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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
Autoren: Erin Quinn
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ließ.
    Ich weiß nur, dass meine Mutter mich eines Tages in einer Kindertagesstätte anmeldete und mich nie wieder abgeholt hat.
    Hier, in den Vereinigten Staaten. Nicht einmal in Irland.
    »Und niemand dort weiß, was aus uns geworden ist?«, fragte sie.
    »Es gab natürlich Gerüchte. Die gibt's ja immer, nicht? Die Leute reden gern, besonders in Ballyfionúir. Und es gibt immer irgendetwas über die Familie MacGrath zu sagen.«
    »Warum?«
    »Tja, ich könnte Ihnen jetzt Anekdoten über Ihre und meine Familie erzählen, doch die heben wir uns besser für ein andermal auf, denke ich. Wir MacGrath und Ballaghs haben in der Tat eine Geschichte, und wo es eine Vergangenheit gibt, da existiert auch immer der eine oder andere durchaus fragliche Bericht. Und sicher ließen sich auch so manche finden, die behaupten würden, dass der Leumund keiner der beiden Familien je ganz makellos sein wird.«
    »Sind Sie einer von denen, die das sagen würden?«
    »Ich? Ich bin nichts weiter als ein Bote.«
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, verriet Zweifel. Sie war klug genug zu wissen, dass er mehr als nur ein simpler Bote war.
    »Ich verstehe immer noch nicht, wie meine Mutter und zwei Kinder einfach so verschwinden konnten, ohne dass jemand sie sah oder wusste, wohin sie wollten. Wie könnte sie das zustande gebracht haben?«
    »Es gab Gerede darüber, dass sie Hilfe hatte, Gerede über den Liebhaber, den sie möglicherweise hatte. Gerede, dass sie sich und ihre Kinder umgebracht hat. Und noch mehr Gerede, dass sie von jemand anderem getötet worden ist. Und nicht nur sie, sondern auch ihre Kinder. Die Leute denken sogar jetzt noch, dass ihr alle irgendwo auf dem Meeresboden ruht. Ist es das, was Sie wissen wollten?«
    »Na ja, Menschen verschwinden nicht ohne Grund.«
    »Nein, das tun sie wohl nicht.«
    Sie starrte ihn an, als spürte sie irgendwie, dass mehr hinter seiner simplen Antwort steckte, als es den Anschein hatte.
    »Und nichts von alldem wurde je bewiesen?«, beharrte sie.
    »Ganz Ballyfionúir war deswegen in Aufruhr und auf Blut aus. Und so suchten sie sich das leichteste Ziel für ihre Wut - irgendeinen armen Kerl, der das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Er brachte sich um, bevor sie ein Geständnis aus ihm herausprügeln konnten. Was nur gut war, sagten alle.«
    »Aber Sie glauben nicht an seine Schuld?«
    »Was spielt es für eine Rolle, was ich glaube?«, versetzte er. »Schuldig, unschuldig - das ist alles relativ, nicht wahr? Vor einem Monat hätte ich noch geantwortet, natürlich war er es. Aber nun ... ich meine, da sind Sie, Danni, und offensichtlich sehr lebendig. Wer kann denn jetzt noch sagen, dass dieser arme Kerl sich irgendwas zuschulden kommen ließ?«
    »Da ist etwas dran«, stimmte sie mit besorgter Miene zu.
    »Wann haben Sie Ihre Mutter zum letzten Mal gesehen, Danni?«, fragte er, während er sich zu ihr vorbeugte. »Wann hat sie Sie verlassen?«
    Das schrille Pfeifen des Teekessels ließ beide zusammenfahren. Danni stand auf, und Sean fielen die anmutigen Bewegungen auf, mit denen sie das kochende Wasser über die Teebeutel goss und Geschirr auf einem Tablett anrichtete. Er bemerkte, dass sie feinstes Porzellan benutzte, das sehr alt und sehr empfindlich aussah. Die einzelnen Stücke passten nicht zusammen, so als hätte sie jedes einzelne seines einzigartigen Musters wegen ausgesucht statt als Teil eines Services. Sean vermutete, dass sie die Stücke, wie ihren Hund, woher auch immer gerettet und zu einer neuen Familie zusammengesetzt hatte.
    Sie kam zum Tisch zurück und schenkte schweigend ein, während er ungeduldig auf ihre Antwort auf seine Frage wartete. Wann hatte sie ihre Mutter, Fia MacGrath, das letzte Mal gesehen?
    Nur mühsam gelang es ihm, zu schweigen und stillzusitzen, während sie den Tee servierte, was sie wie ein elegantes Ritual ausführte. Sie hatte schlanke Finger mit kurzen Nägeln, die völlig schmucklos waren bis auf einen Silberring an ihrem Mittelfinger, der das Symbol für Yin und Yang in seiner Mitte trug. Ihre Handgelenke waren schmal und feminin, ihre helle Haut ganz glatt und makellos. Ihr Haar fiel ihr in dichten, schimmernden Wellen in scheinbar tausend Schattierungen aus Gold und Bernstein, Rotbraun und Karamellfarben auf die Schultern. Wie der Sonnenaufgang spottete seine Schönheit jeglicher Beschreibung.
    Plötzlich blickte sie auf und ertappte Sean dabei, wie er sie anstarrte. Zu ihren Füßen knurrte der kleine Hund.
    »Es war
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