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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Autoren: Felix T. Richter
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der
aufgewühlten See. Der rauschende Klang war wie eine wunderschöne Melodie in
Valentinas Ohren. Vor einer der Winterblumen blieb sie stehen. Sie betrachtete
die Blüte. Das Morgenlicht brach sich im darauf liegenden Tau. In dem Tropfen
schillerte ein Meer aus tausenden Farben. „Wie viel Schönheit von so einem
Tropfen ausgehen kann“, dachte sie verträumt und ging ein Stück weiter. Vor dem
Teich, der in der Mitte des Gartens angelegt worden war, blieb sie erneut
stehen. Sie kniete sich nieder und betrachtete ihr Spiegelbild im klaren
Wasser. Sie sah, dass sie älter wurde. Zwar zeigten sich trotz ihres Alters von
sechsundvierzig Jahren jugendliche Züge in ihrem ovalen Gesicht. Dennoch
erkannte sie auf ihrer sonst makellosen Haut die ersten Falten unter ihren
graublauen Augen. Ihre schmalen Lippen wirkten blass. Als sie zärtlich mit dem
Zeigefinger über die Unterlippe fuhr, fühlte sie sich trocken an. Je länger sie
sich im flüssigen Spiegel betrachtete, desto mehr glaubte sie, vereinzelte
graue Haare zwischen ihrem blonden, zu einem Zopf geflochtenen, Haarschopf zu
erkennen. Sie beugte sich näher heran, um zu prüfen, ob die Haare tatsächlich
an Farbe verloren. Dabei stieß sie an das herunterhängende Blatt einer der
Winterblumen. Ein paar Tautropfen kullerten hinunter und platschten kaum hörbar
auf die Wasserfläche. Das Spiegelbild der Eyrl verzerrte sich und die Ruhe des
Moments war zerstört. Valentina war betrübt. „Wie viel so ein Wassertropfen
zunichtemachen kann“, dachte sie und wandte sich dann wieder in Richtung der
Residenz, die an den Garten angrenzte und mit dem Weißen Palast verbunden war.
Bevor sie das Haus betrat, drehte sie sich um, so als wolle sie ihr Kind rufen.
Schon von klein auf, hatte sie sich einen Jungen gewünscht. Nach einer
Fehlgeburt, war sie jedoch sehr geschwächt und niemand konnte sagen, ob sie je
in der Lage sein würde, ein Kind zu bekommen. Doch nach dem Tod ihres Mannes
war der Traum endgültig zerstört gewesen. Zwar lebten einige Bedienstete mit
ihr, doch das war nicht das gleiche. Der Verlust war zu groß, als dass sie sich
jemals davon erholt hatte. Um sich von dem Kinderwunsch abzulenken, sagte sie
sich, dass sie als Eyrlwitwe zu sehr beschäftigt war und somit keine Zeit für
ein Kind hatte. Immerhin war sie für das Land und seine Bewohner
verantwortlich. Jedoch sah sie sich nicht als Herrscherin. Das hatte sie nie
sein wollen. In ihren Augen war das Volk frei. In dem von ihr eingeführten
Bürgerrat, bekam sie lediglich Entschlüsse vorgelegt, die sie meist ohne zu
zögern unterschrieb. Doch gerade deshalb gab es des Öfteren Unstimmigkeiten
zwischen ihr und einigen unzufriedenen Bürgern. Zwar hatte sie die Agenten von
Meareth, die Paladhor, um sich, die sie mit ihrem Leben beschützten, allerdings
wollte sie sich nicht noch mehr Feinde machen. Ihre dringendste Aufgabe war es
daher, mit den Bürgern zu reden und sie nach ihren Interessen zu fragen. Diese
gab sie an den Bürgerrat weiter und bildete somit einen Teufelskreis, da sie es
zwar meist einer Bürgergruppe recht machte, aber eine andere verärgerte. Schon
länger hatte sie sich vorgenommen, den Kreislauf zu unterbrechen und sie hatte
das Gefühl, dass sie es heute schaffen könnte. Gegen Mittag begab sich
Valentina in die Haupthalle des Weißen Palastes. Einige aufgebrachte Bürger
diskutierten wild miteinander, als sie eintrat und sich majestätisch auf dem
mit Stoffen verzierten Thron aus Edelholz niederließ. Die Menge wurde von
einigen Mitgliedern der Paladhor zurück gehalten. Doch die Männer und Frauen in
den weißen Gewändern schafften es nicht, alle unter Kontrolle zu bringen. Ein
ärmlich gekleideter Mann mit zotteligen Haaren hatte sich seinen Weg bis kurz
vor den Thron gebahnt und kniete vor Valentina nieder. Ein Blick Valentinas zu
den Paladhor zeigte, dass sie bereit war, den Mann anzuhören. „Sprecht, was ist
das Problem?“, sagte sie, dabei bemüht, möglichst mit mächtiger Stimme zu
sprechen.
      „Cristan
Landwirt ist mein Name. Es ist eine Schande. Seitdem ich den Unfall hatte und
meine Hand verlor, kann ich als einfacher Bauer doch nicht mehr richtig allen
meinen Tätigkeiten nachgehen. Ich hab nur eine Hand, also brauche ich auch
doppelt so lange, meine Arbeit zu erledigen, als wenn ich zwei Hände hätte. Ich
schufte härter als jeder andere Bauer und zahle den gleichen Anteil wie die
anderen. Ich bitte Euch daher, die Höhe meiner Abgaben zu senken, damit
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