Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Susanne Leinemann
Vom Netzwerk:
Rücksicht darauf. Trotzdem hielt Toni jedes Mal die Luft an, wenn sich ein
neuer Holzlaster ankündigte. Fred fuhr, wenn die Straße frei war, schnell und konzentriert. »Noch eine halbe Stunde, dann sind wir da«, sagte er. Toni machte die Augen zu und döste vor sich hin. Das Knacken und Rauschen des Funkgeräts begleitete sie in ihren Wachträumen.
    »Hier ist Sludge. Überquere gleich die Brücke über den Nelson River.«
    »Treffen in circa zwei Minuten aufeinander«, antwortete Fred. Toni spürte, der Jeep wurde wieder langsamer und verkroch sich an die Seite der Piste, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Hoffentlich waren sie wirklich bald da, die Fahrt war anstrengend. Wie würde Georg reagieren? Toni ließ die Augen weiterhin geschlossen. Sie hatte wenig Lust, sich schon wieder blenden zu lassen. Einen Moment später wurde es gleißend hell in der Fahrerkabine, man traf aufeinander.
    Dieser Truck war besonders lang - Toni öffnete nun doch die Augen und sah, er hatte einen leeren Anhänger dabei, der gefährlich schwankte. Nein, Fred hatte nicht übertrieben. Sie hatte nicht gewusst, dass es irgendwo auf der Welt eine so gefährliche Straße gab wie diese. Der Laster war vorbei, Fred nahm wieder Fahrt auf. »Bald geschafft«, murmelte er. Da knackte das Funkgerät schon wieder.
    »Toni«, brüllte eine Stimme. »Warst du das eben? Sitzt du in Freds Jeep?« Es war Georg. Ganz klar. Schon, weil er auf Deutsch brüllte.
    Fred schaute sie erstaunt an. Er hatte natürlich kein Wort verstanden - außer den Namen »Toni«.
    »Du heißt Tony? Wie Tony Curtis?«, fragte er erstaunt.
    »Toni, Toni, antworte mir doch. Hey, Fred« - jetzt fiel er ins Englische zurück - »sitzt da meine Frau neben dir?«
    Fred hatte den Jeep angehalten. Er nahm das Mikrofon. »Ja, sie ist hier. Einen Moment …«

    Toni drückte auf die Sprechtaste. »Hallo, Georg! Ungewöhnlicher Ort, sich wiederzutreffen, oder?«
    »Heute Abend habe ich erfahren, dass eine Deutsche im anderen Camp ist. Ich habe mir deinen Namen durchgeben lassen, danach war alles klar. Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Ich wusste es nicht. Also nicht gleich. Aleksej Wolkow hatte mich mit einem Auftrag hierhergeschickt. Aber dann habe ich die Schnitzerei über meinem Bett entdeckt. Die ist von dir, oder?«
    Fred hatte währenddessen den Rückwärtsgang eingelegt und lenkte, den Arm um Tonis Lehne, den Kopf nach hinten gedreht, den Jeep in Richtung Truck, dessen Bremslichter man nun auch in der Nacht sah.
    »Wolkow, klar. Der hat also rausgekriegt, wo ich stecke.«
    Der Jeep hielt mit einem Ruck an. Toni wollte rausspringen, doch Fred hielt sie zurück. Er griff nach dem Mikrofon des Funkgerätes.
    »An alle - kurzzeitige Sperre eine Meile nördlich hinter der Brücke über den Nelson River. Ich wiederhole: kurzzeitige Sperre eine Meile Nord von Nelson River. Alle Laster in diesem Gebiet bitte kurz anhalten. Wir heben die Sperre so schnell wie möglich wieder auf.« Dann griff er über Toni rüber und öffnete die Beifahrertür. »Eine Minute, mehr nicht. Danach müssen Sie sich entscheiden, bei wem Sie mitfahren wollen. Und ziehen Sie sich etwas Warmes an!«, sagte er. Toni stülpte die Mütze tief ins Gesicht und stellte den Kragen hoch. Dann verschwand sie in der Dunkelheit.
    Ein Mann kam ihr an der Seite des Lasters entgegengerannt, so viel konnte sie erkennen. Leichter Schneeregen hatte eingesetzt, Toni verbarg ihre Finger in ihrer Jacke, um sie zu schützen. Jetzt, tief in der Nacht, war es noch viel kälter als am Tage. Sie hörte, wie hinter ihr Fred den Jeep wendete, dann wurde sie
vom Strahl des Scheinwerfers erfasst. Die vermummte Gestalt blieb vor ihr stehen, unter der groben Strickmütze und über der dicken dunkelblauen Fleecejacke erkannte sie Georgs Gesicht. Zumindest seine Augen. Denn die Nase war jetzt leicht schief. Außerdem hatte sich Georg einen Bart stehen lassen.
    »Du siehst aus wie ein echter kanadischer Holzfäller«, sagte Toni und musste lachen.
    »Und du wie Sarah Palin.«
    Fred hupte ungeduldig, die Minute war um. Toni machte ein Zeichen, dass sie zum Auto zurückmusste.
    »Ich komme mit«, sagte Georg.
    »Ich dachte, das ist hier oben verboten - Männer mit Frauen.« Toni erinnerte sich an das, was Fred ihr Stunden zuvor gesagt hatte. Wer hier oben etwas mit dem anderen Geschlecht anfing, der konnte die Koffer packen.
    »Wenn schon. Wäre ja nicht das erste Mal.«
    Sie rannten gemeinsam zurück zum Pick-up, dessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher