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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Susanne Leinemann
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bettelnd. Georg und Karoline fingen gemeinsam an zu lachen. Karolines Lachen war völlig übertrieben. Es war diese Art von Lachen, die andere Frauen sofort durchschauen, weil sie wissen, so lacht die nur für einen Mann, um den sie wirbt. So ein Lachen, das mit jedem Ton die Leiter hochzusteigen scheint, um dann oben von ihm, dem Prinzen, mit einem Kuss abgeholt zu werden. Merkte Tom denn gar nichts? Seine Verlobte flirtete mit einem anderen. Aber Tom hatte gerade einen alten Bekannten an einem anderen Auto entdeckt und war zu ihm hinübergeschlendert.
    »Ich werde sie nicht mit ihm alleine lassen. Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagte Toni entschieden zu Shirin.
    »Pass auf dich auf, Toni.«
     
    Wenig später saß Toni mit Tom auf der Rückbank des Jaguars. Georg und sie fuhren ein Vintage-Auto, einen Jaguar XJ aus dem Jahr 1974. Er war nachtblau, auch die Sitze waren aus weichem nachtblauen Leder, das ganze Auto roch nach ihnen, roch nach Leder. Im Sommer konnte man das Verdeck aufklappen, aber um diese Jahreszeit war es noch zu kühl, außerdem sah der Himmel inzwischen nach Regen aus. Toni hatte Georg mit diesem Auto zum 35. Geburtstag überrascht. Lange hatte sie nach dem richtigen Modell gesucht - sie hatte gewusst, wie sehr sich Georg darüber freuen würde. Dass der Jaguar auch noch aus seinem Geburtsjahr stammte, war ein wunderbarer Zufall gewesen. Um den Wagen zu bezahlen, hatte sie das vorherige Auto, einen gesichtslosen Neuwagen, schnell verkauft und dafür den Jaguar in die Garage gestellt. Dann war sie mit dem nichts ahnenden Geburtstagskind zum Auto gegangen. Georg hatte sie vor Glück umarmt und herumgewirbelt. Danach hatte er sich fast ehrfürchtig auf den Fahrersitz gesetzt, hatte liebevoll seine Finger über das Kirschholzfurnier gleiten lassen, über
die Tachoanzeigen, die noch von massivem Chrom eingefasst waren, und hatte das Auto gestartet. Das satte Geräusch des Motors hatte die Garage erfüllt. Es folgte die erste Fahrt im Jaguar durch Berlin. Sie, Toni, auf dem Beifahrersitz, war unendlich glücklich gewesen. Jetzt saß dort Karoline.
    Die richtete vorne gerade ihre Haare. Sie hatte das Haargummi ihres Pferdeschwanzes herausgezogen und fuhr nun mit beiden Händen durch ihre blonde Mähne, um die Frisur aufzulockern. Der alte Jaguar hatte noch ziemlich niedrige Fahrerund Beifahrersitze, also fielen einzelne Haarspitzen über die Kopfstütze nach hinten in den engen Rückbankbereich. Toni starrte wütend die blonden Haarspitzen an. Hätte sie eine Schere dabeigehabt, sie hätte der Konkurrentin Löcher in die Frisur geschnitten. Mit einem Seitenblick auf Tom stellte sie fest, dass der tatsächlich schon eingeschlafen war. Wie klaglos er alles hinnahm - diese enge Rückbank und eine Verlobte, die ständig alles diktierte und jeden herumkommandierte.
    Ganz vorsichtig hob Toni ihre Hand und griff nach einer der blonden Haarsträhnen. Jetzt ein kräftiger Ruck und …
    »Autsch!« Karoline hatte eine abrupte Bewegung gemacht und war an Tonis Fingern hängen geblieben.
    »Mein Ehering hat sich in deinen Haaren verfangen«, versuchte Toni zu erklären und entwirrte Strähnen, Finger und Ring. Georg drehte sich nicht um, starrte weiter auf die Landstraße und sagte kein Wort. Toni wusste, er war wütend. Sie kannte das bei ihm. Es waren nur Kleinigkeiten, ein ganz leichter Zug um den Mund, und alles war klar.
    Ein langes blondes Haar war am Ehering hängen geblieben. Toni drehte den Ring leicht. Er war breit und aus Palladium, ein Metall, das Platin ähnlich war, aber stärker glänzte. Auch Georg trug seinen Ring weiterhin. Toni nahm den Ring ab, um das Haar zu entfernen. Sie hatten innen auf gravierte Namen
und Datum verzichtet, das hatten sie als zu konventionell empfunden. Es war eine schöne Hochzeit gewesen, eine ganz kleine mit einer Handvoll Freunden in der Little White Chapel in Las Vegas. Ihre Trauzeugen waren Shirin und ein falscher Elvis. Der falsche Elvis hatte sich an diesem Morgen die Kunsthaarkoteletten schief aufgeklebt und roch intensiv nach Johnson&Johnson-Babypuder. Der Hochzeitsmarsch kam aus kleinen, scheppernden Lautsprechern, die Blumen im Raum waren aus Plastik und länger nicht mehr abgestaubt worden, die Klimaanlage surrte, und der Sekt am Ende war nicht nur süß, sondern auch lauwarm. Die Trauung vollzog Jeff, der Chapel Chief - ein souveräner älterer Mann, gekleidet in sandfarbene Synthetikhosen, dazu ein kariertes Hemd mit kurzen Ärmeln und eine
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