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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Annie Normand und Patrice Montana. Etwas ausführlicher ging Couperin auf die Beweislage ein, insbesondere auf die Ergebnisse der DNA-Analysen und der ballistischen Untersuchung der Waffe, mit der Catteau seinen Cousin erschossen hatte. Er machte dem Beschuldigten klar, dass es keinen Zweifel daran geben konnte, dass er in allen drei Fällen der Täter war.
    »Jedes Geschworenengericht wird Sie aufgrund dieser Fakten schuldig sprechen, Monsieur Catteau«, sagte Couperin abschließend. »Ihr Geständnis brauchen wir also nicht unbedingt. Es wäre aber in Ihrem Interesse, wenn Sie eins ablegen würden.«
    Michel Catteau hatte den Ausführungen des Ermittlungsrichters schweigend zugehört und äußerte
sich auch jetzt nicht. LaBréa, der ihn scharf beobachtete, war nicht entgangen, dass der Gesichtsausdruck des Mannes sich nach und nach verändert hatte. Von der anfänglichen Teilnahmslosigkeit war nichts mehr geblieben. Mienenspiel und Körperhaltung ließen eine nervöse Unruhe erkennen. Seine Augen flackerten, die ineinander verschlungenen Hände konnte er keinen Moment stillhalten. Der Mann wirkte angespannt und erregt. Genau der richtige Zeitpunkt, ihn mit den Dingen zu konfrontieren, die die Polizei nicht beweisen konnte, und ihm ein Geständnis zu entlocken.
    LaBréa lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust.
    »Erzählen Sie uns, wie es war, als Sie seinerzeit mit Ihrer Mutter in dem alten Stellwerk auf dem Gelände der Gare de Lyon gelebt haben.«
    Michel Catteau zuckte zusammen, und LaBréa wusste, dass er einen empfindlichen Punkt getroffen hatte. Er wartete einen Augenblick, doch Catteau senkte den Blick und schwieg.
    »Als sie ermordet wurde, waren Sie noch ein Junge, dreizehn, vierzehn Jahre alt. Ihre Mutter arbeitete als Prostituierte. Das ist Ihnen doch bestimmt nicht entgangen, oder?«
    In einer heftigen Bewegung hob Catteau den Kopf, drehte ihn ostentativ zur Seite und presste seine Lippen zusammen. LaBréa wechselte einen Blick mit Couperin und setzte nach.

    »Ihre Freier suchte sie sich in der Gegend um die Bahnhöfe Gare de Lyon und Gare d’Austerlitz. Sie brachte sie mit nach Hause, in das alte Stellwerk. Wer hat eigentlich damals das Schloss an der Tür ausgetauscht? War es Ihre Mutter?« LaBréa beugte sich über den Tisch. »Oder Ihr Cousin Patrice? Wer kam überhaupt auf die Idee mit dem Stellwerk? War es Zufall, dass Sie und Ihre Mutter dort unterkamen?«
    Michel Catteau schüttelte heftig den Kopf. Es war eine erste Reaktion, und LaBréa wusste, dass er jetzt nicht nachlassen durfte.
    »Haben Sie damals das Stellwerk entdeckt?«
    Der Beschuldigte machte eine vage Kopfbewegung, die man als Zustimmung deuten konnte. LaBréa sprach rasch weiter. Um jeden Preis wollte er verhindern, dass Catteau wieder in Teilnahmslosigkeit zurückfiel.
    »Sie gingen ja damals nicht mehr zur Schule. Was haben Sie denn den ganzen Tag gemacht? Unternahmen Sie Streifzüge durch die Bahnhöfe? Hatten Sie Freunde? Und was geschah nachts, wenn Ihre Mutter die Männer mit nach Hause brachte? Sie haben doch mitbekommen, was da passiert ist. Oder nicht?«
    Michel Catteau ballte plötzlich die Fäuste. Die Narbe unter seinem Bärtchen lief rot an, genau wie bei seiner ersten Vernehmung im Krankenhaus.
    Bewusst legte LaBréa jetzt eine härtere Gangart ein.

    »Wie fanden Sie es denn, dass Ihre Mutter als Nutte gearbeitet hat? Dass sie ständig irgendwelche Kerle mit nach Hause brachte? Dreckige, nach Alkohol und Ausdünstungen stinkende Männer, die sich auf ihr ausgetobt haben? Hat ein Junge da noch Achtung vor seiner Mutter?«
    In höchster Erregung sprang Michel Catteau jetzt auf.
    »Diese Schlampe! Vor der hatte ich nie Achtung!« Seine Stimme überschlug sich hysterisch, und er schlug krachend mit der Faust des unverletzten Arms auf den Tisch. »Jede Nacht kam sie mit diesen Typen an! Widerliche, ungewaschene Kerle, die nach Schnaps gestunken haben...« Er stockte und lehnte sich vor gegen die Tischkante. Der Polizist, der während der Vernehmung Posten an der Tür bezogen hatte, wollte eingreifen, doch Couperin bedeutete ihm, es zu unterlassen.
    »Setzen Sie sich, Catteau«, sagte er ruhig. »Warum sind Sie plötzlich so aufgebracht? Erzählen Sie uns doch in aller Ruhe, was damals passiert ist. Sie waren ein Kind, Sie konnten nichts dafür, in welchen Verhältnissen Sie in dieser Zeit leben mussten.«
    »In welchen Verhältnissen?«, schrie Catteau und warf dem Ermittlungsrichter einen
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