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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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beendete den Satz nicht, und LaBréa sah,
wie er für einen Moment von seinen Gefühlen überwältigt wurde. Sogleich versuchte Bernard jedoch, sich wieder zu fassen, und fragte: »Woran ist Ihre Mutter gestorben?«
    »An Herzstillstand. Sie war seit langem an Alzheimer erkrankt und hat die letzten Jahre in einem Pflegeheim verbracht. Dort ging es ihr den Umständen entsprechend gut. Aber Sie wissen ja, was Alzheimer bedeutet.«
    »Ja.« Bernard Lefevre nickte und zeigte sich betroffen von dieser Nachricht. »Ein schreckliches Schicksal. Es tut mir unendlich leid um sie. Die Krankheit hat sie wohl alles vergessen lassen. Auch mich. Wir beide hatten eine sehr glückliche Zeit. Doch sie war nicht von Dauer. Wie nichts auf dieser Welt.« Es klang bitter und melancholisch zugleich. »Damals, nach dem Tod Ihres Vaters, hat sie mit mir Schluss gemacht. Das habe ich nie verstanden, musste es aber gleichwohl hinnehmen.«
    »Was haben Sie denn beruflich gemacht?«, wollte Céline wissen, die sich bisher zurückgehalten hatte.
    »Ich bin Zahnarzt. Vor zwei Jahren habe ich meine Praxis im 11. Arrondissement aufgegeben. Ihre Mutter habe ich seinerzeit im Paradis kennengelernt. Das ist ein Tanzlokal an der Bastille. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und zwar bei uns beiden. Aber wir hatten keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft. Lucia war verheiratet und ich ebenfalls. Meine Frau ist einige Monate, nachdem Lucia unsere Affäre beendet hatte,
an einer schweren Lungenentzündung gestorben. Wir wären beide frei gewesen, doch das Schicksal hat es anders gewollt.« Bernard schaute verloren, als tauche er tief in seine Erinnerungen ein. Nach einer Weile fügte er hinzu: »Nach unserer Trennung war ich noch einige Male im Paradis, doch Lucia habe ich dort nie wieder gesehen.«
    LaBréa betrachtete den Mann, mit dem seine Mutter den Vater jahrelang betrogen hatte. Er schien intelligent und kultiviert zu sein, sah auch heute immer noch gut aus. Lucia LaBréa hatte sich nicht in irgendjemanden verliebt. Sie musste ihn wirklich geliebt haben, sonst hätte sie nicht so viele Jahre ein Doppelleben führen können, von dem die Familie bis nach ihrem Tod nicht die geringste Ahnung gehabt hatte. Auch er war verheiratet gewesen. Wo hatten sie sich getroffen? Spielte das eine Rolle? Wollte er das wirklich wissen? Niemandem stand es zu, über Lucia und Bernard moralisch zu richten. LaBréas Mutter war nach langer, unheilbarer Krankheit gestorben. Ihre Erinnerungen an die Stationen ihres Lebens hatten sich im Lauf der Jahre verflüchtigt. Auch jegliche Erinnerung an Bernard war vom schwarzen Loch des Vergessens geschluckt worden. Doch Bernard hatte sie nicht vergessen - und ihr am heutigen Tag die letzte Ehre erwiesen.

21. KAPITEL
    A m Dienstag der darauffolgenden Woche war Michel Catteau so weit genesen, dass er das Krankenhaus verlassen konnte und in eine Häftlingszelle des Justizpalastes überführt wurde. Aufgrund der erdrückenden Beweislast und entgegen ihrer ursprünglichen Absicht hatten LaBréa und Couperin darauf verzichtet, den Verdächtigen noch einmal im Krankenhaus zu vernehmen. Vom psychologischen Standpunkt aus gesehen erschien es besser, ihn einige Tage schmoren und über seine Lage grübeln zu lassen. Konfrontiert mit den Beweisen und in der nüchternen Atmosphäre eines Vernehmungsraums würde Catteau möglicherweise doch zu einem Geständnis bereit sein. Insbesondere im Hinblick auf den Mord an Dolores Catteau und Léonore Foures.
    Es war früher Nachmittag, als Catteau ins Vernehmungszimmer geführt wurde. Sein rechter Arm steckte in einer Schlinge, um die verletzte Schulter zu entlasten. Seine Wangen waren unrasiert, das Bärtchen über der Hasenschartennarbe ungepflegt. Die Häftlingskleidung schien eine Nummer zu klein zu sein. Auf Häftlinge mit einer Körpergröße von mehr als einem
Meter neunzig war man offenkundig nicht eingestellt. Catteaus auffällig blaue Augen blickten stumpf ins Leere, als er auf einem Stuhl am Vernehmungstisch Platz nahm und der uniformierte Polizist ihm die Handschellen abnahm. LaBréa und der Ermittlungsrichter hatten dem Häftling gegenüber Platz genommen. Couperin räusperte sich, musterte Michel Catteau aufmerksam und schaltete dann das Tonband ein, das auf dem Tisch stand.
    »11. Oktober, 15 Uhr«, sagte Couperin. »Vernehmung von Michel Catteau im Beisein von Commissaire LaBréa.«
    In knappen Worten konfrontierte er den Beschuldigten mit den Fakten der Mordfälle Griseldis Géminard,
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