockte. Es musste einen anderen Weg geben.
    Wilson richtete Janes Haar und drapierte ihr kunstvoll einen dünnen roten Schal über die Ellbogen. Jane tupfte noch ein wenig Rouge auf ihre Lippen. Dann strich sie ihre langen weißen Handschuhe glatt, nahm ihren Fächer und begutachtete sich im Spiegel. Gut auszusehen verlieh jeder Frau neuen Mut. Und den konnte sie an diesem Abend gut gebrauchen.
    Jane wandte sich zum Gehen, um sich den Damen anzuschließen, doch grollende männliche Stimmen und schweres Fußgetrappel auf dem Flur ließ sie innehalten. Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit und sah, wie die Herren vom Dinner die Treppe heraufkamen und links abbogen in Richtung lange Galerie.
    Jane ahnte, dass sie nicht vorhatten, Montfords Kunstsammlung zu begutachten.
    „Was ist denn, Mylady?“, fragte Wilson.
    „Still! “ Jane winkte heftig, um ihre Zofe zum Schweigen zu bringen.
    Mit ängstlich klopfendem Herzen sah sie hinaus, bis sich niemand mehr auf dem Flur befand. Dann stahl sie sich aus ihrem Schlafzimmer.
    „Jane! “ Das Flüstern kam von Cecily, ein Stück den Flur hinunter. „Was ist los? Was haben sie vor?“
    „Nichts Gutes“, sagte Jane grimmig. „Gehen wir nachsehen.“
    Der lange, schmale Raum zog sich über zwei Stockwerke, mit einem Balkon oben. Jane nahm Cecily bei der Hand und rannte mit ihr die Treppe in den nächsten Stock hinauf, wo sie das Geschehen unbemerkt verfolgen konnten. Unterwegs gab sie ihrer Cousine eine kurze Zusammenfassung.
    „Was willst du denn tun?“, wisperte Cecily. „Meine Güte, Jane, für jemanden, der eigentlich ein ruhiges Leben führt, bekommst du zurzeit ganz schön viel Abwechslung.“
    „Was kann ich denn dafür?“ Jane war nicht so dumm zu versuchen, ein Duell zu verhindern. Männer hörten nie auf die Vernunft, wenn ihr Blut kochte, und hier ging es um Constantines Ehre.
    So albern es in ihren Augen auch sein mochte, Männer legten großen Wert darauf, wie sich ein Mann in einem Duell machte. Wenn Constantine jetzt noch einzulenken versuchte oder sich weigerte, das Duell auszufechten, würde er jeden Zoll an Boden verlieren, den er diesen Abend gutgemacht hatte.
    Natürlich würde er dann auch noch leben, aber diese Überlegung hätte bei ihm kein Gewicht.
    „Männer!“, brummte Jane angewidert.
    „Sag etwas!“, zischte Cecily. „Ich an deiner Stelle würde runtergehen und ihn verletzen, dann könnte er nicht kämpfen.“
    „Nein, das würdest du nicht tun, Cecily.“ Jane verkrampfte die Finger ineinander. „Du würdest ihn die Sache durchziehen lassen. Du würdest ihm
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