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Der letzte Single fangt den Mann

Der letzte Single fangt den Mann

Titel: Der letzte Single fangt den Mann
Autoren: Burgess Gemma
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die Finanznachrichtenagenturen checken und schauen, was sich an den Börsen tut. Bis jetzt noch nichts. Hurra. Andernfalls bräuchte ich eine Meinung. Und es ist schwer, sich eine Meinung zu bilden, wenn es einen nicht wirklich interessiert.
    Dabei könnte ich so einfach meine Lebensqualität verbessern: Lasst mich morgens um neun anfangen und anziehen, was ich will. Heute trage ich meine Uniform: cremefarbenes Oberteil, graue Hose, Pumps. Das Oberteil schimmert seidig, und die Hose hat einen hohen Bund. Das ist die angesagte Mode in meinem Büro, was selbst für das Londoner Bankenviertel ausgesprochen konservativ ist. Die meisten Kolleginnen tragen stinklangweilige Kostüme, schlecht kombinierte Blusen und vernünftige, geschlossene Schuhe mit flachen Absätzen. Eine zu schicke Aufmachung zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Ich glaube, mein Job ist schuld daran, dass ich nicht so stilsicher bin wie Plum. Man muss nämlich immer wieder neue Stile ausprobieren, bis man einen Instinkt dafür entwickelt, was einem steht.
    Ich hole mein Notizbuch heraus und gehe die Liste von gestern durch (ich bin ganz groß im Listenschreiben, wie Sie wahrscheinlich bemerkt haben). Ich streiche Erledigtes durch und übertrage unerledigte Aufgaben in eine neue Liste, als mein Handy klingelt.
    » Plummy Plum«, sage ich leise. » Ich bin…«
    » Ich weiß, du bist bereits auf der Arbeit«, sagt sie. Plum arbeitet in der PR -Branche und muss erst um neun anfangen. Ich weiß, dass sie noch im Bett liegt. » Nur zehn Sekunden. Wie ist es gelaufen?«
    Ich seufze. » Ziemlich mies. Dafür brauche ich länger als zehn Sekunden.«
    » Und ich dachte, du verliebst dich und kommst endlich unter die verdammte Haube«, sagt sie gähnend.
    Ihre Stimme klingt morgens belegt. Sie raucht zu viel. Und sie flucht zu viel.
    » Träum weiter«, antworte ich und lege schnell auf, als Alistair kommt.
    Vielleicht hat Robert auch damit recht: Liebe und Dates sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
    » Jeder hat einen Traum!« Alistair hat morgens die beste Laune. » Wovon träumt ihr? Wovon träumt ihr? Willkommen in Hollywood.«
    » Nur echte Männer sind fähig, aus Pretty Woman zu zitieren«, erwidere ich, während er sich setzt.
    » Ach ja?«
    Alistair machte in seinem Bewerbungsgespräch einen schüchternen und fleißigen Eindruck, aber er entpuppte sich bald als das genaue Gegenteil. Wir sind inzwischen fast so etwas wie Freunde geworden– man bedenke, dass ich normalerweise keine Freundschaften mit Kollegen schließe.
    Charlotte dagegen, die, wie ich sehe, gerade durch den Flur huscht, ist… na ja… langweilig. Ja, es ist fies von mir, so über eine Arbeitskollegin zu reden, die mir nie etwas getan hat, aber ganz ehrlich, Charlotte ruft nicht gerade Sympathien hervor. Kann sein, dass ich manchmal sehr still bin, aber Charlotte ist praktisch stumm. Ihre Haare, ihre Haut und ihre Kleidung sind eine Mischung aus verschiedenen Graubrauntönen, und im Winter trägt sie Ponchos (Ponchos!) über ihrem Kostüm, wodurch sie unweigerlich an einen Pilz erinnert, da sie keine Elle-Macpherson-Figur hat. Ich bin sicher keine Modeexpertin, aber ich erkenne ein » So nicht!«, wenn ich es sehe.
    » Guten Morgen, Charlotte«, sage ich fröhlich, als sie an ihrem Tisch Platz nimmt.
    » Morgen«, erwidert sie ausdruckslos.
    Sehen Sie? Sie gibt sich kein bisschen Mühe.
    Ich bekomme eine SMS von meiner Schwester Sophie.
    Date. Details, bitte. Ich will alles wissen.
    Ich seufze wieder. Ich wünschte, ich hätte nicht allen von meinem ersten Date erzählt. Nun muss ich allen erzählen, wie schrecklich es war. Obwohl ein schlimmes Date nicht zwingend bedeutet, dass ich für immer Single bleiben werde, oder? Beziehungsweise einsam ende, verbittert und… verzweifelt… (Allmählich hasse ich dieses Wort, das letzte, meine ich.)
    Ich öffne eine neue E-Mail an Plum, Henry und Sophie:
    Ich werde mich nur einmal dazu äußern, also lest diese Mail aufmerksam. Das Date war eine Katastrophe. Ich hatte verbalen Durchfall. Habe die ganze Speisekarte laut vorgelesen. Habe ihn mit Fragen gelöchert über jeden, den er kennt. Habe ihm die ganze Geschichte mit der Trennung von Peter erzählt. Habe ständig dumme Kommentare von mir gegeben. Er hat, sobald er konnte, die Flucht ergriffen. Ohne Gutenachtkuss. Und ich war ziemlich betrunken.
    Gegen elf Uhr kommen die Antworten. Meine Schwester Sophie ist die Erste:
    O Abigail. Vielleicht solltest du ihn anrufen und dich entschuldigen.
    Hat
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