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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
Autoren: Erin Quinn
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Augenschein genommen wurde. Dann schloss sich die Lamelle wieder, und einen Augenblick darauf war auch die Hundeschnauze nicht mehr zu sehen.
    Die Sicherheitstür wurde jedoch nicht geöffnet, obwohl Sean spüren konnte, dass die Frau hinter der Jalousie stand. Nach kurzem Warten rief er sie. »Miss Jones? Mein Name ist Sean Ballagh, und ich bringe Nachrichten von Cáthan MacGrath aus Ballyfionúir in Irland.«
    Die Lüge fühlte sich wie Kreide auf seiner Zunge an, aber Sean ließ ihr ein, wie er hoffte, aufrichtiges Lächeln folgen, für den Fall, dass die Frau ihn sehen konnte. Aus dem Haus hörte er ein leises Schlurfen und dann gar nichts mehr. Voller Unbehagen wartete er und kam sich wie ein ausgemachter Schwindler vor mit seinem aufgesetzten, falschen Grinsen im Gesicht. Deshalb ließ er es verblassen und schließlich sogar ganz verschwinden.
    Als er schon fast sicher war, dass sie ihn ignorieren würde, hörte er sie sagen: »Sie müssen mich verwechseln. Ich habe noch nie etwas von einem Mr. Cáthan Sowieso gehört.«
    »Das ist schade«, antwortete er und senkte die Stimme, damit sie sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen, und die Tür vielleicht ja doch noch öffnete. »Er ist nämlich Ihr Vater.«
    Endlose Minuten schienen wie in Zeitlupe dahinzukriechen, doch dann sah er sie näher treten. Wider Willen triumphierte Sean im Stillen. Auf der anderen Seite des Moskitoschutzes konnte er nun die Silhouette einer weiblichen Gestalt ausmachen.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte sie.
    Er trat vor und versuchte, ihr Gesicht zu sehen, aber der Hund warf sich mit einem solch lauten Krachen gegen die Tür, dass Sean zurücksprang. In unverhohlenem Entsetzen starrte er das kleine Tier an, das knurrend und angriffslustig die Zähne bleckte. Die Frau bückte sich, um das Biest an seinem Halsband wegzuziehen. Dabei erhielt Sean einen kurzen Blick auf ein blasses Gesicht, langes goldbraunes Haar und einen hellblauen Pullover, bevor die Frau sich wieder in die dunkle Diele ihres Hauses zurückzog.
    Aber dieser kurze Blick genügte. Sie war die Frau, die er gesucht hatte.
    »Ich sagte, es ist schade, dass Sie nicht wissen, wie Ihr eigener Vater heißt.«
    Eine fast unmerkliche Pause entstand, dann erwiderte sie: »Ich habe keinen Vater. Und auch keine anderen Angehörigen mehr.«
    »Oh, da irren Sie sich aber.«
    Sean öffnete den großen braunen Umschlag, den er mitgebracht hatte, und nahm den Schnappschuss heraus. Einen Moment lang starrte er selbst das Foto an, bevor er es an den Moskitoschutz hielt. Der Hund knurrte wieder, aber die Frau war interessiert genug, um näher zu treten.
    Und gerade da stieg die Sonne ein wenig höher und fing sie ein in einem Strahl, der das Moskitonetz durchdrang und ein zartes Gesicht mit großen grauen Augen beleuchtete. Sean starrte sie an, wie vom Donner gerührt von dem Gefühl, das ihn durchfuhr. Sie erschien ihm sehr vertraut - und nicht nur, weil er sie gekannt hatte, als sie noch Kinder gewesen waren und sie in Irland gelebt hatte. Es war weit mehr als das. Der Anblick ihres hübschen Gesichts und dieser ausdrucksvollen Augen rief ein Gefühl in ihm hervor, das tiefer ging als nur Vertrautheit. Es war kein angenehmes, aber trotzdem irgendwie vertrautes Gefühl, das ihn vollkommen durcheinanderbrachte.
    Während sie mit einem Arm den giftigen kleinen Hund festhielt, hing der andere herab, und Sean konnte sehen, wie nervös sie ihre Finger öffnete und krümmte. Sie warf ihm einen zurückhaltenden Blick zu und ertappte ihn dabei, wie er sie mit offenem Mund anstarrte und sich erst zwingen musste, ihn zu schließen.
    Es lag etwas Ratloses in ihrem Gesichtsausdruck - als hätte sie das gleiche irritierende Gefühl des Wiedererkennens gehabt wie er. Als wüsste sie, wer er war und was er wirklich wollte. Als wäre sie über ihn im Bilde. Der Gedanke beunruhigte Sean noch lange, nachdem sie ihre Aufmerksamkeit schon der Fotografie, die er ihr zeigte, zugewandt hatte.
    Wie gebannt starrte sie das Bild zunächst nur an, aber dann hob sie eine Hand, um es durch den Moskitoschutz zu berühren. »Woher haben Sie das?«, murmelte sie.
    »Es wurde in Irland aufgenommen - in Ballyfionúir, wo Sie herkommen und ich lebe.« Er zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er leise hinzufügte: »Das Foto zeigt Ihre Familie.«
    Ein leiser Laut entrang sich ihr, und in einer liebevollen, aber zugleich auch ablehnenden Geste legte sie ihre Hand über das Bild.
    Sean unterdrückte seine
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