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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller
Autoren: Martin Calsow
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differenziertes Hollandbild: kiffen und killen.«
    Sie gingen in Richtung Ausgang.
    So entstehen Alpträume, dachte Jan, als sie ins Restlicht des Tages hinaustraten. »Wenn wir jetzt entdeckt werden, sitzen wir bis über beide Ohren in der Tinte.«
    Tatsächlich aber war die Burg wie ausgestorben. Sie schritten über provisorische Bretter, die über die Dächer der Säle gelegt worden waren, und erreichten den Ausgang. Es war niemand zu sehen. Dennoch hatte Jan den Eindruck, beobachtet zu werden, als er den Jungen ans Tageslicht schleppte. Ein Gefühl von Panik ergriff ihn wieder.
    »Reiß dich zusammen, Hysterie hilft nicht. Du musst den Jungen versorgen«, sagte er sich still.
    Die Sonne ging als roter Ball am Horizont unter. Der Gang zum Portal war nun in Dunkelheit getaucht. Ein Eisenwehr versperrte den Ausgang – und war verschlossen.
    »Mist«, fluchte Jan. Er beobachtete die Körperdrehung, die Ed machte. Dann kam der Tritt. Mit einem lauten Knirschen öffnete sich das Tor.
    Kopfschüttelnd hob Jan den ohnmächtigen Yussef über die Steinfassung des Eingangs. Sie hatten den Wagen erreicht,als sie die zwei Jeeps erblickten, die sehr schnell die Straße aus dem Dorf herauffuhren.
    »Sieht nicht nach einer Reisegruppe für die Mondscheinsonate auf der Burg aus«, meinte Ed. »Ins Auto, los!«
    Der Holländer stieß Jan und den bewusstlosen jungen Araber auf den Rücksitz, knallte die Tür zu und sprang hinter das Lenkrad. Dann startete er und gab Gas. Gekonnt wendete er in einer großen Staubwolke, und gerade als der erste Jeep um die Ecke bog, zog er außen an ihm vorbei. Er starrte in das Innere des Wagens und sah nur Uniformen. »Verdammt, Militär.«
    Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er die steile Straße hinab, die in mehreren Kehren zu dem Dorf hinunterführte. Wann auch immer er in den Rückspiegel blickte, folgte ihnen niemand. Er verringerte das Tempo, das Dorf kam näher. Dann erschütterte ein heftiger Schlag das Auto. Die Windschutzscheibe zerbarst in tausend Splitter. Statt zu bremsen, gab Eduard wieder Gas, kuppelte wie wild und brachte den Wagen schlingernd durch die nun immer enger werdenden Windungen der Dorfstraße. Direkt vor ihm tauchte eine völlig verdutzt schauende Ziege auf, im nächsten Moment gab es einen Stoß, und Jan, der nach hinten blickte, sah den verdrehten Körper des Tieres durch die Luft fliegen. Menschen stoben aus den Häusern, kreischten, liefen hinterher.
    »Was war das?«, schrie Jan und sah, dass etwas Schwarzes in Eds rechter Wange steckte und kleine Blutrinnsale verursachte.
    »Schrot oder eine großkalibrige Kugel«, kam es vom Fahrersitz.
    Hundert Meter vor ihnen fuhr ein Mikrobus mit langsamer Geschwindigkeit. Ed bremste, aber die hohe Geschwindigkeit und der Splitt auf der Dorfstraße sorgten dafür, dass der Wagen ins Schlingern geriet. Jan wurde hin und her geworfen, der bewusstlose Junge rutschte in den Fußraum. Ed gab wieder Gas und versuchte, am Bus vorbeizuziehen,touchierte ihn jedoch leicht. Es reichte aus, dass sich das Auto auf der Straße um 360 Grad drehte.
    Jan prallte mit dem Kopf nach links gegen das Fenster und dann abrupt nach vorn, schlug mit dem Mund auf den Halter der Kopfstützen. Sofort schoss Blut in seinen Mund. Der Wagen drehte sich noch einmal, ehe er mit dem Heck gegen eine Hauswand krachte und stehen blieb. Der Motor erstarb.
    »Fucking Hell«, rief Ed und schlug auf das Lenkrad. Er wandte sich nach hinten um und blickte in Jans aschfahles Gesicht. Aus dem Seitenfenster sah er, dass die Businsassen aus der Tür stoben; ein wild schreiender Block aus weißen Kaftanen und roten Tüchern lief auf ihren Wagen zu.

Jableh bei Lattakia, 12. 06., 14.12 Uhr
    Seien Sie froh, dass ich das schöne Wien für Sie judenfrei gemacht habe.
    SS-Offizier Alois Brunner 1987 in einem Interview der Kronenzeitung, Wien
     
    Der Präsident hasste es, hierherzukommen. Obwohl er Arzt war, konnte er die Verstümmelungen des Mannes an den Händen nicht ohne eine gewisse Schadenfreude betrachten. Der Alte spürte die Ablehnung. Er kannte den langen, schlaksig wirkenden Mann, der jetzt in seiner Wohnung in Jableh an der syrischen Küste stand, schon seit dessen Kindheit. Sein Vater war diesem Greis noch wohlgesinnt gewesen und hatte seine Fähigkeiten immer mit Wertschätzung und Sicherheit belohnt.
    Das war nicht ungewöhnlich. Viele arabische Herrscher hatten nach dem Krieg Berater aus der Konkursmasse des Dritten Reichs eingestellt. Aber schon während des Krieges
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