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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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geschah so schnell, dass Caxton zuerst glaubte, es wäre nur in ihrem Kopf geschehen. Sie blinzelte, aber das blaue Licht kehrte nicht zurück. Um sie herum war nur undurchdringliche Dunkelheit, so dicht, dass sie das Gefühl hatte, sie scheuerte an ihren trockenen Augen.
    »O Gott«, sagte sie. »Sie wissen es. Sie wissen, dass hier etwas passiert. Was machen wir jetzt?«
    Arkeley antwortete nicht. Sie griff nach seinem blutigen Handgelenk. Der Puls schlug noch, aber der Fed musste das Bewusstsein verloren haben.
    Caxton durchsuchte ihre Taschen, auf der Suche nach irgendeiner Lichtquelle. Egal was für einer. Scapegrace hatte ihr fast alles abgenommen: Handy, PDA, Handschellen. »Danke, danke«, flüsterte Caxton, ohne zu wissen, an wen sie sich eigentlich wandte. Der Vampir hatte ihre MiniMaglite übersehen. Vermutlich weil man damit niemanden verletzen konnte. Sie richtete sie auf Arkeley. Die Taschenlampe spuckte einen nebeligen, hellblauen Lichtstrahl aus, der sie einen Augenblick lang blendete. Das Licht reichte gerade aus, um zu sehen, dass er noch atmete.
    An der einen Wand war ein Telefon befestigt. Sie schnappte sich den Hörer und hielt ihn ans Ohr. Kein Freizeichen. Sie drückte die Gabel ein paar Mal herunter, aber das nutzte nichts. Wer auch immer den Strom unterbrochen hatte, musste auch die Telefonleitungen des Sanatoriums gekappt haben.
    Was bedeutete, dass sie alles wussten. Sie wussten, wo sie war und wie ihr erster Zug aussehen würde.
    Wenn die Halbtoten – und der letzte Vampir – wussten, dass sie auf Malverns Station war, dann musste Caxtons erstes Ziel sein, hier zu verschwinden. Sie konnte Arkeley nicht bewegen – er war beträchtlich schwerer als sie, und sie konnte ihn nicht über den Boden schleifen –, also würde sie ihn zurücklassen müssen. Wenn die bösen Jungs ihn aus Spaß töteten, würde sie sich für alle Ewigkeit dafür hassen. Sie konnte nur hoffen, dass der Feind zu sehr damit beschäftigt sein würde, sie zu töten.
    Sie schwenkte die Lampe, fand den Ausgang und schob sich die Korridorwand entlang. Die Glock blieb im Holster, damit sie keine Kugel verschwendete, falls sie vor ihrem eigenen Schatten erschrak. So hätte Arkeley gehandelt, und es erfüllte sie mit Stolz, daran gedacht zu haben. Natürlich hätte Arkeley an diesem Punkt bereits einen Plan gehabt. Und wäre schon dabei gewesen, ihn auszuführen.
    »Denk nach«, sagte sie und versuchte die Furcht zu durchbrechen, die ihren Verstand wie eine Eisschicht einhüllte. »Denk nach.« Was konnte sie realistisch erreichen? Sie war nicht stark genug, um einen weiteren Vampir und eine unbekannte Anzahl Halbtoter anzugreifen. Reyes hatte sie nur mithilfe von Vesta Polders Amulett schlagen können, und Scapegrace war gestorben, weil sie ihn überrascht hatte und nicht, weil sie über irgendwelche besonderen Fähigkeiten verfügte. Wenn sie also nicht kämpfen konnte, was konnte sie dann tun?
    Sie konnte fliehen. Sie konnte das Sanatorium verlassen und Verstärkung rufen. Es war der einzige umsetzbare Plan. Die Halbtoten würden versuchen, sie aufzuhalten, das war ihr klar. Sie versuchte, wie ein gesichtsloser Freak zu denken.
    Sie hatten sie nicht frontal angegriffen – nein, das würden sie nicht tun. Sie waren Feiglinge. Das hatte Arkeley ihr immer wieder gesagt. Sie würden sich zurückziehen, sie ihrer Sicht und Kommunikationsmöglichkeiten berauben. Sie würden versuchen, sie aus der Reserve zu locken, sie direkt in ihre Fallen laufen zu lassen. Die Halbtoten hatten bestimmt den Haupteingang gesichert. Den Weg zu gehen, den sie gekommen war, wäre Selbstmord. Sie betrat den ersten abzweigenden Korridor, den sie fand.
    Sie erinnerte sich an ihren ersten Besuch im Sanatorium. Damals hatte sie es für ein großes, unheimliches Labyrinth gehalten. Ohne Licht war es noch viel nervenaufreibender, und es fiel noch schwerer, den Weg zu finden. Sie wusste, dass sie in südöstliche Richtung ging, auf den Gewächshausflügel zu. Ja, das wäre gut. Wenn sie es bis nach draußen schaffte, würde sie sich viel sicherer fühlen. Möglicherweise würde das Mondlicht etwas Nützliches enthüllen.
    Die Taschenlampe stach in die Dunkelheit und erhellte weniger, als ihr recht war. Sie lief durch eine Galerie matter Reflektionen und langer Schatten. Dort vorne im Dunkeln konnte alles Mögliche auf sie warten. Alles. Sie hielt den Rücken an die Wand gedrückt und schob sich weiter, Schritt für Schritt. Sie hatte keine andere
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