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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Susanne Leinemann
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war dann tatsächlich zu ihr herübergekommen, war vor ihr niedergekniet und hatte sie lange angeschaut: »Du weißt, warum. Wegen des Geldes. Ist dir klar, wie hoch meine Bezüge als Vorstandsvorsitzender sein werden? Wir haben uns mit unserem Wohnungskauf übernommen, mit unserem ganzen Lebensstil, und wir haben während der Krise viel Geld durch falsche Fonds verloren. Als Vorsitzender hole ich das alles wieder rein. Und du sollst auch etwas davon haben. Ich weiß ja, wie gerne du dein eigenes Innenarchitektur-Büro gründen würdest.«

    Dann stand er auf, schlenderte zum Nachttisch, wo Toni immer Block und Stift bereitlegte, um ihre Träume zu notieren, schrieb eine Summe auf ein kariertes Stück Papier, riss das Blatt ab und reichte es Toni. Sie hatte sofort gewusst, dass diese Summe lächerlich klein war. Aber es ging ihr nicht um das Geld. Eigenes Architektur-Büro? Das beschäftigte sie in diesem Moment nun wirklich nicht. Etwas anderes war hängen geblieben: vier Monate. Vier Monate würden ihr bleiben, um ihre Ehe zu retten - wenn sie mitspielte.
    Weitermachen wie bisher. Kein Wort zu Karoline, keine Szenen. Sie musste sich zusammenreißen! Sonst könnte sie heute Abend tatsächlich ihre Koffer packen. Oder, noch schlimmer, er würde die gemeinsame Wohnung verlassen. Erst ins Hotel ziehen, sich dann eine eigene Wohnung suchen und in absehbarer Zeit mit Karoline zusammenziehen. Nein, ermahnte sich Toni eindringlich, das darf nicht sein. Sie darf nichts merken!
    »Was ist mit dir?«, bohrte Karoline jetzt nach. »Was war das eben mit dem Handy?«
    Shirin sprang ein. »Sie sollte für mich filmen. Ich bin Künstlerin, ich sammle Momente.«
    Karoline schaute Shirin von oben herab an wie ein sonderbares Insekt. Sandrine, die hinter ihrer Chefin stand, kicherte.
    »Du weißt doch, Karoline, Künstler sind Spinner«, sagte Toni leichthin. »Ich habe nur getan, was sie wollte.«
    Shirin nickte bestätigend und zuckte dann mit den Schultern. »Ich kann nicht anders. Verrückt sein ist Teil meines Berufs. Niemand mag langweilige Künstler.«
    Wenn Shirin etwas zuwider war, dann war es der Zirkus, den mittelmäßige Multi-Media-Performer um ihre lächerliche Bohème-Existenz machten. Nichts traf weniger auf Shirin zu als das Klischee des verrückten Künstlers.

    »Du bist manchmal auch wirklich eigenartig, Toni«, rutschte es Sandrine heraus. Ihre Chefin musste spöttisch lächeln. Es war offensichtlich, dass die beiden, waren sie allein, abfällig über Toni sprachen.
    »Nicht jeder ist so stromlinienförmig wie ihr«, parierte Toni. Damit war der normale Ton wiederhergestellt.
    »Danke«, antwortete Karoline, die das offensichtlich als Kompliment nahm.
    Danach ließ sie sich zwei weitere Champagnergläser kommen, füllte sie und bestand darauf, mit allen anzustoßen - Sandrine, Shirin und Toni. Einen Moment lang dachte Toni, sie würde auf der Stelle verrückt. Wieso, um Himmels willen, hatte sie sich dazu verleiten lassen, Georgs Ehebruch auch noch zu decken? Da stand sie Seite an Seite mit seiner Geliebten, trank mit ihr Champagner, als sei nichts geschehen, während sie den karierten Zettel mit einer lächerlichen Summe in der Manteltasche trug - es war Irrsinn! Toni wurde wieder schwindelig. Um sich an irgendetwas festzuhalten, griff sie nach Shirins Arm.
    Wenn es etwas wie Karma wirklich gab, dann war sie in dem Moment, als sie mit Georg den Pakt eingegangen war, im Wiedergeburts-Ranking elend weit zurückgefallen - sie stand jetzt irgendwo zwischen einem nächsten Leben als mexikanische Nasenkröte und als Kofferanhänger von Air Berlin. Toni hasste sich selbst. Dabei sollte sie ihren untreuen Ehemann hassen! Und seine kaltherzige Schlampe!
    Ein Jubelschrei riss Toni aus ihren Gedanken.
    Sie schaute auf das Spielfeld. Georg hatte die Arme hochgerissen, er hatte tatsächlich ein Tor geschafft, sein allererstes. Euphorisch warf er eine Kusshand in Richtung Stehtisch. Toni winkte zurück - die Macht der Gewohnheit. Doch das triumphierende Lächeln auf Karolines Lippen entging ihr nicht. Georgs Blick lag auf seiner Geliebten, nicht auf seiner Frau.

2
    Nach einer weiteren elend langen Stunde und mindestens drei oder vier Chukkas - das Zeitmaß für die Spiellänge beim Polo - verließen Reiter und Pferde endlich den Platz. Georg und Tom waren scherzend und sich gegenseitig sportlich boxend in den Umkleideräumen verschwunden, während die Frauen nun an der Bar des Clubhauses bei noch mehr Champagner warteten,
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