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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller
Autoren: Martin Calsow
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Menschenmenge aus Händlern, Touristen und Bettlern, ehe sie vor einem Laden mit kleinen Stühlen und Bänken innehielten. Hatte Ed oder Eduard, wie er richtig hieß, noch brav im Showmaster-Dialekt mit ihm über Damaskus geplaudert, wechselte er jetzt in ein zumindest für Jan blütenreines Arabisch, er bestellte Schoarma, die arabische Entsprechung zum deutsch-türkischen Döner. Dazu kamen warme Bohnen, Käse, frischer Thymian und Sater-Saitun, wie Ed erklärte, eine Gewürzmischung, die mitOlivenöl auf Brot gegessen wurde. Er scherzte mit der Bedienung, wirkte vertraut und bekam, trotz Widerrede, noch eine Schischa, die arabische Wasserpfeife.
    Ed deutete auf eine Treppe. »Geh da hinüber!«
    »Ich rauche nicht.«
    »Musst du auch nicht, trink Tee, iss und lass uns einfach nur da oben sitzen.«
    Da oben – das war eine Dachterrasse mit Blick auf Damaskus. Ein Dach aus Bast schützte vor der Sonne. Darunter lagen Teppiche, Kissen und mehrere Bänke. Zwei Katzen strichen ihnen um die Beine, auf ein paar Essensreste hoffend. Ed setzte sich und begann sofort zu reden.
    Der Holländer musste seit zwei Jahren nicht mehr arbeiten. Er war bei der holländischen Polizei gewesen, als er eines Abends einen Brief in seiner kleinen Wohnung öffnete. Seine Familie hatte ihm das, wie er es nannte, »Rundumsorglos-Geld« hinterlassen. Damit konnte er ohne jedes Limit reisen, was er auch ausgiebig tat. Er war in Damaskus aufgewachsen. Sein Vater hatte in den Emiraten, für die Saudis und zum Schluss für die Syrer nach Öl in der Wüste östlich von hier an der irakischen Grenze gebohrt. So talentiert, wie er beim Suchen nach Öl gewesen war, so untalentiert hatte er sich als treusorgender, zuverlässiger Familienvater erwiesen. Sie hatten Geld gehabt, aber keine ruhige Minute ohne Streit zwischen den Eltern. Mit achtzehn Jahren war Ed ausgezogen und nach Amsterdam gegangen, um mit wenig Begeisterung Politik zu studieren. Als er sich nach etwas Sinnvollem gesehnt hatte, war er zur Polizei gekommen.
    Jan war immer überrascht, wie leicht man einen Zugang zu den Menschen bekam, wenn man ihnen nur zuhörte. So präzise und einfühlsam er erzählte, so grobschlächtig wirkte Eds äußere Erscheinung. Er hatte dünne, blonde Haare. Kräftige Oberarme und ein wie aufgepumpt wirkender Brustkorb deuteten auf viele Stunden im Fitnessstudio hin.
    Eingelullt vom Singsang des Holländers, blickte Jan über die Dächer, das Antennenmeer, die Wäscheleinen und dieMinarette und Kirchen, er hörte die Gesänge der Muezzine, die, wie Ed ihm erklärte, die Gläubigen fünfmal am Tag an das Gebet erinnerten. Müde schloss er die Augen. Der Holländer ist in Ordnung, war sein letzter Gedanke, bevor er einschlief.
     
    Etwas zupfte an seinem Zeh. Jan öffnete die Augen und blickte auf eine Katze, deren rechte Augenhöhle leer war und die versuchte, vorsichtig über seine Füße hinwegzusteigen. Hektisch schaute er nach rechts. Für einen kurzen Augenblick hatte er die Orientierung verloren. Gegenüber lag der Holländer auf einer Bank und las. Die Sonne hatte die Stadt mit einer Nachmittagsglut überzogen. Es roch aus den Gassen, dort, wo die Kesselmacher ihre Stände und Werkstätten hatten, nach verbranntem Eisen.
    »Meine Güte, ich habe wirklich geschlafen«, murmelte Jan.
    Der Holländer drehte träge den Kopf und schaute ihn an: »Sehr ruhig sogar. So gefallen mir die Deutschen.«
    »Witzig. Ich glaube, ich brauche einen Kaffee.«
    Eduard stand auf, lehnte sich über die gekalkte Brüstung der Terrasse, rief etwas in die Gasse hinunter und schlenderte zurück. »Was willst du in Syrien sehen?«, fragte er.
    Jan reckte sich, rieb sich die Augen und gähnte. »Keine Ahnung – alles, nur keine Grachten!«
    Der Holländer grinste. »Wie viel Zeit hast du?«
    »Genug.«
    »Dann los!«
    Der Hitze des Nachmittags entkamen sie im Nationalmuseum. Als sie erschöpft von so viel Geschichte wieder vor der Tür standen, zeigte Jan mit dem Finger auf die andere Seite eines einbetonierten Rinnsals, des Flüsschens Barada. »Da ist mein Hotel.«
    Eduard verzog das Gesicht. »Eine miese Absteige. Komm zu mir. Ich wohne in der Altstadt.« Der Holländer sprang auf die Fahrbahn. Jan schüttelte verdutzt den Kopf. Warum nicht? dachte er. Sie holten Jans Gepäck. Es warnicht viel. Ein großer Rucksack und sein Arztkoffer, den er immer aus Gewohnheit mitnahm.
    Als die Sonne unterging, öffnete Ed eine schwere Holztür, die mit großen Eisenbeschlägen verziert
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