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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller
Autoren: Martin Calsow
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Jahre später haben sie die Burg doch eingenommen. Die längste Zeit lebten hier die Johanniter. Die mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund. Danach konnte die Burg nie mehr eingenommen werden.«
    Eduard stand auf dem Ostportal und schaute über die darunterliegenden kleinen Dörfer. Wie ein gigantischer Königsthron mutete dieses riesige Bauwerk an. Ihm schien zu gefallen, mit wieviel Stolz über sein Wissen Jan von dieser Burg erzählte. Geflissentlich missachtete er das Schild mit den historischen Angaben, das man neben dem Tor aufgestellt hatte. Kreischende Schulklassen kamen ihnen entgegen, strömten zurück in die Busse. Die Burg war das Highlight in dieser Region. Aber langsam ebbte der Besucherstrom ab. Sie waren wohl die Letzten, die noch Tickets bekamen.
    »Was steht da oben?« Jan zeigte auf eine arabische Inschrift oberhalb des Portals.
    »Sultan Baibar hat dieses Portal errichtet zu Ehren … Den Rest kann ich nicht so recht entziffern.« Eduard hob die Schultern.
    Jedes Kind stellt sich eine Burg genau so vor, dachte Jan. Eine Wehrmauer umgab sie, eine Brücke führte über einen Wassergraben, der obligatorische Bergfried thronte über allem. Der ganze Komplex bedeckte drei Hektar; sowohl Außen- als auch Innenmauern folgten den natürlichen Formen des Terrains. Der äußere Mauerring wurde durch halbrunde und eckige Türme verstärkt.
    Die Hitze des Tages steckte in den verwitterten rauen Sandsteinen und strahlte ihnen entgegen. Sie ließen die Außenmauern links liegen und schlenderten Richtung Innenhof.
    Jan war euphorisch. Er hatte genau von dieser Burg geträumt.
    »Und hier ist der Rittersaal.« Eduard stapfte durch einen gotischen Portikus voran. Reich verziert war die Decke, doch der Boden war uneben und sandig. Ed drehte sich in dem vielleicht dreißig Meter langen Raum. Durch die Öffnungen bildeten sich Lichtsäulen von der Decke bis zum Boden. Aufgewirbelter Staub sammelte sich darin, ließ sie wie Finger erscheinen.
    »Schließ die Augen und stell dir hier große Tische vor, an denen Männer reden und essen. An den Wänden Teppiche. Man spielt eine Laute und singt von großen Taten.«
    Jan war ergriffen.
    In die Stille hinein sagte Eduard: »Kreuzritter haben hier keinen guten Ruf. Sie gelten als barbarische, unmenschliche Feinde. Bis heute. Und das, obwohl der letzte Ritter hier vor fast tausend Jahren verschwand. Hier hörst du nichts von Minnegesang und edlen Recken. Sie sind einfach verhasst, stehen für die brutale Seite des Christentums.«
    Jan schaute ihn missmutig an. »Würdest du auch in der Alhambra in Granada von den Terroranschlägen erzählen? Warum muss immer auf die dunkle Seite verwiesen werden? Jede Zeit hat ihre eigenen Gesetze. Wenn wir sie mit heutigen Maßstäben messen würden, wäre das völlig blöd.«
    Eduard wollte etwas erwidern, merkte aber, dass Jan etwas anderes eigentlich mehr beschäftigte, und so ging er ein paar Schritte Richtung Bergfried. Jan griff in sein Portemonnaie und zog einen knittrigen Zettel hervor. Schweiß tropfte darauf. Vorsichtig wischte er ihn weg. Eben noch begeistert, versank er für wenige Sekunden in tiefe Traurigkeit.
    »Alles okay? Was hast du da? Eine Schatzkarte?«, fragte Eduard. Sie standen am Ostturm. Jan blickte Eduard an,und etwas zu scharf sagte er: »Ich bin in echten Schwierigkeiten … Aber bevor du fragst, nein, ich will nicht darüber reden.«
    Ed zuckte nur mit den Schultern. Sie waren mittlerweile die letzten Besucher. Schwärme von Schwalben zogen über sie hinweg. Die Reisebusse hatten den Parkplatz längst verlassen. Jan sah drei verdunkelte Vans, die jenen glichen, die sie am Vormittag so riskant überholt hatten, die Straße zur Burg hinaufrasen. Tauben gurrten, und der Wind wehte durch die Fensteröffnungen. Plötzlich erklang ein Schrei. Beide drehten sich um und blickten den Rittersaal hinunter. Noch ein Schrei. Dann wieder Stille.
    Eduard lief los.
    »Die Schreie kommen von dort oben«, rief Jan und deutete auf den Bergfried. Sie hetzten die Stufen hinauf, eilten über den gestampften Lehmboden des Speisesaals und gelangten in eine Nische. Dann, kaum hörbar, vernahmen sie ein Wispern aus einem der benachbarten Räume. Ed drückte Jan mit einem Arm gegen die Wand. Mit der anderen Hand legte er seinen Finger auf die Lippen. Er blickte nach oben, sah, dass die Wand mehrere Löcher aufwies, und bedeutete Jan, eine Räuberleiter zu machen. Er schwang seinen Fuß hinein und zog sich sehr leise und gekonnt an der Wand
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