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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Autoren: Felix T. Richter
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wurde das Meer
verdeckt von den letzten Bergen des Estharielgebirges.
    Kardios und seine Begleiterinnen folgten dem
breiten Pfad, der gen Westen führte. Wie eine Schlange, wand er sich an den
groben Felsen vorbei, die wie übergroße Speerspitzen aus dem Boden stachen und
ihnen geringfügig Schutz vor dem harten Nordwind boten. Die hügelige Landschaft
musste im Sommer ein prachtvolles Bild abgeben. Jetzt allerdings wirkte
Nordküste wie ein Ort der Trauer. Die vereinzelten Bäume hatten ihr
Blätterkleid abgeworfen und ihre dürren Äste hingen hinab. Einige Krähen hatten
sich auf ihnen niedergelassen und krächzten ihre schiefen Lieder. Weit über
ihnen zogen die schaurigen Wolkengebilde vorbei. Das verbliebene Licht des
Tages hatte sie blutrot gefärbt. Es war beinahe so, als würde die Sonne für
immer untergehen. Wie ein Parasit hatte sich das Gefühl in ihnen festgesaugt,
in diesem Land unerwünscht zu sein. Es fraß sämtliche anderen Gefühle und
Gedanken. Dennoch war an eine Rückkehr nicht mehr zu denken. Eyrl Valentina
musste gewarnt werden. Es war vorherzusehen, dass etwas passieren würde,
immerhin war Valentina seit dem Tod ihres Mannes an der Spitze der Thronfolge.
Kardios war angespannt. Er machte sich verantwortlich für den Horalds Tod, denn
schließlich hatte er ihn verlassen. Seine Aufgabe war es gewesen, Horald zu
beschützen und dennoch war er losgezogen. Hätte er bloß auf seine Gefühle
gehört, die ihm bereits zu Beginn der Reise in die Berge davon abgeraten
hatten, Dolansburg zu verlassen. Jedoch war es zu spät, sich die Schuld
zuzuweisen. Das Geschehene rückgängig zu machen, vermochte er nicht. Die Zeit
floss weiter wie ein reißender Fluss. Mit ihr veränderte sich die Welt.
Oleiphea stand vor dem Rand einer schwerwiegenden Krise, dass wusste Kardios.
Niemand von ihnen hatte es bei ihrer Abreise aussprechen wollen, doch es war
deutlich, dass Weltenbrücke in kürzester Zeit von der gierigen Hand des Feindes
verschlungen sein würde. Die beiden Mädchen, die ihn nach Nordküste begleitet
hatten, wussten es auch. Lediglich die Bevölkerung wusste es nicht. Doch das
Volk war wie ein verwöhntes Kleinkind. Es war unwissend, einfach gestrickt und
zu allem Überfluss zufrieden damit. Kaum merklich schüttelte Kardios den Kopf,
während ihm das Rauschen des Windes in den Ohren dröhnte. Er glaubte sogar, ein
dumpfes Grollen wahrzunehmen. Nein, es konnte keine Sinnestäuschung sein, denn
erneut ertönte ein tosendes Geräusch. Sein Blick schoss in den Himmel. Auch
Lewia hatte etwas gehört und suchte ebenfalls nach der Ursache. Etwas
Gewaltiges flog über ihren Köpfen vorbei. Kardios kniff die Augen zusammen. „Es
ist der Drache des Zirkels!“, schrie Lewia gegen den Wind an. „Ein Drache?
Verdammt, der fliegt direkt in Richtung Meareth“, stellte Kardios erschrocken
fest. „Ich dachte, die wären alle ausgestorben!“, fügte er hinzu und drängte
sein Pferd, schneller zu galoppieren. Das Tier schnaubte wild, legte dann an
Tempo zu. Auch Lewia ritt nun schneller. Emilia klammerte sich derweil an
Lewias Hüfte fest. Ihre langen blonden Haare sprangen im Wind, als wollten sie
einen Tanz aufführen. „Nicht so schnell!“, schrie sie, genoss allerdings zur
gleichen Zeit das kribbelnde Gefühl, das in ihrem Bauch aufgrund der hohen
Geschwindigkeit aufkam. „Wenn der Drache die Stadt angreift, dann wird Chaos
ausbrechen. Wir müssen so schnell wie möglich nach Meareth gelangen und das
Schlimmste verhindern!“, schallten Kardios Worte zu Lewia. „Meareth ist
verloren“, dachte er, während der Drache sich mit kräftigen Schwingenschlägen
gemächlich von ihnen entfernte.  
    Am Morgen des vierten Nonean war es ruhig am Hofe
des Weißen Palastes von Meareth. Eyrl Valentina war bereits zu früher Stunde
aufgestanden und war in ihrem purpurnen Samtkleid hinaus gegangen in den Garten
des Palastes. Sie liebte das Gefühl der feuchten Steinen unter ihren nackten
Füßen. Ein kühler Wind fuhr unter ihr Kleid und es fröstelte sie, doch ihr
machte es nichts aus. Bereits seit Kindertagen liebte sie die raue Natur. Denn
auch wenn Nordküste zu dieser Jahreszeit beinahe schon hässlich wirkte, fand
sich noch immer Platz für Schönheit. Genüsslich sog sie den Duft der blau
gesprenkelten Winterblumen auf, die in dem Garten zwischen den, wie
ausgehungert wirkenden, Sträuchern und Bäumen gediehen. An die nahen Klippen,
an deren Rand der Palast errichtet worden war, schlugen die Wellen
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