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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
Autoren: Denise Mina
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als schwul geoutet werden? Oder haben Sie einfach nur vergessen, auf wessen Seite Sie stehen?«
    »Auf welcher Seite ich stehe?« Seine Stimme war hoch und als er sie anstarrte, konnte sie sehen, wie sich der Hass in seinem Blick steigerte, der Abscheu, der den Angriff rechtfertigen würde. »Als ob es auf der Welt nur zwei Seiten gäbe und man sich einfach nur für eine entscheiden müsste, Sie blöde Schlampe.«
    »Gibt es denn mehr als zwei?«
    Er grinste spöttisch. »Auf wessen Seite stehen Sie denn, Sie fette, dumme Kuh, auf der Ihrer Mutter oder der Ihres Kindes?« Sein Blick glitt plötzlich zur Seite und sie wusste, dass er bereute, das gesagt zu haben. Er führte die Zigarette zum Mund, sog den Rauch tief in die Lungen ein, die rote Glut loderte vor seinem aufgewühlten Gesicht.
    »Es geht um Ihr Kind?«, sagte sie sanft. »Die haben was gegen eins Ihrer Kinder in der Hand.«
    McBree hielt die Luft an, atmete dichten Rauch aus und sah sie an. »Haben Sie die Bilder?«
    »Ich habe die Artikel über Donaldsons Sohn gelesen, der im Gefängnis ermordet wurde. Haben die was gegen Ihren Sohn in der Hand? Sollte er ins Gefängnis gehen?«
    Mit niedergeschlagenen Augen streckte er ihr die Hand entgegen. »Geben Sie mir einfach die verdammten Bilder.«
    »Und weil Sie so eine große Nummer sind, hätte man mit Sicherheit versucht, auch ihn umzubringen. Das alles tun Sie für ihn. Sie haben Terry und Kevin umgebracht und hätten auch meinen fünfjährigen Sohn ermordet, um Ihren Sohn zu schützen.«
    Er ließ die Hand sinken, sah zur Decke und versuchte die Fassung zu bewahren. Als er sie erneut ansah, lächelte er. »Soll ich rüberkommen und sie mir holen?«
    Sie steckte die Schere vorsichtig in die Tasche, nahm die Fotokopien heraus, zerknüllte sie in ihrer Faust und warf sie ihm vor die Füße.
    Er lächelte spöttisch. »Spielen Sie ruhig Verstecken da drüben in Ihrem kleinen Loch, Sie Mäuschen.« Er bückte sich, hob die zerknüllten Fotokopien auf und richtete sich blitzschnell wieder auf. Er war sehr viel agiler, als er wirkte. Er beobachtete sie, während er das Papier glattstrich, es begutachtete und das Feuerzeug herausnahm.
    »Also gut …« Er führte das Feuerzeug an den Rand des Blattes, hielt es an der oberen Ecke fest, während die Flammen davon Besitz ergriffen. Dann ließ er es los und beobachtete, wie das flackernde Papier zu Boden sank. »So, jetzt geht’s mir schon viel besser.«
    Sie hatte nicht damit gerechnet. Hatte nicht gesehen, dass er seine Zigarette wegwarf und einen Schritt nach vorne machte – sehr plötzlich hatte er den Raum durchquert und eine Hand um ihren Hals und die andere um ihr Handgelenk gelegt, sie gegen die Wand gedrängt und ihren Kopf gegen den abbröckelnden Putz gepresst. Er hatte die Schere in ihrer Hand gesehen. Die Finger um ihren Hals zogen sich zusammen, pressten die Luft aus ihr heraus, ließen ihre Zunge anschwellen und hoben sie von ihren Füßen.
    Paddy versuchte, ihm zwischen die Beine zu treten, verfehlte ihr Ziel jedoch, fuchtelte mit ihrer freien Hand nach seinem Gesicht und es gelang ihr, ihm die Brille von der Nase zu schlagen, doch er zuckte nicht einmal zusammen. Er drückte lediglich immer fester zu, bis es ihr vorkam, als seien ihre Augen zu groß für ihren Kopf, bis es in ihren Ohren gellte wie ein schriller Schrei. Dann ließ er sie los.
    Sie stand da, zu benommen, um nach der Schere zu greifen, seine Nasenspitze berührte ihre und sie sah ihm in die Augen, die er vor Entsetzen weit aufgerissen hatte.
    McBree sank auf die Knie, kippte nach vorne und presste sein Gesicht in ihren Schoß – wie ein Mann, der um Gnade fleht. Abwehrend hob sie die Hände, erinnerte sich an die Schere und tastete in der Manteltasche danach, während McBree erst in die eine Richtung, dann in die andere schwankte und schließlich seitlich umfiel.
    Callum Ogilvy stand keuchend mit einem Mauerstein in der Hand hinter ihm.
    In der Küchentür tauchte Dub mit einem roten Benzinkanister auf und war wütend. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst verdammt noch mal im Wagen warten!«, schrie er.

III
    Paddy, Dub und Callum saßen wie betäubt dicht nebeneinander an der Wand und sahen zu, wie der Mann starb. McBrees rechte Hand war auf seinem Brustkorb gelandet. Die linke hatte er zur Seite geworfen, die Handfläche zur Zimmerdecke geöffnet, wie ein Sänger, der zum Crescendo ansetzt. Oben auf seinem Kopf, ihnen zugewandt, befand sich eine klaffende, blutige Wunde, ein
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