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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Susanne Leinemann
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bis die Herren wieder auftauchten.
    Toni, die Karolines Gegenwart nur schwer ertragen konnte, hatte mit Shirin einen kurzen Spaziergang durch die Stallungen unternommen. Zurück im Clubhaus, fanden die beiden Georg und Tom zufrieden bei Karoline stehend vor, offensichtlich in ein angeregtes Gespräch vertieft. Wie viele, dachte Toni, würden eine solche Gruppe neidisch betrachten. Schöne Menschen, Menschen mit Geld, Menschen, die scheinbar keine Sorgen hatten. In diesem Moment drehte sich Tom um, er war der Erste, der die näher kommenden Frauen entdeckte.
    »Toni«, rief er erfreut. »Wir haben einen Anschlag auf euch vor. Dürfen wir in eurem Auto mitfahren, wenn es zurück in die Stadt geht? Dein Mann hat schon Ja gesagt.«
    »Ihr wollt bei uns mitfahren?«, fragte Toni irritiert. »Was ist denn mit eurem Auto?«
    »Toni«, sagte Georg. Sie ging ihm auf die Nerven, sie gab den Stimmungstöter. Wie die Ankunft eines Veganers auf einer Grillparty.

    »Sandrine hatte einen Notfall. Sie musste schnell zurück nach Berlin. Also habe ich ihr unseren Wagen gegeben.« Karoline log, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ein Notfall? Was denn für ein Notfall?«, hakte Toni nach.
    »Toni«, sagte Georg jetzt deutlich schärfer.
    »Ihre Tante musste ins Krankenhaus«, log Karoline unbeeindruckt weiter.
    »Sandrine hat eine Tante in Berlin? Sie ist doch keine Berlinerin, oder täusche ich mich?« Toni ließ nicht locker, obwohl Karoline sie inzwischen verärgert anstarrte.
    »Stimmt«, meinte jetzt auch Tom, »eigentlich komisch. Du hast doch gesagt, sie kommt aus einem kleinen Dorf bei Kiel. Und sie sei die Erste aus ihrer Familie, die es da raus geschafft hat.«
    »Wo liegt denn das Problem? Wir haben doch genug Platz im Auto. Ihr kommt mit, keine Frage«, versuchte jetzt Georg das Thema abzubügeln. Aber Karoline war noch nicht fertig.
    »Wahrscheinlich habt ihr recht, und es gibt keine Tante in Berlin. Wahrscheinlich hat Sandrine einfach einen Anruf von ihrem billigen Typen gekriegt, der gesagt hat: Entweder du kommst jetzt gleich, Baby, oder das war es mit uns. Und dann ist sie gesprungen, besser gefahren, und das mit unserem Auto. Aber ich bin eine lockere Chefin. Ich will die Wahrheit gar nicht so genau kennen.«
    Das glaube ich, dachte Toni, dass du die Wahrheit angeblich nicht so genau kennen willst. Karoline wusste nur zu gut, was die Wahrheit war. Es gab keinen ›billigen Typen‹ in Sandrines Leben, in Sandrines Leben gab nur Karoline. Sie war eine 24-Stunden-Assistentin. Als Shirin und Toni auf ihrem Spaziergang gewesen waren, hatte Karoline die Chance genutzt und ihre Assistentin einfach mit dem Auto fortgeschickt. Wo sie nur konnte, zwängte sie sich in Georgs und Tonis Leben.

    »Ich muss allerdings vorne sitzen. In der Dämmerung wird mir auf der Rückbank schnell schlecht«, sagte Karoline nun.
    »Du hast also den gefürchteten Nachtbrechreiz?«, warf Toni spöttisch ein. Kannte dieses Luder keine Scham? Sie wollte neben ihrem Geliebten sitzen - direkt vor den Augen ihres eigenen Verlobten und der Ehefrau des Mannes, mit dem sie ihn betrog.
    »Was ist denn mit dir los, Toni? Hast du deine Tage oder sind es schon die Wechseljahre? Reiß dich mal zusammen, denk an deine …«, Georg senkte jetzt ganz leicht die Stimme, »Verpflichtung.«
    »Welche Verpflichtung denn?«, fragte Karoline neugierig. Nein, eher sarkastisch.
    Georg zögerte kurz, suchte nach einer Antwort. »Die gesellschaftliche Verpflichtung. Das sagt man doch so, oder?«
    »He, he. Langsam, Leute. Wenn es ein Problem sein sollte, nehmen wir ein Taxi zurück«, sagte jetzt Tom weiterhin fröhlich. Der Mann und seine gute Laune waren kaum zu dämpfen.
    »Ich kann auch jemanden mitnehmen«, warf Shirin ein. Georg schaute Toni durchdringend an. Seine Botschaft war klar: Sag jetzt das Richtige. Reiß dich gefälligst zusammen.
    »Natürlich kommt ihr bei uns mit«, lenkte Toni ein. »Ich war nur überrumpelt. Außerdem habe ich eine leichte Migräne. Aber das ist alles kein Problem. Wir freuen uns, wenn ihr bei uns einsteigt.« Friss Kreide, Mädchen, dachte sie währenddessen. Sie fühlte sich elend. Man machte sich gemeinsam auf den Weg zum Parkplatz.
    Shirin strich ihrer Freundin zum Abschied sanft über die Wange. »Du kannst auch bei mir mitfahren. Lass die doch alleine losziehen«, flüsterte sie.
    »Toni, kommst du?«, rief Georg ungeduldig über den Parkplatz.
    »Ja, bitte, bitte, bitte, Toni, komm mit uns«, ergänzte Karoline
zuckersüß
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