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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Catteau ergibt eine eindeutige Übereinstimmung mit den Spuren, die auf dem Seidenschal von Griseldis Geminard sichergestellt wurden und mit den Asservaten aus dem Mordfall Annie Normand. Und die Analyse hat zweifelsfrei erbracht, dass Catteau der Sohn dieser Frau ist.«
    »Sie heißt Dolores Catteau und ist die Mutter des Verdächtigen«, warf LaBréa ein.
    »Ja. Und was Patrice Montana betrifft: Über sein X-Chromosom konnten wir die Verbindung zum X-Chromosom von Dolores und Michel Catteau herstellen.
Montana ist mit Dolores Catteau und ihrem Sohn blutsverwandt, und zwar mütterlicherseits. Montanas Mutter und Dolores Catteau müssen Schwestern gewesen sein.«
    »Das heißt, Michel Catteau ist der Cousin von Patrice Montana.«
    »Richtig. Mit diesen Beweisen hast du den Mörder von Griseldis Geminard und Annie Normand, Maurice. Dass er seinen Cousin gestern erschossen hat, steht ja auch so gut wie fest.«
    »Ich warte noch auf das Ergebnis der ballistischen Untersuchung. Ist aber wahrscheinlich nur noch eine Formsache.«
     
    In der Eingangshalle des Präsidiums begegneten LaBrea und Claudine dem Schöngeist, dessen Dienstwagen mit Chauffeur bereits vor dem Gebäude wartete. Direktor Thibon hatte den Gürtel seines hellen Trenchcoats lässig geknotet und hielt einen schwarzen Stockschirm in der Hand.
    »Nun, LaBréa, haben Sie das Geständnis des Mannes?«, fragte er von oben herab.
    »Noch nicht, Monsieur. Aber das brauchen wir auch nicht. Die Beweise sind erdrückend. Ich denke, dass der Ermittlungsrichter ihn morgen im Krankenhaus vernehmen kann.«
    »Hoffentlich! Und was die Beweise angeht, da halte ich mich an den Grundsatz: ›Wer zu viel beweist, beweist
gar nichts!‹ Altes französisches Sprichwort, LaBrea.«
    LaBréa nickte und dachte sich seinen Teil.
    »Und was ist mit der Mordsache Gare de Lyon? Wie weit sind Sie da?«
    »Das wird schwierig. Michel Catteau könnte ebenfalls der Täter sein. Mal sehen, ob er gesteht.«
    »Das hängt doch ganz davon ab, wie Sie es anstellen, LaBréa. Und Couperin, na ja...« Verächtlich winkte er ab. »Sie wissen ja, dass ich ihn für ein Weichei halte. Setzen Sie Catteau unter Druck. Dann wird er schon den Mund aufmachen.«
    »Wenn er diese Frau, die übrigens seine Mutter war, getötet hat, kann man ihn sowieso nicht mehr dafür belangen. Er war damals minderjährig.«
    Thibon rauschte ohne zu antworten davon.
     
    In der Zwischenzeit hatten die Techniker der Ballistikabteilung bestätigt, dass der bei Catteau gefundene Schalldämpfer zu seiner Waffe passte, und dass Patrice Montana mit dieser Waffe erschossen wurde. Die Beweise würden vor Gericht ausreichen, um den dreifachen Mörder für immer hinter Gitter zu bringen. Doch LaBréa wollte ein Geständnis. Ob der Mord an Dolores Catteau je geklärt würde, war fraglich. Auch wenn sich die Hinweise verdichteten, dass ihr eigener Sohn die Tat begangen hatte, und dass auch hier das Motiv in seiner Kindheit und Jugend zu suchen war.
Gegen elf Uhr dreißig verließ LaBréa sein Büro. Im strömenden Regen ging er nach Hause. Seine Kleidung war bereits nach fünf Minuten Fußweg durchnässt, seine Füße und Hände kalt. Er freute sich auf ein langes, heißes Bad und auf einen freien Nachmittag. Seine Mitarbeiter würden sich um den Papierkram kümmern, und morgen wollten er und Couperin zu Catteau ins Krankenhaus fahren.
    In einer Toreinfahrt in der Rue du Temple stand eine junge Frau und telefonierte. Sie schien vollkommen aufgelöst und schluchzte laut. LaBréa blieb stehen, doch die Frau beachtete ihn nicht. Ihre Stimme klang jetzt beinahe hysterisch.
    »Warum?«, schrie sie ins Telefon. »Warum machst du das? Hab ich nicht alles für dich getan? Ich hab gekocht, hab mich um die Wohnung gekümmert. Bin immer für dich da gewesen. War dir das alles nicht genug? Ich liebe dich doch...« Ihre letzten Worte gingen im heftigen Schluchzen unter. Sie hielt den Hörer an ihr Ohr, als wolle sie sich daran festklammern wie an einem Rettungsanker.
    LaBréa ging weiter. Er wusste, dass er hier nicht helfen konnte. Eine Trennungsgeschichte, wie es sie hundertfach jeden Tag in dieser Stadt gab. Der Kampf, das flehentliche Betteln um etwas, das bereits verloren war. Die Frau mochte nicht älter als fünfundzwanzig sein. Ein junger Mensch, der das Leben noch vor sich hatte und die gescheiterte Beziehung bald vergessen haben würde.

    Monsieur Hugo steckte seinen Kopf aus der Tür, als er LaBréas Schritte im Hausflur hörte. Er gab
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