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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
Autoren: Erin Quinn
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Gewissensbisse und fragte: »Könnte ich Sie ein paar Minuten sprechen, Miss Jones? Ohne die Tür zwischen uns vielleicht?«
    Durch den Moskitoschutz spürte er ihren forschenden Blick auf sich, und eine Vielzahl widerstreitender Wünsche und Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Sie hatte etwas Zerbrechliches an sich, womit er nicht gerechnet hatte. Etwas Wehrloses, trotz ihres sehr geraden Rückens und des festen Blicks. Er wollte sie nicht täuschen, und er wollte sie schon gar nicht in die Hölle hineinziehen, zu der ihr Leben werden würde.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Sean Ballagh, wie ich bereits sagte. Ich wurde aus Irland hergeschickt, um Sie zu suchen. Auf Wunsch Ihrer Familie.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Er nickte und zog seinen Pass heraus, um ihn neben das Foto an der Tür zu halten. Das Bild darin war so alt und körnig, dass sie es lange betrachtete und mit seinem heutigen Aussehen zu vergleichen schien. Und wieder flackerte ein Anflug von Erkennen in ihren Augen auf, als sie ihn so prüfend musterte. Sie war fünf und er gerade erst ein Teenager gewesen, als sie sich zuletzt gesehen hatten. Es war unwahrscheinlich, dass sie sich überhaupt an ihn erinnerte, geschweige denn den schlaksigen Jungen von damals mit dem Mann in Einklang brachte, der er heute war - und trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass es so war.
    »Sie sind sehr jung auf diesem Foto«, bemerkte sie stirnrunzelnd. »Wie alt ist es?«
    »Alt«, erwiderte er. »Ich muss ein neues machen lassen.«
    Schließlich nickte sie, dann hörte er, wie der Riegel zurückgeschoben wurde, und sie öffnete die Sicherheitstür. Der Hund in ihren Armen zappelte wie verrückt, aber irgendwie schaffte sie es, ihn festzuhalten.
    »Lass das, Bean«, tadelte sie ihn.
    Aus der Nähe konnte Sean erkennen, dass Bean nicht nur ein Hund sein konnte. Irgendwo in seinem Stammbaum musste es auch einmal einen Dachs gegeben haben. Das sich windende, wild die Zähne fletschende Tier hatte eine lange Nase, spitze Ohren und einen winzigen Stummelschwanz. Irgendwo trug er wohl auch die Gene eines Terriers und womöglich sogar Rottweilers in sich, so unbegreiflich diese Vorstellung auch war.
    »Sie glaubt immer, sie müsse mich beschützen«, sagte Danni und legte Bean die Finger um die Schnauze, um das aufgebrachte Tier zum Schweigen zu bringen. »Ich habe sie gerettet, als sie noch ein Welpe war, und sie hat niemand anderen als mich. In der Regel mag sie andere Leute aber auch gar nicht.«
    »Das hatte ich mir schon fast gedacht«, sagte Sean und setzte das unaufrichtige Lächeln wieder auf.
    Nachdem sie sich entschlossen hatte, die Tür zu öffnen, trat sie zurück und bedeutete ihm mit einer Handbewegung einzutreten. Sean musste sich jedoch zwingen, einen Schritt nach vorn zu machen und ihr Zuhause zu betreten.
    Drinnen folgte er ihr durch ein sonniges Wohnzimmer mit einer Wand voller Bücherregale, einem gemütlich aussehenden Sofa und Sessel und einem kleinen Fernsehgerät in einer Ecke. Durch einen bogenförmigen Durchgang führte sie ihn in eine helle, mit hübschen Kacheln ausgelegte Küche. Mit etwas unsicherer Miene blieb sie für einen Moment dort stehen, bevor sie sich wieder fasste und auf einen Stuhl zeigte.
    »Setzen Sie sich doch! Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    Sean nickte, ohne den Blick von dem kleinen Biest in ihren Armen abzuwenden, das sie jetzt mit einer strengen Ermahnung auf den Boden setzte und sich anschickte, das Wasser für den Tee zu kochen. Der Hund hockte zu ihren Füßen, folgte ihr bei jeder Bewegung, die sie machte, und setzte sich dann wieder hin, wobei er Sean die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ. Hätte er Danni etwas Böses antun wollen, würde er es sich angesichts des feindseligen Hundeblicks wahrscheinlich anders überlegt haben. Als Danni fertig war, setzte sie sich ihm gegenüber und griff nach dem Foto, das er auf den Tisch gelegt hatte.
    Sean sah ihr prüfend ins Gesicht, während sie das Bild anstarrte und mit einem zitternden schlanken Zeigefinger zuerst die Umrisse ihrer Mutter und dann die ihres Vaters nachstrich. An was erinnerte sie sich?
    »Ich kann nicht glauben, dass das meine Eltern sind«, murmelte sie. Sie sprach mit einer Unschlüssigkeit, als erwartete sie, dass er ihr das Foto wegnehmen und lachen würde.
    »So ist es aber, das schwöre ich.« Er zeigte auf das kleine Mädchen, das vor ihrer Mutter stand. »Das sind Sie«, sagte er. »Und der Junge neben Ihnen ist Ihr Bruder.«
    Eine
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