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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Autoren: Felix T. Richter
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dem Mann nicht, dessen
Gestalt allein bereits das Böse in ihm förmlich ausstrahlte. Und doch war er in
diesem Augenblick wie gebannt, wollte unbedingt wissen, was Jasai wusste.
Dieser ging mit militärischem Gang um Thalon herum, die Hände hinter dem Rücken
verschränkt. Einen kurzen Moment später löste er sich aus der Bewegung, machte
Anzeichen, etwas zu sagen. „Dieses Mädchen war nicht die, für die Ihr sie
gehalten habt. Sie war, wenn Ihr es genau nehmen wollt, nicht einmal ein
Mensch!“
    In Thalons Kopf hämmerten die Worte wie
kraftvolle Schläge, obgleich sie für ihn keinerlei Sinn ergaben. „Caritor, die
Katathei der Liebe, wurde von Oleiphea in Menschengestalt gesendet. Wie bei
jedem Lichtritter zuvor ist sie erschienen, um ihrerseits eine Aufgabe zu
erfüllen. Sie sollte sich in das Leben des Auserwählten einschleichen und mit
ihrem Charme dessen Vertrauen gewinnen. Anschließend sollte sie die Entwicklung
des Auserwählten beobachten. Wenn du in ihren Augen bereit gewesen wärst, hätte
sie dich in die Aufgabe eingeweiht“, erklärte Jasai mit gelassener
Sachlichkeit. Thalons Gesicht wurde bleich wie der wolkenverhangene Himmel über
Oleiphea. Der Schwindel, der ihn bereits nach der Ankunft am Hain überkommen
hatte, wurde stärker. „Ihr lügt! Ihr wisst nichts über sie! Ihr könnt es nicht
wissen! Warum behauptet Ihr so etwas?“, schrie Thalon Jasai erbost entgegen und
war versucht, die Wut, die wie eine hungrige Bestie in seinem Inneren tobte und
nur darauf wartete, frei gelassen zu werden, Überhand nehmen zu lassen. Nur mit
großer Mühe konnte er die Flut an Gefühlen kontrollieren. „Ich war mir sicher,
dass Eure Reaktion derartig ausfallen würde. Lasst mich Euch erklären, woher
ich dieses Wissen besitze“, meinte der alte Mann, dabei, wie schon die ganze
Zeit davor, mit der Hand gestikulierend. Als wolle er zu einem finalen Trumpf
ansetzten, kramte Jasai schließlich in der Seitentasche seines Fellmantels. Der
Blutmagier hielt ein vergilbtes Buch mit schlichtem Einband in der Hand. Kratzer
und Blutspuren zeugten davon, dass das Buch aus einer rauen Zeit stammen
musste. „Das, Thalon, ist die Wahrheit über das Erbe der Lichtritter. Es ist
das Buch, wonach mein Bruder und ich eine lange Zeit gesucht hatten. Die
Akademie hütete es wie einen Schatz, wollte das, was auf diesen Seiten steht,
nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen. Sie hatten Angst, vor der Macht,
die das Buch offenbarte. Moros und ich jedoch, fürchteten nichts. Wir waren
bereit für die Wahrheit!“, grölte Jasai freudestrahlend. Die Augen des alten
Mannes glühten förmlich, so als spreche ein fanatischer Priester vom Ende der
Welt. Der Wahnsinn hatte den Mann mit kräftigen Händen gepackt. Immer
bedrohlicher wurde die Gestalt des alten Mannes, sodass in Thalon erneut das
Bedürfnis anstieg, Jasai endlich den Garaus zu machen. „Der Grund warum ich
Euch nicht einfach abschlachte, wie ein quiekendes Schwein, ist der, dass ich
in Euren Augen ein tiefes Verlangen sehe. Ihr seid jemand, der scheinbar viel
nachdenkt. Ihr wollt die Welt verstehen, die letzten Geheimnisse lüften. Wie
sehr gleicht Ihr mir und meinem Bruder. Auch wir waren damals besessen davon,
das absolute Wissen zu erlangen.“
    „Ich bin nicht wie Ihr! Ich kämpfe für die gute
Sache, damit Monster wie Ihr eines seid, die Welt nicht zerstören“, tobte
Thalon, während seine Beine immer zittriger wurden. Das Verlangen, Jasai
endlich das Schwert durch das Fleisch zu rammen, wuchs stetig an. Gleichzeitig
war da die von Jasai angesprochene Neugier, die sich stetig fragte, was in
diesem Buch stand, dass es für Jasai eine solche Bedeutung hatte. Er musste
sich entscheiden. Wollte er tatsächlich dem Wunsch nach Vergeltung und
Gerechtigkeit nachgehen, so würde ihn nichts mehr daran hindern, sein Schwert
zu ziehen. Jedoch ließ er es stecken. Der Wunsch danach, endlich zu verstehen,
was passierte und das große Mysterium, in dem er nur eine Spielfigur war,
lüften zu können, hatte gesiegt. Er setzte einen Schritt vor den anderen,
während er hin und her schwankte. Siegessicher streckte Jasai ihm die Hand
entgegen und stützte Thalon. „Werfe selbst einen Blick hinein und du wirst
wissen, wovon ich spreche“, hauchte Jasai, während er Thalon das Buch
überreichte. Zögerlich nahm der Lichtritter das Buch entgegen und strich mit
seinen rauen Fingern über den Einband. Erwartungsvoll schlug er das Buch auf.
Ein kurzer Schrecken durchzog seinen
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