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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller
Autoren: Martin Calsow
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die dennoch schon bewohnt waren. Einsame Ziegenherden. Dann wieder Autowracks.
    »Du hast deinen Berufswunsch geheiratet?« Eduard lachte. »Gut, dass du nicht Boxer werden wolltest.«
    Jan verdrehte die Augen. »Deutsche wollen eigentlich immer nur Führer werden.« Dabei klickte er im iPod auf Wagners Ritt der Walküren.
     
    Gegen Mittag hatten sie Homs, eine Provinzhauptstadt am Fluss Orontes, erreicht. »Die Region der Oliven, Feigen und Rebellen.« Eduard bremste und hielt an einer Wellblechhütte, die sich mit einem großen Schild als Tankstelle auswies. Zwei große Kühlschränke mit den üblichen Softdrinks standen am Eingang. Der Holländer verschwand in dem dunklen Raum und erschien wenig später mit allerlei Proviant vor der Hütte.
    »Was weißt du über das Land? Ihr Deutschen präpariert euch ja immer gern vor jeder Reise.« Eduard warf Jan eine Pepsi zu, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich zu ihm auf ein Brett, das auf zwei Ölkanistern im Schatten lag.
    »Achse des Bösen, Diktatur, steckt hinter allen Anschlägen im Nahen Osten, unterstützt alle im Kampf gegen Israel. Und soll eine großartige Kultur haben, nur Jordanien soll schöner sein, sagt man.«
    Eduard schüttelte langsam den Kopf. »Vergiss Jordanien, vergiss sogar Ägypten. Das ist hier ein sehr spezielles Land. Ich erspare dir den Kulturteil. Im Zweifel weißt du das besser. Wenn nicht, frag einfach. Doch heute ist es noch spannender. An der Macht sind die Alawiten, weil der Vater des jetzigen Präsidenten Alawit war. Aber nur wenige gehören der Religion an. Der Rest ist entweder sunnitisch oder irgendwie christlich. Hier hast du alles: Armenier, griechisch- und syrisch-orthodox, Katholiken und sogar uns Protestanten. Die Sunniten wollten lange die Alawiten nicht anerkennen, es gab schlimme Auseinandersetzungen. In den achtziger Jahren hat der alte Assad wenige Kilometer von hier in Hama ein Blutbad unter den Muslimen angerichtet. Meine Familie hatte Freunde da, die wir über Weihnachten besuchten. Mein Vater war im Ausland, als der Aufstand losbrach. Wir kamen nicht mehr heraus, blieben fastvier Wochen in der Wohnung. Meine Mutter wurde fast wahnsinnig. Es war im Februar 82. So viele Leichen auf der Straße, verstümmelt, verrottend. Der Alte hat da hart durchgegriffen und ließ mit Panzern in die Altstadt schießen – schlimm. Aber Religion spielt hier eben eine große Rolle. Weiter nördlich liegt Maalula, dort reden sie noch in der Sprache Jesu. Am besten sprichst du so wenig wie möglich über Religion hier. Irgendeinem trittst du damit immer auf die Füße.«
    »Und das soll spannend sein?«
    »Hier ist nie etwas so, wie es scheint«, antwortete Eduard nur. In einem hohen Bogen warf er seine leere Dose in einen Mülleimer. »Weiter geht’s.«
    Sie bogen von der Schnellstraße ab Richtung Westen, der Stadt Tartus entgegen. Links von ihnen erhoben sich am Horizont die schneebedeckten Gipfel des Libanons. Nach einer Stunde sah Jan die gigantische Burg auf einem Hügel thronen. Sie verließen die Autobahn und fuhren durch Dörfer Richtung Crac. Lehmbauten wechselten sich mit Betonhäusern ab. Und immer wieder sah Jan an den Wänden Bilder von Mekka, Zeichen, dass hier ein Hadschi, ein Mekka-Pilger, lebte. Er versuchte sich vorzustellen, wie so ein Bild auf der westfälischen Klinkerwand einer Doppelhaushälfte wirken konnte. Dann fiel ihm die Kreidemarkierung zum Dreikönigsfest an den Türen ein. Jede Religion hat ihre Markierung, dachte er. Über eine bedenklich schmale Teerstraße fuhren sie auf den Bergrücken.
     
    Erhaben strahlte die Burg in der späten Nachmittagssonne in einem verwittert warmen Orange. Mächtig und scheinbar uneinnehmbar. Im Osten, am Ende der Straße, lag ein Parkplatz, der zu diesem Zeitpunkt von vielen Autos besetzt war. Sie lösten bei einem alten Mann ein Ticket. Von Ausländern verlangte man ungeniert das Dreifache. Sie schnauften schon vor Anstrengung, als sie auf den Crac des Chevaliers zugingen.
    Lawrence von Arabien hatte ihn, bevor er der Held der arabischen Nomaden wurde, als die »perfekte Burg« bezeichnet. Jan kannte seine Geschichte, und so erzählte er sie, während sie die unebenen Stufen weiter emporstiegen. »Die Araber haben die Burg Anfang des 11. Jahrhunderts gebaut. Dann kamen 1099 die Franken und belagerten sie monatelang. Die Verteidiger ließen Schweine frei, und die ausgehungerten Christen liefen daraufhin den Tieren hinterher und gaben die Belagerung auf. Aber zehn
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