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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Susanne Leinemann
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mit den beiden Großaufträgen in seine Firma eingekauft. Ellen
machte in Berlin die Verträge fertig, und vier Tage später war Toni stolze Miteigentümerin einer Innendesign-Agentur.
    Sie hatte Georgs Geld nie gebraucht. Sie konnte es auch so schaffen. Fröhlich begann sie ihre Reisen zu buchen. Besser sie flog bald, bevor der Bauch zu groß wurde.

21
    Kanada war um diese Jahreszeit noch viel kälter als London. Toni saß im verwaisten Flughafenrestaurant von Kenora und starrte hinaus auf das Rollfeld. Nein, es war eher ein Flughafenimbiss. Shops gab es in diesem kleinen Flughafen nicht, auch keine Ablenkung. Zum Glück war ihr inzwischen warm. Bei der Zwischenlandung am Flughafen Montreal hatte sich Toni mit warmer Kleidung eingedeckt. Nachdem sie dort einmal kurz das Terminal verlassen und frierend in eisig kalter Herbstluft gestanden hatte, hatte sie sich ein paar gefütterte, sehr robuste hohe Stiefel ohne Absatz und mit viel Profil gekauft. So etwas gab es in Montreal in den Flughafenläden zu kaufen - hier fand sich nicht das übliche Sortiment von Gucci, Prada und dem ganzen Modekram. Hier fand man Läden wie »Canadian Outdoor Adventures«, und dort kaufte der Kanadier, was er brauchte, um im Spätherbst mal schnell aus dem Haus zu gehen.
    Mit ihren neuen Stiefeln an den Beinen hatte Toni ein zweites Mal die Ankunftshalle verlassen, um zu testen, ob sie sich jetzt wohler fühlte. Ja, musste sie zugeben, an den Füßen schon. Aber noch nicht obenherum. Also kehrte Toni ein zweites Mal in den Outdoor-Laden zurück und kaufte sich eine Daunenjacke, eine mit Polarfleece gefütterte Mütze, mit Extralappen für die Ohren. Und einen langen, langen, dicken Wollschal, den sie sich mehrmals um den Hals wickeln konnte. Zu guter Letzt noch Fleecehandschuhe, die ihre Finger beweglich ließen. Als sie das
dritte Mal in der kalten Morgenluft vor Montreals Flughafen gestanden hatte, war sie endlich zufrieden. In London oder Berlin würde sie sich sicher nie so sehen lassen. Aber für Kanadas Wälder war das Outfit hoffentlich perfekt.
    Jetzt lagen ihre neuen warmen Sachen als großer Berg auf dem Nachbarstuhl. Toni bestellte sich einen Grilled Cheese mit Pommes frites und einen Kaffee. In dieser Region der Welt war es für Schwangere kein Problem, einen Kaffee zu trinken, denn der war nur Plörre mit flauem Kaffeegeschmack. Nachdem sie aufgegessen hatte, schob sie den Teller zur Seite und wartete. Die Leute vom Holzkonzern hatten gesagt, sie würden einen Piloten vorbeischicken, sie solle sich einfach ins Restaurant setzen und warten.
    Toni sehnte sich plötzlich nach Italien. Süditalien war das absolute Kontrastprogramm zum kühlen und verregneten herbstlichen London gewesen, eine richtige Traumreise, das Wetter angenehm warm, die Brise vom Meer lau. Die Menschen waren reizend zu ihr. Einmal kam eine ältere Frau auf sie zu, strahlte sie an, streichelte ihr über den Bauch und sagte anerkennend »Mamma«, auf diese innige italienische Art. Toni hatte köstliche Dinge gegessen - alle sehr einfach, wie es in Süditalien Brauch war. Aber allein das Olivenöl, die Tomaten, der Rosmarin, der frisch geschnittene Schinken, die Spaghetti alla Puttanesca. Sie wollte gar nicht wieder abreisen.
    Und der Marmor, den sie dort unten ausgesucht hatte, war ein ganz besonderer - eigenartig algenblau, fast mystisch. Eine wunderbare Farbe. Aleksej hatte das Muster, das sie ihm direkt per Boten zusenden ließ, sofort gefallen. Er hatte irgendetwas von Märchen, Großmutter und Sibirien gemurmelt. Manchmal war Aleksej ein sehr eigenartiger Typ.
    »Ma’m.« Vor ihr stand ein älterer Herr mit zerfurchtem Gesicht. Man sah ihm an, er hatte viel Zeit an der frischen Luft
verbracht. Die Haut hatte etwas Lederartiges. Er trug eine dieser üblichen Baseball-Schirmmützen, die hier für Männer zum modischen Standardprogramm gehörten. Er tippte einen Gruß an seinen Baseballschirm und bat sie, ihm zu folgen. Als Pilot der Holzgesellschaft werde er sie in die Wälder fliegen. Ohne zu fragen, packte er Tonis Tasche und ging voraus. Toni griff sich ihren Warme-Sachen-Berg und eilte dem Mann hinterher. Der Pilot ging nicht, wie sie es erwartet hatte, in Richtung Rollfeld. Er ging in Richtung Flughafenausgang.
    Die Luft in Kenora war noch kälter als in Montreal. Toni hatte den Eindruck, der Gefrierpunkt könne nicht mehr fern sein. Wo immer der bei Fahrenheit auch lag. Zum Glück hatte sie den ganzen Fleece- und Fellkram gekauft. Der Schal war lang
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